Als gemeinsamen "Spaziergang" zum Rathaus setzten die Demonstranten ihre zuvor aufgelöste Kundgebung fort. Foto: Lück

So wurde die aufgelöste Demo doch zur Demo. Montagabend, kurz vor 19 Uhr. Kinder stellen Schuhe vor die Plakate, die an der Rathaustür lehnen –­ die Slogans: "Lasst unsere Kinder atmen!" Das Ende einer aufgelösten Corona-Demo.

Horb - Schon am Wochenende hatte die Schuh-Aktion vor der Schule in Talheim Furore gemacht. Protest gegen Tests und Maskenpflicht an Schulen.

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Am Montagabend wollte dann Ralf Schlatter – der sich selbst als "Querdenker" bezeichnet – einen zentralen Protest in Horb starten. Das Motto: "Lasst unsere Kinder atmen"!

Doch beim Start auf der Inselspitze am Flößerwasen gibt es ein Problem: Ordnungsamtsleiter Thomas Staubitzer und Mitarbeiterin Michaela Kronenbitter erklären, dass für die angekündigte Demo Maskenpflicht gilt. Und alle, die keine Maske tragen dürfen – mit Attest – mussten das Face-Shield tragen. Deshalb solle die Demo aufgelöst werden.

Demo vor eigentlichem Beginn schon aufgelöst

Ralf Schlatter ist erst mal konsterniert: "Das kann doch nicht sein, dass immer neue Auflagen kommen. Ich wusste das nicht." Kronenbitter sagte: "Die Verfügung ging ihnen am Freitag zu."

Kurze Beratung – Schlatter geht zu Sue Graf, beide kommen zurück. Graf: "Ich schlage vor, dass wir die Aktion heute offiziell beenden."

Staubitzer und Kronenbitter nicken. Sue Graf ruft dann den gut 30 Teilnehmern zu: "Die Veranstaltung ist offiziell aufgelöst. Jeder darf aber spazieren gehen, denn jeder ist ein freier Mensch."

Auch Schlatter bleibt ruhig, appelliert an die Polizei: "Die Regeln sind immer da. Doch wenn sie nicht gut sind, dann müssen auch Sie auf die Straße gehen. Führende Forscher sagen: Wenn man nach der Impfung krank wird, sorgt der Impfstoff dafür, dass die Wirkungen der Infektion viel schlimmer sind."

Sagt noch, warum er Querdenker ist: "Ich tue das für meinen Sohn. Er ist 13. Seit dem Lockdown hängt er nur noch zu Hause!" Versackt am Computer.

Abstand entspricht größtenteils den Regeln

Die ersten "Spaziergänger" starten. Gehen ruhig am Schnelltestzentrum vorbei. Ohne Maske, ohne Face-Shield. Ganz friedlich, sodass sogar die extra bestellte Security an der Markthalle Gelegenheit hat, an die Inselspitze zu kommen. Ein Polizei-Bus fährt gemächlich Richtung Bahnhof.

Dann ziehen die "Spaziergänger" an der Dammstraße entlang, am Einkaufszentrum, ziehen mit ihren Plakaten am "Stern Kebap" vorbei. Halten die Autofahrern die Plakate wie "Steht auf" oder "Stoppt die Corona-Diktatur" entgegen.

Dann kommen die "Spaziergänger" am Rathaus an. Stellen die handgemalten Transparente vor die Eingangstür, Erwachsene und Kinder stellen Schuhe ab. Genauso, wie es Ralf Schlatter bei seiner Facebook-Einladung für die Demo angekündigt hatte. Die gut 30 Demonstranten – immer noch ohne Maske – stehen davor. Der Abstand – entspricht größtenteils den AHA-Regeln.

Ansammlung am Rathaus wird ebenfalls aufgelöst

Dann steht alles. Staubitzer und Kronenbitter kommen endlich die Marktsteige hoch. Der Ordnungsamtsleiter stellt fest: "Jetzt haben wir hier eine Ansammlung." Ralf Schlatter: "Ich bin nicht mehr der Versammlungsleiter. Ich habe die Demo aufgelöst."

Thomas Staubitzer stellt sich vor die Rathaustür. Sagt: "Ich möchte Sie bitten, die Ansammlung aufzulösen!"

Die "Spaziergänger" fügen sich. Einige stellen noch ihre Transparente vor die Rathaustür.

Das Fazit: Egal, was man vom Anliegen der Demonstranten hält – die eigentlich aufgelöste Demo wurde dann doch zur Demo. Sowohl "Querdenker" Schlatter, die "Spaziergänger" als auch Polizei und Ordnungsamt bleiben entspannt. Und beide Seiten können sagen, dass sie ihr Anliegen umgesetzt haben.