Alles was mit Corona zu tun hat zeigt eine Ausstellung im Schiltacher Museum am Markt, die Stadtarchivar Andreas Morgenstern jetzt eröffnete. Foto: Herzog

Museum am Markt: Bürger können "Sammlerstücke" zu Corona abgeben / Geschichten zur Pandemie

Im Museum am Markt gibt es jetzt eine Corona-Ausstellung. Die Bürger können weiterhin Sammlerstücke abgeben, da in den Vitrinen noch genügend Platz ist.

Schiltach. Eine Handvoll Besucher wollten am Samstagnachmittag bei der Eröffnung durch Stadtarchivar Andreas Morgenstern dabei sein. Arg viel mehr hätten es aufgrund der Hygienevorschriften auch nicht sein dürfen.

Wie der Museumsleiter einräumte, habe er im September 2019 nicht gedacht, dass es bis zur nächsten Ausstellungseröffnung ganze zwei Jahre dauern werde. Bereits im April 2020 habe die Stadt die Bürger dazu aufgerufen, alles für sie Erinnerungswürdiges vorbeizubringen. Für eine Bilanz sei es sicher noch zu früh, ein Zwischenfazit könne aber gezogen werden. Jeder habe die Pandemie anders erlebt und durchlebt. Manchem fehle etwas, weshalb er gerne mit den Besuchern ins Gespräch kommen wolle.

270 Seiten Verordnungen

Beim Rundgang durch die Ausstellung wies Morgenstern auf eine Vitrine mit rund 270 DIN-A4-Seiten Corona-Verordnungen hin. Man habe diese immer nur mit der neuesten Version ergänzt. Es sei jedoch äußerst schwierig, was man aktuell gerade dürfe und was nicht. Die Vitrine, in denen die Kinder im Mittelpunkt stünden, sei ihm am Wichtigsten. "Die haben wohl am stärksten unter der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen gelitten", soist der Archivar überzeugt.

Sein größtes Erlebnis sei gewesen, als er das Verbotsschild für die Nutzung des Spielplatzes versehentlich einen Tag zu früh entfernt habe und gleich tags darauf das Spielgelände mit fröhlichen Kindern gefüllt gewesen sei. Die in den Texten geschilderten Geschehnisse der Kinder seien teils lustig, teils traurig.

Der siebenjährige Timo beklage sich darin, dass er nicht mehr zur Schule und seine jüngere Schwester nicht mehr in den Kindergarten gehen dürfe, Spielplätze, Hallenbad und Tierparks geschlossen seien und sein Flötenunterricht ausfalle. Manchmal sei die Corona-Zeit wie Urlaub, da man viel Zeit mit der Familie verbringe, schreibe Timo.

Ein lustiges Sammlerstück stelle das Aldi-Prospekt zum Silvesterböller-Verkauf dar, der dann verboten worden sei, erinnerte der Stadtarchivar. Es habe auch Widerstand gegeben. Die beiden Plakate "Korrupte Regierung" und "Nein zur Impfpflicht" habe die Stadt nicht freiwillig bekommen sondern vom Bauhof, der sie am Parkplatz der Bundesstraße in Vorderlehengericht und am Norma-Markt abgehängt habe. Wem sie gehörten seien nicht bekannt.

Masken in vielen Varianten

Eine weitere Vitrine ist dem Look der Pandemie mit Masken in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Materialien gewidmet. Ausstellen bedeute auswählen. Hier sei allerdings nichts ausgewählt, sondern alles Hergebrachte ausgestellt. Damit handle es sich genau genommen nicht um eine Ausstellung, sondern um eine Präsentation. "Wir haben noch Platz, die Sammlung kann bis zum Ausstellungsende am 1. November ergänzt werden.

Man sollte, so Morgenstern, nicht nur Dinge von früher zeigen, die abgehandelt sind, sondern auch von der Gegenwart, über die man noch streiten könne. "Niemand macht sich darüber Gedanken, dass die Gegenwart für die kommenden Generationen wichtig ist, aber nichts aufbewahrt wird", stellte Morgenstern fest.