Vor 200 Jahren wurde in Bitz Conrad Schick geboren, nachmaliger Städtebaupionier im Heiligen Land. Jetzt hat die evangelische Kirchengemeinde Bitz den runden Geburtstag des wohl prominentesten Bitzers überhaupt gefeiert.
Bitz - Seit 1984 trägt der Evangelische Kindergarten in Bitz des Mannes, der das Stadtbild des neuzeitlichen Jerusalem entscheidend mitgeprägt und der Forschung zum antiken Jerusalem kaum weniger entscheidende Impulse gegeben hat.
Conrad Schick wurde 1822 in Bitz geboren, er war 24, als ihn der Begründer der Pilgermission St. Chrischona, Christian Friedrich Spittler, nach Jerusalem entsandte, wo er ein protestantisches Brüderhaus begründete. Spittlers Finanzierungsmodell – Schick und sein Partner Ferdinand Palmer sollten aus Deutschland zugeschickte kaputte Kuckucksuhren reparieren und vor Ort verkaufen – erwies sich als wenig zukunftsträchtig. Die Uhren wollten partout kein Verkaufsschlager werden, nicht zuletzt, weil dem Vertreter vor Ort unzweifelhaft die kaufmännische Begabung abging.
Baumeister in Jerusalem
Dafür hatte er andere: Conrad Schick orientierte sich um und wurde einer der wirkungsmächtigsten Baumeister im Palästina des ausgehenden 19. Jahrhunderts: Jerusalem verdankt ihm nicht nur die erste Kanalisation, sondern auch Hospitäler und Hospize, Mädchenschulen und sogar ein ganzes Viertel, Mea Schearim, wo heute die orthodoxen Juden wohnen. Er plante kostenlos das Aussätzigenasyl, noch heute eines der prächtigsten Häuser in Jerusalem, und finanzierte mit seinem Erbe den Bau eines Wohnhauses mit 26 Zimmern, Pförtnerwohnung, Bibliothek und Hauskapelle – heute ist das Haus Tabor Domizil des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
Schreiber, Archäologe, Sympathieträger
Conrad Schick war offenkundig eine unschwäbisch großzügige Natur; seine Rechenschaftsberichte an die Zentrale schrieb er anfangs in so großen Lettern, dass sein Chef Spittler ihm die Papierzuteilung drastisch rationierte. Die Folge: Spätere Briefe sind ohne Lupe kaum zu entziffern. Wobei das Schreiben Schick leicht fiel: Er veröffentlichte zahllose wissenschaftliche Aufsätze und einige Bücher, kartierte die Grabeskirche – obwohl sie keine evangelische ist – und baute Modelle von ihr, vom Tempelberg und von etlichen Jerusalemer Bauten, die durch ihre Akuratesse bestachen: Stockwerk für Stockwerk ließen sie sich auseinander nehmen, sogar für die Kanalisation gab es eine eigene Schublade. Auch Archäologe war Schick; er grub auf dem Tempelberg und entdeckte die 2600 Jahre alte Siloha-Inschrift, die sich heute in Istanbul befindet. Den Lehrer Schick gab es ebenfalls; ab 1850 unterrichtete er jüdische Kinder im House of Industries in Schreinerei und Mechanik. Bei seiner Beerdigung auf dem Zionsberg im Jahre 1901 folgte halb Jerusalem dem Sarg – Christen, Juden, Muslime, alle hatten ihn geachtet und geschätzt.
Pfarramtssekretärin wird verabschiedet
Keine Frage, so einer hat es verdient, dass man seinen 200. Geburtstag angemessen feiert. Den Familiengottesdienst – der zudem den passenden Rahmen für die feierliche Verabschiedung der langjährigen Pfarramtssekretärin Christina Scholz bot – untermalten neben dem Kirchenchor die Kinder des nach ihm benannten Kindergartens mit ihren Liedern. Anschließend wurde vor diesem Kindergarten zu den Klängen des Posaunenchors die Gedenktafel für Conrad Schick enthüllt – Bürgermeister Hubert Schiele und Pfarrer Thomas Gerold legten gemeinsam Hand an.
Danach war im Garten und im Gemeindehaus einiges geboten: ein Sektempfang, eine Tombola, ein kleiner Basar mit Genähtem, Gestricktem und Gebackenem, ein Flohmarkt und ein Kinderflohmarkt. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt, und zwar mit Kartoffelsuppe, die zwei Kindergarteneltern gekocht hatten.
Kinogutschein für die besten Modelle
Die Kindergartenkinder gaben ein kurzweiliges Liedprogramm zum Besten; beim "Alle-meine-Entchen-Rap" klatschten die Besucher begeistert mit. Der Posaunenchor spielte zur Unterhaltung auf, und zum guten Schluss wurden die Kreationen des Kinder-Bauwettbewerbs prämiert:
Die Jury, bestehend aus Architektin Britta Bollinger und dem Modellbauexperten Siegfried Mühlnikel, tat sich nicht leicht mit ihrer Entscheidung; so viel Mühe hatten sich alle gegeben. Es war mehr als recht, dass am Ende jedes Kind einen Kinogutschein als Preis erhielt.