Vadim Feger muss sich bis zu seinem WM-Comeback wohl noch gedulden. Foto: Feger

Kampfsport: Weltmeisterschaftskampf vorerst auf Eis gelegt. Nach zweieinhalb Jahren Pause wieder zurückgekämpft

Zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit der mehrmalige Kickbox-Europameister Vadim Feger seinen letzten Kampf bestritten hat. Seine Comeback-Pläne wurden von der Corona-Pandemie zunichte gemacht.

Grund für Fegers Rückzug aus dem Wettkampfsport war die Geburt seines ersten Sohnes im Januar 2018, durch den der Kämpfer seinen Fokus mehr und mehr auf die Familie legte. Nachdem Feger im August 2018 seinen ersten schwarzen Gurt, den "ersten Dan" im Kickboxen geholt hatte, bestritt er zwar noch einen Vorbereitungskampf für den geplanten WM-Kampf – diesen WM-Fight trat er mangels der nötigen Konzentration durch Familie und Aufbau seiner beruflichen Karriere damals aber nicht mehr an.

Betreiber einer Sportschule

Die vergangenen beiden Jahre legte Feger nun sein Hauptaugenmerk auf seine Familie, die diesen Juli mit der Geburt seines zweiten Sohnes weiteren Zuwachs fand. Zudem trieb der gelernte Vermögensberater aus Dornstetten seine Sportschule, den "V1-Sportklub", weiter an und baute sich damit ein wichtiges berufliches Standbein auf.

"Mir geht es bei meiner Sportschule vor allem darum, Jugendliche anzusprechen. Es erschreckt mich zu sehen, wie viele Kinder heutzutage übergewichtig sind und vor lauter Computerspielen die einfachsten Dinge wie einen Purzelbaum nicht mehr hinbekommen. Mir geht es auch gar nicht darum, dass sie Kämpfer werden, eher die Vermittlung von so wichtigen Werten wie Disziplin und Selbstbeherrschung sind mir dabei extrem wichtig. Daher investiere ich sehr viel Energie und Herzblut in dieses Projekt."

Viel Erfahrung sammelte der Kampfsportler bereits in der Ausrichtung von Selbstverteidigungskursen, sowohl über seine Sportschule, als auch im Freudenstädter Oberlinhaus in Kooperation mit der Polizei, die er in seine Tätigkeit als Trainer optimal einfließen lassen kann. Der Dornstetter blieb durch seine Sportschule mit den Gedanken aber immer beim Kampfsport, und er selbst sah seine eigene Kampfkarriere lediglich für eine gewisse Zeit auf Eis gelegt, wodurch auch der Entschluss zum Comeback in den letzten Monaten immer konkreter wurde.

Im Spätsommer stand dann endgültig fest: "Ich wollte wieder kämpfen und mir den einen offenen Traum erfüllen: den WM-Titel." Bevor es dazu kommen konnte, stand allerdings ein gewaltiges Programm vor Vadim Feger. Während seiner Kampfpause waren einige Kilos zum ursprünglichen Wettkampfgewicht des Crusiergewichtlers hinzugekommen. Die überflüssigen Pfunde mussten natürlich zuerst einmal runter, damit einem Titelkampf im Crusiergewicht bis 88 Kilogramm nichts im Wege stand.

Spezieller Trainingsplan

Gemeinsam mit einem Ernährungsberater klügelten Feger und sein Team einen speziell ausbalancierten Trainingsplan aus. Sechs bis sieben Wochen intensives Fitnessprogramm mit unzähligen Kraft-, Ausdauer-, Schwimm- und Dehneinheiten standen auf der Agenda, in denen die ersten acht Kilogramm bereits wegschmolzen.

Danach ging es in die kampfspezifische Phase, in der vor allem Grundkampftechniken, Schritte und Schnellkraft das Training beherrschen sollten, ohne allerdings die Fitnessaspekte aus den Augen zu verlieren. Alles lief nach Plan, Feger verlor weitere zehn Kilogramm. Aufgrund dieser guten Form entschied der 31-Jährige daher in Abstimmung mit seinem Team, einen ersten Testwettkampf zu bestreiten. Dieser sollte allerdings nicht in seiner Spezialdisziplin Kickboxen ausgetragen werden, sondern im Kampfstil "Mixed Martial Arts", in der so gut wie alle Kampfsportarten vereint sind.

Anfang Oktober stand also der erste Test in Karlsruhe nach zweieinhalb Jahren Wettkampfpause an. In Runde eins lieferten sich der Dortmunder Arthur Sultanov – eher ein Spezialist im Bodenkampf – und Feger einen tollen Kampf. In Runde zwei allerdings zeigte der Ringer aus dem Siegerland seine Qualitäten am Boden und nahm Feger in die Guillotine, einen speziellen Würgegriff. Der Dornstetter Kickboxer konnte sich nicht mehr befreien und musste aufgeben. Damit endete der Test zwar nicht ganz wie erhofft, mit dem Kampf an sich aber war Feger mehr als zufrieden. "Es war klar, dass einer der aus der Ringer- oder Judoecke kommt, alles versuchen wird, mich in den Bodenkampf zu zwingen. In der ersten Runde konnte ich das gut kontern und auch den ein oder anderen Schlag landen, aber in Runde zwei dann nicht mehr. Jetzt gilt es an den Schwächen zu arbeiten und alles in Richtung WM-Kampf im Kickboxen auszurichten. Das Comeback ist aber geschafft und jetzt kommt der Feinschliff" analysierte Feger seinen Kampf.

Kurz nach seinem Ausflug in den Kampfstil „Mixed Martial Arts“ folgte für Feger das erste Highlight in seinem Comebackjahr. Nachdem er 2018 den ersten schwarzen Gürtel geholt hatte, legte er Ende Oktober die Prüfung zu einem weiteren schwarzen Gürtel ab und darf sich nun Träger des zweiten Dans nennen.

Austragung nicht möglich

Das eigentliche Highlight – der WM-Kampf, der für den Dezember geplant war – kann aber unter den momentanen Corona-Maßnahmen nicht stattfinden. Zwar steht der ausrichtende Verband WKU nach wie vor in Kontakt mit Ausrichtern und Sportlern, der Kampf liegt aber erst einmal auf Eis.

Seit der vorläufigen Absage hält sich der Dornstetter WM-Kandidat nun coronakonform fit, um mit der kampfspezifischen Vorbereitung beginnen zu können, sobald grünes Licht für den großen Fight kommt. Neben dem eigenen Training gibt der leidenschaftliche Kickboxer momentan zusätzlich Onlinekurse im Bereich Fitness und Technik über seine Sportschule. Wann allerdings Fegers offizielles Comeback als Kickboxer mit dem Kampf um den WM-Titel stattfinden wird, steht vorerst in den Sternen.