Mathias Bloech, Sänger der Band Heisskalt, hier beim Auftritt beim Green Juice Festival in Bonn Vilich Foto: IMAGO/Bonn.digital/IMAGO/Marc John

Weihnachtliches Heimspiel: Die Band Heisskalt ist zurück, hat am Sonntag ein Konzert in Stuttgart gegeben: Unsere Kritik vom Auftritt im ausverkauften LKA/Longhorn.

Ein Geheimtipp sind sie längst nicht mehr. Eher schon der Beweis dafür, wie groß eine Alternative-Band aus Baden-Württemberg in 14 Jahren werden kann. Heisskalt gründeten sich in Böblingen oder Sindelfingen, waren eine Hoffnung der Szene, verabschiedeten sich, nachdem sie ihr drittes Album als kostenlosen Download veröffentlicht hatten, auf unbestimmte Zeit. Sechs Jahre vergingen. Ehe Heisskalt am Sonntagabend im LKA spielen, standen sie in den Clubs der ganzen Republik auf den Bühnen. Ihr neues Album „Vom Tun und Lassen“ wird am 26. Januar erscheinen. Zwei Tage vor Weihnachten ist das LKA ausverkauft, ein vornehmlich junges Publikum ist da, das die Lieder von Heisskalt mitsingen kann, und die Energie der Band reißt sie alle mit.

 

Tobsucht, Schmerz und Wut

Dabei kommt fast der Verdacht auf, Heisskalt hätten die Hardrock-Variante des altbekannten Diskurs-Pops erfunden – wenn Sänger und Gitarrist Mathias Bloech gleich im ersten Song verzweifelt ruft: „Ich wär so gerne frei in meinem Denken / doch meine bürgerliche Herkunft hindert mich daran“ – oder wenn er später, in „Wasser, Luft und Licht“, einem Stück des neuen Albums, reimt: „Es gibt kein Richtiges im Falschen / da sind Menschen, die die Wälder niederwalzen.“ Betulich wird die Musik von Heisskalt deshalb lange nicht – sie steckt voller Tobsucht, Schmerz und Wut.

Mathias Bloech wird später auch ein wenig plaudern, in Erinnerungen schwelgen, an Stuttgarter Clubs, in denen er einst saß, ehe Heisskalt groß wurden. Mittlerweile lebt er in Leipzig. Der Song, der, wie der Sänger sagt, alles möglich machte, der am Anfang stand, kommt als erster der Zugabe, heißt „Hallo“ und ist ein wirklich wildes Liebeslied. Viel später nun wünscht Mathias Bloech sich, seine Kinder würden ihm so gut gehorchen, wie seine Fans.

Harte, schnelle, dunkle, intensive Songs

Blackout Problems aus München eröffneten den Abend. Auch ihre Musik ist laut, ungezügelt, emotional. Heisskalt veröffentlichten 2018 mit ihnen eine Split-Single. Bei Heisskalt leistet Marius Bornmann am Schlagzeug Bemerkenswertes, treibt den Sound seiner Band wuchtig voran. Mathias Bloech und Philipp Koch springen über die Bühne, schlagen ihre Gitarren, lassen die Saiten kreischen, die Bassistin Lola Schrode ist bei ihnen. Heisskalt spielen sich durch harte, schnelle, dunkle, intensive Songs. Sie singen von Zweifeln, Ängsten, Hoffnungen. Mathias Bloech schreit: „Ich breche aus der Hülle / und ich stolpere ins Licht.“