Ein Horrorfund im hessischen Einhausen sorgte im April 1999 für Entsetzen: Eine Babyleiche lag in Tüten eingepackt im Wald. Eine Spur führte damals nach Offenburg. 26 Jahre später ist der Fall noch ungelöst – das Fernsehen soll nun helfen, das zu ändern.
Die Identität des Neugeborenen, die seiner Mutter, warum der Säugling im Wald regelrecht „entsorgt“ wurde und was es mit einem Kassenzettel aus dem Offenburg Karstadt auf sich hat – all das ist mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem grausigen Leichenfund noch offen.
Aufgegeben haben die hessischen Ermittler nicht: Mit einem Beitrag in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ wollen sie sich nun noch einmal an die Öffentlichkeit wenden – in der Hoffnung auf den entscheidenden Hinweis, um den „Cold Case“ doch noch aufzuklären.
Ins Rollen hatte die Ermittlungen ein anonymer Zeuge am 28. April 1999 gebracht. Der Anrufer meldete den Fund einer „auffälligen Plastiktüte“ im Wald beim südhessischen Einhausen. Auf diese sei er bei einer Pinkelpause auf dem Parkplatz „Jägersburger Wald“ an der Autobahn 67 gestoßen. „Da liegt ein Säugling drin. Das wollte ich Ihnen mitteilen“, berichtete der Mann in einer fast gespenstischen Ruhe. Das Kind sei wohl bereits längere Zeit tot.
Anrufer will seinen Namen nicht preisgeben
Eine Aufnahme des Anrufs bei der Rettungsleitstelle Bergstraße ist erhalten und wurde von der Polizei jetzt veröffentlicht. Seinen Namen wollte der unbekannte Anrufer auch auf Nachfrage nicht nennen. Nach etwas mehr als einer Minute war das Telefonat beendet. Später fanden die Beamten heraus, dass der Hinweisgeber aus einer Telefonzelle auf dem Marktplatz im nahen Lorsch aus angerufen hatte.
Tatsächlich fand die Polizei an der angegebenen Stelle die Leiche eines Säuglings. Das tote Mädchen, dem die Beamten später den Namen „Frieda“ gaben, war mit einem hellen Unterhemd, einem weiß-gelben Strampelanzug mit Comic-Motiven, einer hellen Mütze bekleidet und in eine weiße Decke mit Tiermotiven eingewickelt. „Frieda“ war laut Polizei etwa zwei Tage alt geworden. Ihr Tod war vermutlich durch Ersticken eingetreten.
Eine mysteriöse Frau fällt Zeugen auf
Zunächst sah es so aus, als stünden die Chancen gut, den Fall zu lösen. Zeugen gaben an, dass sich in den späten Abendstunden des 27. Aprils und am frühen Morgen des 28. Aprils eine junge Frau an der Raststätte Lorsch aufgehalten habe, die durch ihr „unerklärliches Verhalten“ aufgefallen sei. Die Ermittlungen ergaben, dass sie nach Kaiserslautern habe reisen wollen und schließlich den Bahnhof in Ludwigshafen aufsuchte. Dort verlor sich ihre Spur jedoch. Ob sie mit dem Säugling in Verbindung steht, ist bis heute unklar.
Auch die Spur in die Ortenau lief schlussendlich ins Leere. In einer der Tüten, in der der Leichnam des kleinen Mädchens steckte, fand sich ein Kassenzettel aus der Offenburger Karstadt-Filiale. Wie eine Polizeisprecherin auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte, weist der Bon den Kauf von „nicht näher genannten Süßigkeiten im Wert von 2,99 D-Mark“ aus. Worin die Verbindung nach Offenburg besteht, ob die Mutter des Kindes möglicherweise gar von dort stammt, ist eine der offenen Fragen.
Mutter des Kindes stammt womöglich aus Offenburg
Die „Cold Case Unit“ des Polizeipräsidiums Südhessen – also die Abteilung für alte, noch ungelöste Fälle – ist mithilfe von „Aktenzeichen XY ungelöst“ auf der Suche nach der Mutter des toten Säuglings, der mysteriösen Frau und dem anonymen Anrufer.
„Wer hat Kenntnis von einer Schwangerschaft oder Entbindung einer Frau aus dem Raum Kaiserslautern, Ludwigshafen, Offenburg oder dem Kreis Bergstraße, die in der Folge ohne Kind gesehen wurde?“, fragt das Polizeipräsidium Südhessen auf seiner Webseite. Zudem werden mögliche Zeugen, die die Bekleidung des toten Babys wiedererkennen, gebeten, sich zu melden. In der Sendung soll auch der anonyme Anruf vom April 1999 abgespielt werden, in der Hoffnung, dass Zuschauer die Stimme des Mannes erkennen.
Hinweise erbeten
Der Fall „Frieda“ wird bei „Aktenzeichen XY ungelöst“ am Mittwoch, 22. Januar, zwischen 20.15 und 21.45 im ZDF thematisiert. Laut Polizeipräsidium Südhessen wird während der Sendung ein Hinweistelefon geschaltet. Zeugen können sich unter Telefon 06151/96 94 46 66 melden. Der Beitrag wird wie die anderen der Sendung ab 22 Uhr zudem unter zdf.de abrufbar sein.