Coaching, weil man beruflich feststeckt? Der Coach muss zum Klienten passen, sonst bringt die Unterstützung nichts – egal Foto: imago images/Panthermedia/AndreyPopov via www.imago-images.de

Coachingangebote gibt es zuhauf. Doch den passenden Berater für sich zu finden, ist schwierig. Was Coaching kostet und warum Experten vor unseriösen Angeboten warnen.

Viele tummeln sich im Coachingmarkt, Angebote gibt es zuhauf. In sieben Monaten zwei Karrierestufen weiter oder in fünf Monaten das Gehalt verdoppeln? „Solche Angebote haben mit seriösem Coaching nichts zu tun“, sagt Alexander Brungs, Vorsitzender des Deutschen Coaching-Verbandes (DCV).

 

Er warnt davor, sich von marktschreierischen Angeboten und Versprechungen oder garantierten Erfolgen blenden zu lassen, denn „Coaching ist immer ergebnisoffen“. Da „Coach“ in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung sei, könne sich jede und jeder Coach nennen.

Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland allein rund 9000 Business-Coaches. Weniger als zehn Prozent können allerdings vom Coaching allein leben. „Ich würde vermuten, dass weniger als die Hälfte wirklich professionelle Arbeit leistet“, sagt Uwe Kanning, der an der Hochschule Osnabrück Wirtschaftspsychologie lehrt und als Experte in Personalfragen Unternehmen und Behörden berät. Es gebe nach wie vor keine gute Qualitätssicherung auf dem Markt. „Jeder kann alles vermarkten, was er möchte“, sagt Kanning.

„Die Chemie muss stimmen“

Doch wie findet man den richtigen Coach? Das Wichtigste für ein erfolgreiches Coaching sei eine tragfähige Beziehung zwischen Coach und Klient. „Die Chemie muss stimmen. Man sollte das Gefühl haben, da könnte was dabei rauskommen“, so Brungs.

In einem Coaching werden Mitarbeiter und Führungskräfte beraten, abhängig von ihrer Position. „Coaching ist kein Prozess von der Stange, sondern richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Klienten“, sagt Christopher Rauen, Vorsitzender des Deutschen Bundesverbands Coaching (DBVC). „Als Prozessbegleiter ist der Coach kein Besserwisser“, vielmehr helfe er dem Ratsuchenden, eigene Lösungen zu finden – mit Feedback, Denkanstößen und Perspektiven. Coaching ziele immer auf die Förderung von Selbstreflexion und -wahrnehmung.

Beide Coachingverbände setzen sich für eine Professionalisierung der Branche ein und warnen vor Scharlatanen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Coaching sollte Hilfe zur Selbsthilfe sein. „Der Coach muss sich also überflüssig machen“, sagt Kanning. Er sollte auch klar benennen, welche Methoden er einsetzt und warum. Er sollte bestehende Verhaltensmuster hinterfragen, bei der Formulierung realistischer Ziele helfen, in Rollenspielen Möglichkeiten zur Reflexion verschiedener Verhaltensmuster und differenziertes Feedback geben. „All dies sind klassische Methoden, die der Veränderung menschlichen Verhaltens dienen“, sagt Kanning.

Solide Ausbildung ist wichtig

Der Coach sollte eine Grundausbildung haben, in der er abgesichertes Wissen über menschliches Verhalten gelernt – etwa ein Psychologiestudium – und aufbauend eine Coachingausbildung absolviert hat, die mehrere Monate oder Jahre dauerte, sagt Kanning. Wenn ein Anbieter sich dagegen allein auf seine Erfahrung berufe oder irgendwelche Kurzzeitausbildungen absolviert habe, sollten potenzielle Kunden lieber weitersuchen.

„Nur drei Wochenenden Coachingausbildung mit 30 Stunden reichen nicht“, sagt Experte Brungs. Man sollte schauen, ob die Angaben passen. „Ist der Lebenslauf plausibel, passen die Hintergründe? Gibt es möglicherweise Referenzen?“ Ein Zertifikat eines seriösen Verbandes könne hier Orientierung bieten. Ein bloßes Ausbildungszertifikat, das keine unabhängige Prüfung verbürgt, sei alleine nicht genug, „denn die gibt es inzwischen auch wie Sand am Meer“.

Das Vorgespräch zum Coaching

Wichtig sei ein Erstgespräch und Kennenlernen. In dem Auftragsklärungsgespräch sollten Fragen zum Vorgehen im Coachingprozess und zur Person des Coaches gestellt werden. „Erst dann entscheidet man, ob man in den eigentlichen Coachingprozess einsteigt“, sagt Brungs. Es gehe darum, zu klären, welche Erwartungen man an den Coach habe und was auf einen zukomme.

Typische Anlässe für das Business-Coaching sind laut Kanning das Thema Führung, Umgang mit Problemen oder Konflikten, die gelöst werden müssen, oder die Reflexion, wie es im beruflichen Leben weitergehen soll. Manche erhofften sich eine Analyse ihrer Stärken und Schwächen und suchten Hilfe bei der Frage, welche Karriereschritte für sie als nächstes sinnvoll wären.

Keine Bezahlung im Voraus

Am Ende müsse man entscheiden, ob man zusammenpasse und zu welchen Bedingungen das Coaching erfolge. Ein entsprechender Vertrag müsse aber auch die Möglichkeit gewährleisten, wieder aus dem Coaching auszusteigen, sagt Brungs. Womöglich stelle man fest, dass man doch nicht zusammenpasse, die Methode nicht die richtige sei, oder es könne sich im Leben etwas verändern. „Ein Coach sollte auf Nachfrage auch immer erklären können, warum er das tut, was er gerade tut. Wenn keine vernünftige Antwort kommt, sollte man überlegen, auszusteigen“, so der Experte.

Bezahlt wird das, was geleistet wurde, aber keinesfalls im Voraus. Solche Angebote seien nicht seriös. Fragen sollte man auf jedem Fall im Vorgespräch, ob dessen Kosten aufs Coaching angerechnet werden oder es sogar kostenlos ist. „Das Erstgespräch sollte auf jeden Fall nicht so viel wie eine Coachingstunde kosten“, sagt Brungs.

Was eine Coachingstunde kostet

Bei den Kosten gibt es enorme Unterschiede. Experte Christopher Rauen zufolge kostet ein qualifiziertes Business-Coaching mindestens 100 Euro pro Stunde. Dabei handle es sich jedoch um eine untere Grenze. 80 Prozent der marktüblichen Honorare bewegen sich zwischen 150 und 350 Euro pro Zeitstunde. „Ein durchschnittliches Coaching besteht aus etwa sechs bis zwölf Terminen mit je zwei Stunden, entsprechend hoch sind die Gesamtkosten“, sagt er. Die Gesamtdauer umfasse etwa neun bis zwölf Monate, nennt er als Richtwert. Bei 150 Euro pro Stunde wären das bei zwölf Sitzungen 3600 Euro, bei 350 Euro pro Stunde entspräche das Gesamtkosten von 8400 Euro.

Tipps zur Coaching-Auswahl

Erfolgsgarantie
Das Versprechen auf einen 100-prozentigen Erfolg bei der Erreichung bestimmter Ziele gibt es nicht und lässt eher unlautere Absichten vermuten. Coaching ist ein ergebnisoffener Prozess, auch wenn man sich im Vorgespräch und Vertrag auf ein Ziel festlegt, nämlich woran gearbeitet werden soll.

Qualifikation
Gute Coaches zeichnen sich durch ihre Qualifikation und Fähigkeit zur Selbstreflexion aus und beherrschen ein breites Methodenspektrum, dazu zählen etwa Frage- und Gesprächstechniken, Rollenanalysen oder Reflexionsanregungen. Vage Formulierungen und pseudotheoretische Begriffe deuten eher nicht auf sinnvolles Coaching hin. Man sollte sich fragen, ob der Lebenslauf und die Berufserfahrung des Coaches stimmig sind.

Coachingverbände
Es gibt mehr als 20 Branchenverbände, nicht alle sind seriös, deshalb ist nicht jede Zugehörigkeit eines Coaches zu einem Verband ein Qualitätskriterium. Der Dachverband Roundtable Coaching (RTC) ist ein Zusammenschluss von Berufs- und Fachverbänden, die sich für bestimmte Qualitätsstandards einsetzen – dazu zählen beispielsweise auch der Deutsche Coaching Verband und der Deutsche Bundesverband Coaching.