Tutanchamun empfängt die Besucher der CMT in Halle 6 Foto: Leif Piechowski

Die Zahl der Touristen in Ägypten ist 2013 um 22 Prozent zurückgegangen. Das Land setzt nun auf Internet-Kanäle wie Webcams, You tube und Instagram sowie heliview, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Die Zahl der Touristen in Ägypten ist 2013 um 22 Prozent zurückgegangen. Das Land setzt nun auf Internet-Kanäle wie Webcams, You tube und Instagram sowie heliview, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Stuttgart - Eine gigantische Skulptur von Tutanchamun, dem wohl bekanntesten ägyptischen Pharao, empfängt die Besucher an Stand 12b in Halle 6 der CMT. Daneben findet man einen Sarkophag, Strandbilder und Pyramiden – eben alles, was man mit Ägypten in Verbindung bringt. Um die Mittagszeit ist es verhältnismäßig ruhig, zwei der vier Mitarbeiter beraten Kunden. Entgegen aller Vermutungen interessieren sich viele trotz der Unruhen im Land für das Reiseziel. „Zunächst erkundigen sich die Leute beispielsweise nach einer Nil-Kreuzfahrt“, sagt Jochem Wagner vom Reiseveranstalter Oft. Erst dann käme die Frage nach der Sicherheit. Ähnlich verhalten sich auch Renate und Werner Neubrech aus Rockenhausen in der Pfalz. Sie erkundigen sich nach einer Rundreise und sind dennoch skeptisch. „Wir waren schon zweimal in Ägypten und konnten uns da völlig frei bewegen“, sagt Renate Neubrech. Jetzt hätten sie bei einer Reise an den Nil Angst, ihre schönen Erinnerungen zu verlieren. „Und sich nur in einem Resort zu bewegen, ist nicht unser Ding“, sagt Werner Neubrech. Die beiden wollen Land und Leute kennenlernen und sind eigentlich nicht ängstlich. Sie waren auch schon in Jordanien, obwohl die Nachbarn sie für „völlig verrückt“ erklärt hätten. Der Urlaub soll im September starten, und sie schwanken noch zwischen den Kanaren und Ägypten.

Hin- und her gerissen ist auch Uschi Maier aus Stuttgart, die ans Rote Meer fliegen will. „Ich war auch schon mal in Kairo. Das würde ich jetzt nicht mehr machen“, so Maier. Aber mit Urlaub in der Anlage könnte sie sich anfreunden, zumal Ägypten immer warm ist und der Flug nicht weit.

Deshalb zählte das Land auch zu den beliebten Urlaubszielen der Deutschen. Doch nach dem Sturz von Präsident Mursi durch das Militär ist die Zahl der Touristen 2013 um 22 Prozent zurückgegangen. Nur noch 830 000 Menschen bereisten zwischen Januar und November das Land, während es 2012 noch eine Million Gäste waren. Vor allem von Juli bis November brach die Zahl um 52 Prozent ein. Parallel dazu ist das Wirtschaftswachstum seit der Revolution von 7,2 Prozent auf 2,1 Prozent zurückgegangen, die Arbeitslosigkeit von 8,4 auf 13,2 Prozent gestiegen.

„Die Deutschen kommen ja schon noch, weil die Mundpropaganda ganz gut funktioniert“, sagt Mohamed Gamal, Direktor des Fremdenverkehrsverbandes Ägypten in Deutschland. Aber das reicht nicht. Jetzt will man das Vertrauen der Touristen zurück gewinnen. Zum einen wurden Charterflüge mit bis zu 200 Euro pro nicht verkauften Sitz subventioniert. Darüber hinaus nutzt das Land unter dem Titel „Ägypten live“ die neuen Kanäle wie Instagram und Youtube oder Webcams, die Normalität in den touristischen Zentren belegen sollen. Beim Youtube-Kanal Gesichter Ägyptens erzählen Menschen über ihren Alltag, unter www.instagram.com/aegypten werden Fotos mit kurzen Texten von Reiseleitern eingespeist, die nicht älter als 48 Stunden sind.

Ab März kommt noch ein ungewöhnlicher Baustein dazu, um Urlauber anzulocken. Im vergangenen Herbst hat die Firma Traffics aus Berlin rund 2000 Kilometer mit einem Helikopter abgeflogen und Küsten, Hotels und Sehenswürdigkeiten gefilmt. Am Computer kann der Kunde ab März dank heliview einen virtuellen Hubschrauberflug starten, sein Ziel aussuchen und buchen. „Es ist ein Versuch, mal schauen, was dabei herauskommt“, sagt Mohamed Gamal. „Aber da bekommt man dann doch ein besseres Gefühl, als wenn man nur von offiziellen Stellen erfährt, dass es sicher ist“, sagt Renate Neubrech. Und doch sind alles Momentaufnahmen. Das weiß auch Jochem Wagner. „Aber das Sommergeschäft läuft vielversprechend. Die Nachfrage nach Kulturreisen ist stark gestiegen“, sagt er. Wagner ist seit 30 Jahren im Geschäft, und nach einem Einbruch sei noch immer ein Boom gekommen.