Im Nachtleben werden Frauen oft von Männern angemacht. Manchmal führt das aber zu weit, findet Klubbetreiber Carlos Coelho. Foto: dpa

Carlos Coelho, Betreiber des Keller Klubs und des Wintergartens, zeigt sich nach den Übergriffen auf zwei junge Frauen in der Silvesternacht in Stuttgart besorgt über die Sicherheit im Nachtleben. Er fordert mehr Polizeipräsenz in der Innenstadt.

Stuttgart - Carlos Coelho kennt sich in der Stuttgarter Clubszene aus: Seit vielen Jahren betreibt er den Keller Klub in der Stadtmitte und seit kurzem übergangsweise auch den Wintergarten auf der Theodor-Heuss-Straße. Im Interview äußert er sich zur Sicherheit im Stuttgarter Nachtleben.

In der Silvesternacht haben mehrere Männer zwei 18-jährige Mädchen in der Stuttgarter Innenstadt belästigt. Können sich Frauen nach dem Feiern nicht mehr allein auf die Straße trauen?
Dass junge Frauen sexuell belästigt und beklaut werden, ist nicht hinnehmbar. Vor allem für Stuttgarter Verhältnisse ist das eine völlig neue Dimension, die ich so noch nicht erlebt habe. Es herrscht eine merkwürdige, aufgeheizte Stimmung. Auch im Keller Klub gab es in der Nacht zum Neujahr vor der Türe Unruhen, die mich ratlos gemacht haben.
Was ist geschehen?
Laut Aussagen meiner Türsteher gab es einige Männer, die sehr betrunken waren und schon beim in der Schlange stehen andere Gäste und Passanten angegangen sind. Als sie an der Türe nicht durchgelassen wurden, sind sie aggressiv geworden und haben versucht, über die Notausgänge in den Klub zu kommen. Wir haben die Situation zwar entschärfen können, werden in Zukunft aber mit unserem Sicherheitspersonal mehr Präsenz zeigen müssen.
Herr Coelho, fühlen sich die Frauen in ihrem Club wohl?
Dass Männer, vor allem betrunkene Männer, Frauen hinterherrufen und sie anmachen, ist traurig aber nicht zu verhindern. Im Keller Klub ist das nie ausgeartet. Frauen fühlen sich bei uns ziemlich wohl. Ich glaube, deshalb haben wir auch viele lesbische Gäste.
Wie kann ein Übergriff, wie er in der Silvesternacht geschehen ist, verhindert werden?
Wie wir am Stuttgarter Beispiel sehen konnten, reichen manchmal drei oder vier Türsteher, die zur Hilfe eilen, um Schlimmeres zu verhindern. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, wünsche ich mir aber mehr Polizeipräsenz. Die Beamten sind die meiste Zeit in ihren Wagen unterwegs, aber eine Fußstreife würde in der Innenstadt für mehr Sicherheit sorgen, weil die Polizisten sich an den Brennpunkten aufhalten könnten. Auch eine interne Kommunikation der Stuttgarter Clubs – zumindest zwischen den Türstehern – würde für mehr Sicherheit sorgen. Wir werden das beim nächsten runden Tisch mit der Stadt diskutieren.