Kreativ: Claudia Lambrecht aus Schwenningen. Foto: Heinig

Sie ist in der sachsen-anhaltinischen Altmark aufgewachsen mit viel Bezug zu Wiesen und Wäldern. Schon als Kind half Claudia Lambrecht dabei, Tannen zu pflanzen. Das drückt sich nun in ihrem Kunsthandwerk aus.

„Mooswerk“ heißt seit einem Jahr das, was die 37-Jährige derzeit in ihrer Werkstatt zu Hause kreiert. Das sind kleine und größere gerahmte Kunstwerke aus Moos und Holz, aus Tannenzapfen oder kleinen Vögeln aus Beton.

 

„Jedes Exemplar ist ein Stück Natur, das man sich ins Haus holen kann“, sagt die Mutter zweier kleiner Kinder und schaut aus dem Fenster ihres Hauses am Stadtrand von Schwenningen. Ihr Blick fällt dabei auf geschwungene Wiesen, Wälder und Felder, die sie – und das freut die Naturliebhaberin besonders – mit nur wenigen Schritten erreicht.

Aus der Altmark in den Schwarzwald

Sie war gerade 23 Jahre alt, als sie aus der ebenen Altmark ganz bewusst in den bergigen Schwarzwald zog und nach ihrem Studium International Administration Management in Magdeburg in St. Georgen eine Anstellung im Vertrieb eines Maschinenbauunternehmens aufnahm.

Bei der Schwenninger Kulturnacht lernte die begeisterte Anhängerin von Latein- und Standardtänzen ihren späteren Ehemann Sven kennen und lieben, zog zu ihm nach Schwenningen, heiratete und wechselte beruflich nach Zimmern. Coronapandemie und Elternzeit folgten und Claudia Lambrecht fand Zeit, sich mehr den seit Kindheitstagen tief in ihr schlummernden Leidenschaften zu widmen: der Natur und dem Handwerk.

Werkstoff Moos in Schwenningen entdeckt

Gemeinsam mit ihrem Mann, einem Schreiner und Industriedesigner, setzte sie zunächst private Holzprojekte – vom urigen Regalbau bis zum ausgefallenen Bilderrahmen – im eigenen Heim um.

Auch die regelmäßigen Spaziergänge im Schwenninger Moos trugen schließlich dazu bei, dass Claudia Lambrecht den Werkstoff Moos für sich entdeckte.

Das Geflecht bezieht sie konserviert und noch einmal grün eingefärbt und kombiniert es mit naturbelassenen Eichenholzdielen sowie Zutaten von klassischen Schwarzwälder Kuckucksuhren und erschafft daraus Kunstwerke, die im Freundes- und Bekanntenkreis in Windeseile große Aufmerksamkeit erregten.

Im Auftrag entstanden Uhren, Schlüsselbretter, „Rentnertäfelchen“, Natur- und Hochzeitsbilder in einem Umfang, der schließlich zur Gründung von „Mooswerk“ führte. Seitdem erhält sie auch Order von Unternehmen, die Jubiläums- und Abschiedsgeschenke für ihre Mitarbeiter wünschen.

Sie genießt ihre neue Tätigkeit

Für Claudia Lambrecht, die zunächst eigentlich „nicht nur Mama in Elternzeit sein wollte“, hat sich damit ein Traum erfüllt, obwohl sie sich noch immer nicht so recht traut, „größer zu denken“. Sie genießt ihre neue Tätigkeit, der sie trotz kleiner Töchter und Dank der Hilfe ihres Mannes, in jeder freien Minute ausführen kann.

Dabei entstehen immer wieder neue Ideen, und ihr Kunsthandwerk entwickelt sich stetig weiter. Bis ein neues Modell fertig ist, vergehen in der Regel mehrere Tage, schon weil das selbst gefräste, geschliffene und eingeölte Holz oder die von Hand gegossenen Spatzen aus Bastelbeton durchtrocknen müssen. Faszinierend: Das aus Island stammende Moos, Herzstück jedes Kunstwerkes, nimmt dagegen die natürliche Raumfeuchte ständig auf und gibt sie auch wieder ab.

Vielfache Unterstützung ihres Mannes

Den Schritt in die Selbstständigkeit wagte Claudia Lambrecht insbesondere aufgrund der fachlichen und familiären Unterstützung ihres Mannes. Beim diesjährigen Kunsthandwerkermarkt im Villinger Kurpark gingen beide mit den Kunstwerken zum ersten Mal an die Öffentlichkeit und wurden „überrumpelt vom Erfolg“.

Workshops werden wiederholt

Nicht nur die Werke selbst wurden stark nachgefragt. Die dort zum ersten Mal angebotenen Workshops waren schnell ausgebucht, so dass sie in diesem Herbst in der eigenen Werkstatt wiederholt werden sollen. Am 25. November darf sich jeder, der sich anmeldet, nach Anleitung sein eigenes „Mooswerk“ gestalten.