Das City-Rondell – trotz schlechter Nachrichten hinter den Kulissen läuft vordergründig erst einmal alles weiter wie gehabt. Foto: Marc Eich

Einen Aufschrei gab es bei Händlern und Kunden in Villingen-Schwenningen: Die Gebäude-Eigentümerin des Einkaufscenters ist pleite. Angesichts dieser Hiobsbotschaft schlagen der Konkursverwalter und das Centermanagement überraschend andere Töne an.

Das Firmenkonstrukt ist unübersichtlich, die Wege sind weit und führen bis nach Luxemburg. Dort sitzt mit dem Immobilienfonds Highstreet VIII PropCo III Sarl die Gesellschaft, für die Ralph Hellinckx jetzt der Mann ist, auf den es ankommt. Per Mail bestätigt der Luxemburger, dass er „zum Insolvenzverwalter der Gesellschaft bestellt wurde, welche als Eigentümerin der Immobilie City Rondell in Villingen-Schwenningen fungiert“. Er gilt zwar als Spezialist für Erb-, Familien- und Vertragsrecht, hat sich aber auch im Wirtschaftsrecht Sporen verdient und zwar mit Fällen, die für die Akte City-Rondell wichtig sein könnten: Hellinckx ist nämlich auch Insolvenzverwalter und hat als solcher grenzüberschreitend zwischen Luxemburg und Deutschland Erfahrung.

 

Sein aktueller Fall

Recherchen unserer Redaktion zeigen, dass der Anwalt bereits beim grenzüberschreitenden Insolvenzverfahren der BL Financial Solutions GmbH als Konkursverwalter mitgewirkt hat, aber auch als Kurator in der Insolvenz der luxemburgischen Maçonlux S.A. Dabei kamen laut Berichten am Ende Fahrzeuge und Baumaschinen unter den Hammer. Ein schlechtes Omen für die Abwicklung der Highstreet VIII PropCo im Fall City-Rondell? Womit müssen die Händler dort nun rechnen?

Wir haben den Insolvenzverwalter Ralph Hellinckx gefragt. Er beruhigt: „Wie bereits sowohl den gewerblichen Mietern des City Rondell als auch der WIR GmbH mitgeteilt wurde, besteht keinerlei Anlass zur Besorgnis in Bezug auf den Betrieb der bestehenden Geschäfte vor Ort.“ Alle bestehenden Mietverhältnisse blieben aufrechterhalten, und mehr noch: Es könnten sogar, „sofern erforderlich“ auch aktuell noch neue gewerbliche Mietverträge abgeschlossen werden.

Rein theoretisch also könnten sogar in dieser brisanten Phase noch neue Geschäfte im Center eröffnen. Ein Szenario, das unwahrscheinlich sein dürfte angesichts der hohen Wellen, die die Insolvenz in der doppelstädtischen Geschäftswelt schlug. Doch der Konkursverwalter betont, die Insolvenz habe auf den Betrieb des Einkaufscenters aktuell keine Auswirkungen. „Die technischen Dienste sowie weitere infrastrukturelle Leistungen bleiben uneingeschränkt bestehen. Für die Mieter und Kunden ergeben sich keinerlei Änderungen im laufenden Betrieb.“ Arbeitnehmer treffe es auch nicht – die Gesellschaft beschäftige nämlich keine Arbeitnehmer, die unmittelbar von der Insolvenz betroffen sein könnten. Zu Fragen nach der Anzahl der Gläubiger, der Höhe der Schulen oder ob im Zusammenhang mit der Insolvenz etwa Strafanzeigen gestellt worden sind, schweigt er.

Es drohe keine Schließung

Auch Ralf Gertz vom Centermanagement versprüht demonstrativ Gelassenheit: „Das Center läuft wie gewohnt weiter“, das treffe auch auf die Verwaltung zu. Alle Rechnungen befänden sich im Zahlungsfluss. Eine kurzzeitige Schließung der WC-Anlage, die unter Beobachtern unlängst für Irritationen gesorgt hatte, habe lediglich technische Gründe und eine Reinigungsumstellung als Ursache gehabt, zwischenzeitlich stünden die WC-Anlagen den Kunden wieder wie gewohnt zur Verfügung.

„Nein, das Center steht vor keiner Schließung. Das Center befindet sich im normalen Betrieb“, so Gertz’ nüchterne Antwort. Und da es sich „hier um eine geordnete Insolvenz handelt“, habe sie auch „keine Auswirkungen auf die bestehenden Mietverträge beziehungsweise auf unsere Mietpartner“.

Während der Insolvenzverwalter in Luxemburg zwar in seinem eingangs erwähnten Zitat von einer Information an die gewerblichen Mieter berichtet, geht aus Gertz’ Antwort die Zurückhaltung hervor, die in Schwenningen hinter vorgehaltener Hand scharf kritisiert wird: Obwohl die Pleite die Eigentümergesellschaft längst erfasst hatte und bereits seit Ende Januar der Insolvenzverwalter vom Bezirksgericht von und zu Luxemburg eingesetzt ist, waren die Händler in der Kronenstraße 21 bis Anfang Mai nicht informiert worden. Und selbst nach unserer Berichterstattung, am 2. Mai, zeigt sich Gertz demonstrativ gelassen, indem er schreibt: „Sobald wir hier Handlungsbedarf sehen, werden wir selbstverständlich unsere Mietpartner informieren.“

Anders bei der WIR Villingen-Schwenningen GmbH. Die hundertprozentige Tochter der Stadt Villingen-Schwenningen, deren Geschäftsführer Matthias Jendryschik und deren Aufsichtsratsvorsitzender OB Jürgen Roth ist, wurde man aktiv. Citymanager Thomas Herr schwärmte mit seinem Team aus, suchte das Gespräch zu den Händlern, bot Unterstützung an.

Denn klar ist: Das City-Rondell ist gerade jetzt, wenn der Stadtbezirk nicht nur durch den geplanten Abriss des Einkaufscenters ’s Rössle vor einer neuen Ära steht, eine der wichtigsten Einkaufsadressen der Schwenninger Innenstadt.