Der Aufenthaltsraum des Christophorus-Gymnasium in Altensteig ist nach der Renovierung zu einem Ort geworden, an dem sich die Oberstufenschüler gerne treffen, Billard oder Tischkicker spielen oder einfach nur chillen. Foto: Privat

Kosten von rund 8500 Euro aus Preisgeld und Spenden finanziert. Schüler freuen sich über Abschiedsgeschenk.

Altensteig - Ein besonderes Abschiedsgeschenk für kommende Schülergenerationen hinterließen zwei Abiturienten am Christophorus-Gymnasium in Altensteig. In Eigenregie renovierten sie den Aufenthaltsraum der Oberstufe und erfüllten damit einen lang gehegten Wunsch der Schüler.

"Ich bekomme heute noch Bilder von Schulfreunden zugeschickt, auf denen sie Billard spielen", erzählt Justin Oliveira. Er und Alexander Belser machten dieses Jahr ihr Abitur am Christophorus-Gymnasium in Altensteig. Im Sommer opferten sie einen Großteil ihrer Freizeit, um der Schule einen neuen Aufenthaltsraum zu spendieren. Und dieser schindet bei den alten Schulkameraden Eindruck.: "Die sind richtig baff gewesen, als sie den Raum gesehen haben", so Oliveira.

8500 Euro kostet Renovierung des Aufenthaltsraums

Neben einem Billardtisch befinden sich unter anderem ein kleiner Getränkekühlschrank, ein Plasmafernseher, zwei neue Computer, ein Tischkicker, neue Möbel und ein Bücherregal mit Lehrbüchern im neuen Aufenthaltsraum. Etwa 8500 Euro hat die Renovierung insgesamt gekostet, berichtet Belser. Der Großteil davon, nämlich 6000 Euro, wurde durch Preisgelder finanziert. Zusammen mit ihrem Mathe-Vertiefungskurs hatten die beiden im März an einem Wettbewerb zum Thema Digitalisierung teilgenommen. Ausrichter war die Firma Fischer Dübel in Waldachtal. Dort belegten sie mit einem selbstproduzierten Kurzfilm den zweiten Platz, der mit 6000 Euro belohnt wurde. Die restlichen 2500 Euro kamen durch Spenden von Schülern, Eltern, Firmen und der Stadt Altensteig zusammen.

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Ursprünglich sollte mit dem Geld eine gemeinsame Bildungsreise für die acht Schüler des Kurses finanziert werden. Rom, Griechenland oder New York waren die möglichen Ziele. Wegen Corona fielen diese Pläne ins Wasser. Die beiden wollten das Geld aber dennoch sinnvoll investieren und überlegten sich, wie es den Schülern zu Gute kommen könnte.

Früh war klar, dass es in den Aufenthaltsraum der Oberstufe gesteckt werden soll. "Die Schüler haben sich sowas schon lange gewünscht", sagt Belser. Da sich bisher kein Schüler um die Pflege des etwa 90 Quadratmeter großen Raums kümmerte, sah der Raum etwas trostlos aus und benötigte einen neuen Anstrich, meinen die zwei. Da Oliveira und Belser das Filmprojekt für den Wettbewerb geleitet hatten, waren die anderen Schüler des Kurses auch mit ihren Plänen einverstanden.

"Wir haben uns da voll reingekniet"

Als die beiden mit ihrem Vorschlag zu Schulleiter Frank Weigand kamen, war dieser zunächst etwas überrascht, dass die Schüler auf eigene Initiative einen Schulraum renovieren und das mit dem Geld aus dem Wettbewerb finanzieren wollten. Doch ihm gefiel die Idee und er gab ihnen grünes Licht. "Wir haben dann versucht, sie bei ihrem Projekt zu unterstützen", sagt er. So bekamen sie einen Schulschlüssel, damit sie auch in der Ferienzeit weiterarbeiten konnten. Weigand merkte auch, dass die beiden ihr Projekt gründlich durchgeplant hatten und das auch konsequent zu Ende bringen würden. "Anfangs fragt man sich auch, ob sie das auch wirklich bis zum Schluss durchziehen", sagt er. Diese Sorge war aber schnell verflogen. Belser und Oliveira sind für das Vertrauen und die Unterstützung der Schulleitung dankbar.

Nachdem Schulleiter Frank Weigand grünes Licht gab, begannen die beiden im Juni mit dem Projekt. Hier und da halfen Freunde, Bekannte, ihre Väter oder der Aushilfshausmeister der Schule. Aber den Großteil der Arbeiten erledigten Oliveira und Belser selbst. Bis Ende August steckte jeder der beiden etwa 300 Stunden an Arbeit in das Projekt. Währenddessen lernten sie noch fürs Abi und hatten nach dem Abschluss noch einen Vollzeit-Job. "Wir haben uns da voll reingekniet", sagt Belser.

Schüler mit dem Ergebnis mehr als zufrieden

Insbesondere der August war für sie besonders stressig. "Wir haben den Arbeitsaufwand ein bisschen unterschätzt", sagt Oliveira. Die beiden wollten mit der Renovierung noch vor Schulbeginn fertig sein. Dafür mussten sie mitunter bis spät in die Nacht arbeiten. Ein bisschen Freizeit haben sich die zwei aber dann doch noch gegönnt. "Nach den Arbeiten haben wir uns auch mal draußen hingesetzt und ein bisschen gechillt", sagt Belser.

Während der Renovierung gab es von den Schulkameraden einige neugierige Blicke "Ab und zu haben unsere Mitschüler in den Raum geschaut, um zu sehen, was wir so machen", erzählt Oliveira. "Einige haben zum Beispiel gesehen, wie wir einen kleinen Getränkekühlschrank in die Schule geschleppt haben. Das hat ihre Neugier geweckt." So konnten die Mitschüler auch sehen, wie der Raum allmählich Gestalt annimmt.

Mit dem Raum wollten die beiden ein besonderes Geschenk für die Schüler hinterlassen. Und das scheint ihnen gelungen zu sein. "Sowohl wir als auch die Oberstufe sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden", meint Oliveira. Beide sind überzeugt, dass solch ein Raum für Schüler einmalig in Baden-Württemberg, womöglich sogar in ganz Deutschland, ist. Auch Schulleiter Weigand ist begeistert: "Wir haben einen Eins-A-Aufenthaltsraum. Ich glaube nicht, dass es andere Schulen gibt, sowas in der Art haben." Der Raum sei von Schülern für Schüler gemacht worden. Daher kommt das Endergebnis gut an. "Schulleitung, Lehrer und Schüler sind begeistert", sagt er.

Er findet es toll, dass für dieses Projekt die Initiative von den Schülern selbst ausging. Etwas bedauernswert ist, dass wegen Corona die Nutzung derzeit eingeschränkt ist. Auch wenn Lehrer und Schulleitung ein Auge auf den Aufenthaltsraum haben, für die Pflege des Raums sind die Schüler verantwortlich. Weigand ist sich aber sicher, dass der Raum noch lange in gutem Zustand bleiben wird. "Wir haben verantwortungsbewusste Schüler." Dass der Raum von Schülern für Schüler gemacht wurde, sei vielleicht auch noch ein höherer Ansporn ihn entsprechend zu pflegen. Durch den neuen Aufenthaltsraum haben die beiden "ein Erbe für kommende Schülergenerationen hinterlassen", sagt Weigand.