Lange galt Christoph Martin Wieland als antiquiert und schwer zugänglich. Was für ein Irrtum! In Marbach hat Jan Philipp Reemtsma seine neue große Biografie vorgestellt und gezeigt, wie im Namen des Dichters Leidenschaft und Gelehrsamkeit zusammenfinden.
Wer weiß, wie es um das Wissen um einen der wichtigsten Schriftsteller der deutschsprachigen Literatur stehen würde, wäre ein dreizehnjähriger Hamburger Steppke nicht eines Tages in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf ein Hörspiel über den bizarren Streit zwischen einem Eselstreiber und einem Zahnarzt gestoßen. Es ging darum, ob an einem heißen Tag für den erquickenden Schattenwurf des Tiers eine zusätzliche Gebühr erhoben werden dürfe. Die Folgen dieses Streits um Teufels Bart steigerten sich ins Unermessliche. Eine positive davon war, dass sich jener hanseatische Teenager, vom Gehörten angeregt, zu seiner Buchhändlerin aufmachte, um das Original jener Geschichte zu erstehen: „Die Geschichte der Abderiten“ von Christoph Martin Wieland.