Empfang der chinesischen Pfleger in einem ­Stuttgarter Chinalokal Foto: Heinz Heiss

21 Frauen und Männer aus China beginnen diese Woche in Baden-Württemberg ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Pflegefachkraft. Das Pilotprojekt soll dafür sorgen, dass in China die professionelle Altenpflege etabliert wird. Diese war dort lange Zeit reine Familiensache.

Stuttgart - 21 Frauen und Männer aus China beginnen diese Woche in Baden-Württemberg ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Pflegefachkraft. Das Pilotprojekt soll dafür sorgen, dass in China die professionelle Altenpflege etabliert wird. Diese war dort lange Zeit reine Familiensache.

Bevor es in die Ausbildungsbetriebe in ganz Baden-Württemberg geht, trafen die angehenden Pflegefachkräfte aus China in einem China-Restaurant im Stuttgarter Osten am Samstag zum ersten Mal auf ihre Ausbilder aus den jeweiligen Pflegeeinrichtungen. „Wir haben immer Schwierigkeiten Auszubildende und Pflegefachkräfte zu bekommen. Deswegen hoffen wir, dass das Projekt längerfristig ist“, sagt Dagmar Bainton vom Haus St. Vinzenz aus Bad Rüppoldsau im Schwarzwald.

Die 21 chinesischen Auszubildenden sind die ersten, die an dem Pilotprojekt der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Baden-Württemberg (GDCF) eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Altenpfleger absolvieren werden. Die GDCF wurde vor 40 Jahren in Stuttgart gegründet und hat seitdem gute Kontakte nach China. Daraus sind bereits viele Kooperationen entstanden.

Gerade im sozialen Bereich gibt es schon seit dem Ende der Mao-Ära viele Probleme, die sich in den vergangenen Jahren verstärkt haben. Eines davon ist der Mangel an ausreichend ausgebildeten Altenpflegern. „Die Altenpflege hat in China einen sehr hohen Stellenwert. Ohne die ältere Generation würde es die jüngere schließlich nicht geben“, sagt Rainer Dold vom Deutsch-Chinesischen Sozialwerk.

Aus diesem Grund haben sich die Familien lange Zeit selbst um die Altenpflege gekümmert. Da es aber in China immer weniger Großfamilien gibt und viele der jüngeren Angehörigen in verschiedenen Städten und Provinzen verstreut sind, ist das nicht mehr möglich. Deswegen muss der Bedarf an Pflegekräften jetzt mit Hilfe von außen organisiert werden. „Dabei wollen die Jungen sichergehen, dass ihre Eltern oder Großeltern gut gepflegt werden“, erläutert Dold. Deshalb wurde im Oktober 2013 zusammen mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und dem China Service Center for Friendship with Foreign Countries dieses Pilotprojekt ins Leben gerufen. „Es soll eine Begegnung auf Augenhöhe sein. Wir hoffen, dass wir auch von der traditionellen chinesischen Medizin etwas in Sachen Pflege dazulernen können“, sagt Dold.

Die Auszubildenden aus China werden eine dreijährige duale Ausbildung absolvieren. Danach können sie zwei weitere Jahre hier arbeiten und praktische Erfahrungen sammeln. Das Ziel des Projektes ist, dass sie die hier erlernten Pflegestandards in China weitergeben. Alle 21 angehenden Pflegekräfte sind bereits ausgebildete Krankenpfleger. Durch das Projekt möchten sie sich jetzt spezialisieren. „Die Altenpflege ist in Deutschland sehr gut, deswegen wollte ich an dem Projekt teilnehmen“, erzählt die 22-jährige Wang Wei. Der Abschied von zu Hause sei schwergefallen, doch sie möchte hier möglichst viel dazulernen. Über das Goethe-Institut haben die 21 Krankenpfleger in China bereits Deutsch gelernt. Die Pflegeeinrichtungen wollen den Ankömmlingen den Start so leicht wie möglich machen und weitere Sprachkurse finanzieren. Auch die Kosten für die Unterbringung in Personalwohnheimen oder in kleinen Wohnungen wird von ihnen übernommen.