Allmächtiger Führer: Xi Jinping. Foto: dpa/Nicolas Asfouri

Trotz aggressiver Rhetorik und Repression handelt Staatschef Xi Jinping rationaler als Wladimir Putin, analysiert Fabian Kretschmer.

Zumindest hat Xi Jinping mit der Ernennung seiner neuen Führungsmannschaft keine Fragen offen gelassen. Es lässt sich in fast allen Kernbereichen absehen, wie sich die Volksrepublik in den kommenden Jahren entwickeln wird: „Null Covid“ wird bleiben, die Wirtschaft zunehmend von den Interessen der Partei gesteuert und der außenpolitische Ton immer rauer. Vor allem aber werden die massiven Menschenrechtsverletzungen des Regimes nicht abnehmen, im Gegenteil.

Doch eines bleibt nach wie vor gültig: Chinas wird unter Xi Jinping im Vergleich zu Russland rational und zuverlässig bleiben. Der 69-jährige Alleinherrscher ist trotz allem ein Staatschef, der konsistente Ziele verfolgt und niemals im unkontrollierten Affekt handelt. Die Vision, die ihm für sein Heimatland vorschwebt, dürfte in Brüssel und insbesondere in Washington auf tiefe Ablehnung stoßen. Doch ein Kompromiss zwischen dem Westen und China wird sich auch in den kommenden Jahren austarieren lassen – ja müssen. Denn wirtschaftlich, aber auch klimapolitisch ist das Reich der Mitte zu wichtig, als dass es vollständig abgeschrieben werden kann.