Charlotte Bantle vom RV Adler wird am Sonntag bei der Juniorenmeisterschaft teilnehmen, die in Empfingen unter strengen Hygienevorschriften stattfinden wird. Foto: Archiv

Ein derzeit eher seltenes Event geht am Sonntag, 21. Februar, mit den Baden-Württembergischen Juniorenmeisterschaft im Kunstrad in Empfingen über die Bühne. Unter strengen Hygienevorschriften messen sich rund 30 Jugendliche in der Täleseehalle.

Teilnehmen werden dabei nur Sportler, die in einem Landes- oder Bundeskader sind. Denn auch nur diese dürfen laut Spitzensportverordnung derzeit in den Hallen trainieren. Hinzu kommt, dass nur durch die Coronaverordnungen nur einser und zweier Kunstrad-Wettkämpfe erlaubt sind. Vierer und Sechser sind nicht zugelassen, sagt Trainerin Sandra Bantle vom RV Adler Empfingen.

Wettkampfpraxis wird dringend gebraucht

Das Hygienekonzept sieht für Sonntag vor, dass sich nur ein Minimum an Personen in der Halle befindet. Deshalb wird der Wettkampf in vier Blöcken à sechs Starts durchgeführt. Die Sportler und Sportlerinnen und deren Betreuer sind ausschließlich in der Zeit ihres Blocks in der Halle. Pro Starter beziehungsweise Starterpaar ist nur ein Betreuer zugelassen. Alle Personen tragen eine FFP2-Maske. Dazu gehören auch die Betreuer und Kampfrichter sowie die Mitglieder des Orga-Teams. Ausgenommen sind nur Sportler, die mit Aufwärmen, Training oder Wettkampf beschäftigt sind. "Die Sportler bekommen eine zugewiesene Ecke in der Halle, um sich aufzuwärmen, dabei ist alles genau getaktet", sagt Bantle. Zudem gibt es keine Siegerehrung. Die Jugendlichen müssen fertig umzogen erscheinen. Die Umkleidekabinen und Duschen sind geschlossen. "Es ist schon ein etwas trauriger Wettkampf", sagt Bantle. Da für die kommenden Wettkämpfe, beispielsweise in der Schweiz, Qualifikationen notwendig sind, müssten die Wettkämpfe so gut wie möglich durchgezogen werden. Auch weil die Wettkampfpraxis dringend gebraucht wird. Weiter gehen soll es am 13. März in Haigerloch. Hier wird der erste Wettkampf auf nationaler Ebene (1. und 2. Qualifikation zur Europameisterschaft U19) ausgetragen.

Für Empfingen wird Charlotte Bantle teilnehmen. Die 18-Jährige ist im letzten Juniorenjahr. "Sie hat ein bisschen Probleme mit dem Rücken, das Training läuft aber ganz gut. Aber sie wird sicherlich ihr Bestes geben. Charlotte ist meistens so unter den ersten zehn in Deutschland", erzählt Sandra Bantle, Trainerin und Mutter von Charlotte. Damit sie schmerzfrei durch die Kür kommt, wurde diese um ein paar Punkte gekürzt. "Das sind so sechs bis acht Punkte, die am Ende einfach fehlen. Insgesamt fährt Charlotte die sechsthöchste Schwierigkeit im Einser." Sandra Bantle ist durch ihre ältere Tochter Anne zum Kunstrad gekommen. Diese war 2014 Europameisterin.

Schade findet Bantle, dass nur Kadersportler an den Wettkämpfen teilnehmen können und leider auch nicht trainieren dürfen. "Kunstrad ist ein Sport bei dem man ganz fleißig sein muss. Sonst ist das, was man sich erarbeitet hat, ganz schnell wieder weg. Nach längeren Verletzungspausen fangen die Sportler dann fast wieder bei Null an", so Bantle. Eine Teilnahme an Wettkämpfen für alle Sportler, die gerade nicht trainieren dürfen, wäre demnach auch gar nicht möglich. Sorgen macht sich Bantle aufgrund der langen Pause auch deshalb, weil sie befürchtet, dass die Jugendlichen und Kinder das Interesse am Sport verlieren könnten. "Das viele Trainieren liegt generell nicht mehr allen Kindern. Da muss man dran bleiben und darf nicht sagen, dass man keinen Bock mehr hat."

Auch die Sportler und Sportlerinnen selber befürchten eine hohe Fluktuation in ihrem Sport. In einem Appell an die Verbände und die Vereine erklären sie: "Zusammen mit dem fehlenden Nachwuchs, der uns momentan auch größtenteils ausbleibt, würde das langfristig große Lücken in die Starterfelder und Ligen reißen. Deswegen appellieren wir, die SportlerInnen der A/B/C-Nationalmannschaften in Vertretung für alle SportlerInnen unserer Sportart, an alle Funktionäre und Vertreter der Verbände und jedes einzelnen Vereins, dass die Wettkampfsaison 2021, wenn irgendwie möglich, stattfinden muss. Und zwar in vollem Umfang, angefangen bei den regionalen Wettkämpfen im Nachwuchsbereich bis hin zu den nationalen Wettkämpfen der Elite." Den Anreiz im Training bräuchten sowohl die Schüler als auch die erwachsenen Sportler. Dass Einschränkungen notwendig seien, darüber sei man sich bewusst. Allerdings sei "die Durchführung eines Wettkampfes unter Minimalbedingungen, zum Beispiel ohne Zuschauer und Bewirtung" besser als kein Wettkampf. Zwar sei es nicht immer möglich, einen Gewinn durch die Ausrichtung der Wettkämpfe zu erwirtschaften, "aber der Einsatz des Vereins sorgt dafür, dass es mit dem Hallenradsport weiter geht. Und dabei gewinnen alle Beteiligten." Dabei setzen die Sportler auf eine Verteilung der Lasten und eine gegenseitige Unterstützung. Abschließend heißt es: "Wir hoffen sehr, dass unser Appell bei Euch Anklang findet und wir auf eine wettkampfreiche und möglichst uneingeschränkte Saison 2021 blicken können."