160 vietnamesische Azubis landen jährlich für eine Ausbildung in deutschen Mangelberufen – mit erstaunlich hoher Erfolgs- und Bleibequote. Foto: Oberlinhaus

Mit dem Projekt „Chancen-Schmiede“ unterstützt das Oberlinhaus in Freudenstadt junge Menschen aus Vietnam, sich erfolgreich im deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Abschlussquote in der Pflegeausbildung liegt bei mehr als 90 Prozent.

Vietnamesische Auszubildende zeichnen sich durch hohe Motivation, Lernbereitschaft und Freundlichkeit aus, heißt es in einer Pressemitteilung des Oberlinhauses.

 

Doch trotz dieser positiven Eigenschaften schafften es laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) 2022 nur etwa 534 von 1243 vietnamesischen Auszubildenden, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen.

Anders im Oberlinhaus Freudenstadt, das jährlich rund 160 vietnamesische Jugendliche in der Pflege ausbildet, mit einer Erfolgsquote von über 90 Prozent.

Engpassberufe im Fokus

Seit 2024 werden im Projekt „Chancen-Schmiede“ auch 20 vietnamesische Jugendliche durch das Oberlinhaus begleitet, die vorrangig in der Gastronomie, aber auch im Verkauf und weiteren Engpassberufen ihre Ausbildungen in den Kreisen Freudenstadt und Rottweil absolvieren.

Das Sozialunternehmen im Nordschwarzwald, das Pflegeeinrichtungen und nun auch Betrieben in ganz Baden-Württemberg zu Fachkräften verhilft, gibt in der Mitteilung auch Einblicke in sein Erfolgsgeheimnis. Laut Wolfgang Haug, dem „Vater der Kooperation“, liegt der Erfolg an verschiedenen Faktoren.

Aus ländlichen Regionen

Zahlreiche Jugendliche würden aus den ländlichen Regionen Vietnams, in denen die Familien in Armut leben, stammen, heißt es in der Mitteilung. Sie brächten daher eine hohe Motivation mit. Die Herkunft erleichtere die Integration in ländliche Gebiete Deutschlands. Sandra Finkbeiner, die die Gastronomie- und Verkauf-Azubis und weitere Berufsausbildungen betreut, bestätigt: „Die jungen Menschen sind das Leben auf dem Land gewöhnt, sie vernetzen sich schnell und lernen flott, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.“

„Ein Schlüssel zum Erfolg ist die intensive Betreuung in den ersten Monaten der Ausbildung. Für viele vietnamesische Auszubildende stellen Alltagsprobleme wie die Kontoeröffnung oder Behördengänge große Hürden dar“, so Sandra Finkbeiner.

Das Oberlinhaus bietet den Ausbildungsbetrieben ein umfassendes Fachkräfteprogramm. Es übernimmt die Akquise der Auszubildenden, das „Matching“ mit den Betrieben, Unterstützung im Visumsprozess sowie die sozialpädagogische Begleitung in den ersten Monaten.

Ganzheitliche Unterstützung

Ein wichtiges Ziel sei es, dass aus dem „Will kommen“ auch ein „Will bleiben!“ wird, so das Oberlinhaus. Denn besonders in ländlichen Gebieten möchten Ausbildungsbetriebe vermeiden, dass die jungen Menschen nach der Ausbildung in die Großstädte abwandern.

Das Oberlinhaus zeige, dass mit hoher Motivation der Auszubildenden, intensiver Begleitung und ganzheitlicher Unterstützung durch die Ausbildungsbetriebe der Weg für vietnamesische Jugendliche in Deutschland erfolgreich geebnet werden könne.

Das Erfolgsgeheimnis liege in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Betrieben und der Betreuung der Auszubildenden, die weit über die eigentliche Ausbildung hinausgeht. So könnten den Jugendlichen nicht nur berufliche Perspektiven, sondern auch ein neues Zuhause in Deutschland geboten werden.

Pflege der Beziehungen

Jährlich fliegt eine Delegation des Oberlinhauses nach Vietnam, um die Beziehungen zu den Kooperationspartnern zu pflegen. Auch der vietnamesische Botschafter in Berlin unterstütze das Oberlinhaus, da ihm die gute Ausbildung und Integration seiner Landsleute in Deutschland am Herzen lägen.