Im Dekanatamt Sulz wird sich nach den Plänen des Oberkirchenrats einiges tun. Quelle: Unbekannt

Bei der Bezirkssynode des Evangelischen Kirchenbezirks Sulz am Freitagabend in der Stadtkirche in Sulz informierte Dekan Ulrich Vallon die Synodalen über seine berufliche Zukunft.

Sulz - Für Dekane gibt es eine Amtszeitbegrenzung auf zehn Jahre. Vallons Amtszeit endet im kommenden Jahr. Zwar wäre eine zweite Bewerbung möglich, aber: "Ich hatte eigentlich schon entschieden aus persönlichen Gründen mit 63 in den Ruhestand zu gehen."

Dann sei allerdings die Anfrage aus dem Oberkirchenrat in Stuttgart gekommen, ob er eine Aufgabe innerhalb der Kirchenleitung in Stuttgart übernehmen könne. Im Juli des kommenden Jahres wird Vallon Sulz verlassen und im September in die neue Aufgabe starten. Die Stelle des Dekans in Sulz wird also zum Sommer vakant.

Information per Brief

Aus diesem Grund informierte Kirchenrätin Kathrin Nothacker per Brief darüber, wie es weitergehen könnte. Dekansstellvertreter Johannes Unz aus Mühlen und der Vorsitzende der Bezirkssynode, Harald Müller, erläuterten mögliche Perspektiven. Nothacker habe Verantwortlichen aus den Kirchenbezirken Sulz, Freudenstadt, Balingen und Tuttlingen dargelegt, wie diese Zäsur für die Entwicklung der ganzen Region genutzt werden sollte.

Der Plan: Der Oberkirchenrat möchte die Wiederbesetzung der Stelle des Dekans im Kirchenbezirk Sulz für drei Jahre aussetzen. Man habe die Erfahrung gemacht, dass sich Kirchenbezirke am leichtesten mit Strukturfragen auseinandersetzen können, wenn Stellen frei werden.

Mit Blick auf die Landkarte erklärte Pfarrer Johannes Unz: "Die Ausrichtung und Orientierung auf die ehemaligen Oberamtsstrukturen passt nicht mehr richtig." Es sei aber sehr hilfreich, wenn Kirchenbezirke und Landratsämter die selben Bereiche abdecken.

Auch die Zahlen sprechen für das Vorgehen, meint Harald Müller: "Der Evangelische Kirchenbezirk Sulz verliert zwischen 400 und 500 Gemeindeglieder pro Jahr durch Austritte und demografische Veränderungen." Im Moment hat der Sulzer Kirchenbezirk 33 000 Gemeindeglieder, Freudenstadt 37 000, Balingen 57 000 und Tuttlingen 50 000. Zu kleine Kirchenbezirke könnten ihre Aufgaben immer schwerer erfüllen. "Aus Sicht von Landesbischof July sollte ein Kirchenbezirk deshalb dauerhaft zumindest 30- bis 35 000 Gemeindeglieder umfassen", so Nothacker. Für den dreijährigen Zeitraum ohne Dekan wird ein Administrator benannt, vorrangig um die Verbundkirchengemeinde Sulz-Holzhausen zu versorgen und Ansprechpartner für dekanatamtliche Angelegenheiten zu sein.

Die Kirchenbezirke Balingen, Freudenstadt, Sulz und Tuttlingen müssen bis zum Frühjahr 2023 klären, ob sie in den bisherigen Formen der Kooperation weiterarbeiten oder sie ausweiten wollen. Dabei soll auch geklärt werden, ob eine strukturelle Neuorganisation der Region notwendig und möglich ist. Im Frühjahr 2023 soll sie abgeschlossen sein.

Nach Ansicht des Oberkirchenrats könnte die Neuordnung der Region vorsehen, dass der Kirchenbezirk Tuttlingen durch die südlichen Teile des Kirchenbezirks Sulz erweitert wird. In Rottweil, dem Sitz des Landrates, würde die Stelle eines Co-Dekan oder einer Co-Dekanin geschaffen. Sulz verliert den Dekansitz. Die Kirchenbezirke Balingen und Freudenstadt werden um die Bereiche des Kirchenbezirks Sulz erweitert, die zu den jeweiligen Landkreisen Balingen und Freudenstadt gehören. "Wobei hier genau auf die betroffenen Gemeinden zu hören sein wird", erläuterte Pfarrer Johannes Unz.

Der Beratungsprozess wird von Fachleuten begleitet. Es wird eine Steuerungsgruppe mit Personen aus allen vier beteiligen Bezirken gebildet, darunter fünf Mitglieder aus dem Kirchenbezirk Sulz. Zu einzelnen Themenfeldern werden weitere sachverständige Personen aus den Orten und Werken der Kirchenbezirke einbezogen.

Herausforderungen warten

Pfarrer Unz und Vorsitzender Müller benannten auch gleich einige der Herausforderungen, etwa die unterschiedlichen Finanzierungsmodelle der vier Kirchenbezirke, die neu geschaffenen Nahbereiche, die bisher über Landkreisgrenzen gehen und so nicht mehr funktionieren würden. Auch die Frage nach dem Diakonatsplan stellt sich. Aus den Reihen der Synodalen kam mehrfach Kritik an der kurzfristigen Information über dieses Thema. Transparenz und Offenheit im Entwicklungsprozess wurde eingefordert.

Pfarrer Alexander Beck aus Trichtingen regte an, in noch größeren Einheiten zu denken und auch andere Wege zu prüfen. "Bis Frühjahr 2023 wird es keine unterschriftsreifen Verträge geben. Es wird sondiert, ob man zu diesen Vereinbarungen kommen kann", erläuterte Dekan Ulrich Vallon. In der Steuerungsgruppe für diesen Sondierungsprozess sollen Harald Müller, Schuldekan Hans Jörg Dieter, Martina Herzog aus Schramberg, Rolf Hölle aus Leidringen und Dekan Ulrich Vallon sein. Diesem Vorschlag schloss sich die Bezirkssynode mehrheitlich an.