Offensiv-Duell: Paris St. Germain gegen den FC Bayern heißt auch Neymar (von links) und Kylian Mbappé gegen Serge Gnabry und Robert Lewandowski. Foto: Montage: von Gottschalck

Fußball: Paris St. Germain fordert den FC Bayern im Champions-League-Finale – ein ganz besonderes Duell. 

Der finale Showdown: Wer kriegt den Henkelpott, der vorm Finale im roten Sportwagen durch Lissabon rollt? Bayern oder PSG? Hansi Flick oder Thomas Tuchel? Robert Lewandowski oder Neymar?

 

Jetzt muss Hansi Flicks finaler Triple-Masterplan auch noch aufgehen – und das gegen den divenhaften Fußballvirtuosen Neymar, Turbo-Kicker Kylian Mbappé und Landsmann Thomas Tuchel. Im Krönungsspiel der Champions League mit den vielen großen Namen will der 2020 ungeschlagene FC Bayern das bessere Kollektiv stellen und den Triumphzug in Europa und im coronabedingten Geisterspielbetrieb vollenden. Der Fußballweise Franz Beckenbauer erwartet ein "schönes Finale" mit einer 50:50-Chance. Der bald 75-Jährige übermittelte am Freitag eine kaiserliche Warnung nach Portugal an seine Bayern, denen er am Sonntag (21 Uhr/ZDF, Sky, DAZN) vorm TV die Daumen drückt. "Paris ist eine verdammt gute Mannschaft", urteilte Beckenbauer.

Flick sucht Ruhe vor dem letzten Triple-Schritt

Die Schlüsselfrage im Vorfeld lautet: Zieht Flick die französische Karte? Am 32. Geburtstag von Torjäger Robert Lewandowski ließ Flick die geheime PSG-Taktik am Freitag auf dem Gelände des portugiesischen Verbandes einstudieren. Um kurz vor 11 Uhr Ortszeit fuhren die beiden roten Bayern-Busse begleitet von einer Polizeieskorte durch das streng bewachte Eingangstor der "Cidade do Futebol". Was dort geschah, durften weder Reporter noch PSG-Spione beobachten. Flick sucht die Ruhe vor dem letzten Triple-Schritt.

Es könnte ein aufregendes Offensiv-Spektakel geben – mit dem Premiumvergleich Lewandowski kontra Neymar. Der brasilianische 222-Millionen-Mann, der mit dem nur geringfügig billigeren Jungstar Kylian Mbappé den rasanten PSG-Sturm anführt, trifft auf die bayerische Torfabrik um Lewandowski (15 Saisontreffer) und Serge Gnabry, der gegen Lyon in bestechender Form auftrumpfte. 24:8 heißt es nach Toren für Lewandowski/Gnabry vorm Finale gegen Neymar/Mbappé.

Flick setzt auf einen großen Tag von Lewandowski, der seine Karriere mit dem wichtigsten Vereinstitel krönen könnte und auch so gerne mal zum Fifa-Weltfußballer gekürt werden würde. Im wichtigsten Spiel des Jahres soll der Pole auch wieder liefern. "Er ist für mich der weltbeste Mittelstürmer. Ich bin gespannt und hoffe, dass er auch gegen Paris trifft", sagte Flick. Der nächste Bayern-Treffer ist der insgesamt 500. in der Champions League.

Das große Bayern-Thema im Vorfeld kreist aber um das Verteidigen und um Ballkontrolle, denn sonst "knallt’s", wie Oliver Kahn warnte, gegen Neymar und Mbappé oder den nicht zu vergessenden Argentinier Angel di María. "Wir haben zu viele einfache Ballverluste gehabt", rügte Flick nach dem Lyon-Spiel, "die müssen wir abstellen."

Baut er darum die Startelf im dritten Turnierspiel doch um? Wagt es Flick, den gerade von einer Fußverletzung erholten Franzosen Benjamin Pavard nach dem Kurz-Comeback gegen Lyon hinten rechts gegen Neymar aufzubieten? Flick nennt Pavard gerne seinen "Mister Zuverlässig".

Pavard rein hieße Thiago raus. Flick könnte dann Joshua Kimmich wieder als Stabilisator im Mittelfeld aufbieten. Und auf der linken Außenbahn könnte er den Franzosen Kingsley Coman statt Ivan Perisic aufstellen. Der 24-Jährige entfachte als Joker viel Schwung gegen Lyon. Coman wurde in Paris geboren und spielte von 2004 an in der Jugend von PSG. Mit 16 debütierte er in der ersten Mannschaft. "Es wird ein offenes Match mit vielen Toren", glaubt Coman.

Neuer: "Die Philosophie gibt der Trainer vor"

Das Vertrauen des Teams in Flicks Strategien ist unerschütterlich. "Egal, gegen wen wir gespielt haben, wir waren top vorbereitet und hatten immer einen Plan. Es kann nur nach einer Philosophie gehen, die gibt der Trainer vor", sagte Kapitän Manuel Neuer, als Torwart die letzte Münchner Instanz gegen Neymar oder Mbappé. Neuer stellt das Team 2020 sogar noch über den Triple-Jahrgang 2013: "Der Unterschied ist, wir sind jetzt in der Breite besser aufgestellt."

Es wird in vielerlei Hinsicht ein besonderes Finale. Im Estádio da Luz werden die Fanblöcke leer bleiben. Am Finalort Lissabon herrscht coronabedingt kein Fußballfieber. Auch am Freitag säumten keine Fans von Bayern oder PSG die Straßen, als der silberne Champions-League-Pokal für Werbeaufnahmen ausgestellt auf einem knallroten Sportwagen durch die Innenstadt gefahren wurde. Flick bedauert das unwürdige Ambiente: "Wir alle hätten es gerne gehabt, dass unsere Fans das hier live miterleben können." Nun sollen sie wenigstens vor dem Fernseher das zweite Triple bejubeln können.