Welchen Wert Wahrheit, Vertrauen und Glaube in der Politik haben, war Inhalt einer Podiumsdiskussion des CDU-Kreisverbands Calw.
Auf Einladung des CDU-Kreisverbands Calw waren etwa 140 Bürger zu JMS in Altensteig gekommen, um auf grundsätzliche Fragen zum Vertrauensverhältnis zwischen Politik, Gesellschaft und Glauben einzugehen. Es diskutierten der kirchenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Gehring, und Codekan Tobias Geiger mit Engül Köhler, stellvertretende Vorsitzende der CDU Altensteig, und Lucas Wehner, Vorsitzender der CDU Bad Liebenzell.
Christian Gehring, selbst Pfarrersohn, wolle als engagierter Christ „wie Martin Luther Thesen an die Türen nageln“, um die Diskussion zu öffnen. „Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Wahrheit“ seien die wichtigste Währung in der Politik. Niemand in der Politik wolle dem Land absichtlich schaden. Doch Menschen, und somit auch Politiker, seien fehlbar und könnten Vertrauen verspielen, sagte der ehemalige Polizeibeamte.
Gehring wünscht „Mut zur Wahrheit“
Er wünsche sich mehr „Mut zur Wahrheit“. „Politik beginnt beim Betrachten und Beschreiben der Wirklichkeit.“ Als Beispiel ging er auf die Stuttgarter Krawallnacht 2020 ein. Es sei falsch, vermeintliche Tätergruppen nicht klar zu definieren. Das schaffe und stärke gewisse Narrative, die am Ende zu Misstrauen in politisch Verantwortliche führen. Gleichzeitig sei das Wiederholen von Wahrheit noch keine Lösung. „Nur Wahrheiten machen noch keine gute Politik“.
Gehring hofft, dass die Leute wissen, wofür die CDU, aber auch die Kirchen stehen. Auch die CDU könne nur Vertrauen gewinnen, wenn sie klare Positionen und Konzepte habe.
Tobias Geiger fügte mit Luthers Worten an: „Wir werden nicht durch Werke gerecht. Die Kirche soll die Gewissen schärfen und sagen was Gottes Wille ist, aber am Ende müssen die Menschen selbst entscheiden“. Es sei nicht richtig, mit dem erhobenen Zeigefinger zu zeigen, was gut oder schlecht sei. Keiner könne für sich in Anspruch nehmen, immer den richtigen Weg zu gehen.
Um den Krieg in der Ukraine kam auch die Veranstaltung bei JMS nicht umher. Gerade auch, wenn Menschen keinen Zugang zu freien Medien hätten, verschwimme die Wahrheit und das stärke Regime.
Kritik an sozialen Medien
Die verstärkte Nutzung von sozialen Medien erschwere die Suche nach Wahrheit. Der Algorithmus passe sich an, deshalb hätten digitale Medien einen extremen Einfluss. In dieser Welt sei es für Politiker schwierig, mit Wahrheit durchzudringen.
„Während Politiker in den letzten Jahren nahbarer geworden sind, steigt gleichzeitig das Misstrauen in Politik“, stellte Lucas Wehner fest.
Die Corona-Pandemie habe Wahrheit in einen besonderen Blick gerückt. Bei verschiedenen Expertenmeinungen zur Pandemiebewältigung sei es schwierig, die eine Wahrheit zu finden, meinte Gehring.
Kirchen wussten es nicht besser
Für Geiger hätten auch die Kirchen nicht besser gewusst, was zu tun sei. Nachträglich sei man immer schlauer. Für ihn gelte die Motivation, Verantwortung zu übernehmen.
Engül Köhler dankte den Teilnehmern und Gästen für diesen „Beitrag zur gesellschaftlichen und politischen Orientierung“, den die CDU mit dieser Veranstaltungsreihe leisten will. Nachzusehen ist die Diskussion auf dem YouTube-Kanal „Studio Heimatblick“ unter dem Stichwort „Wahrheit in Politik“.