Die Migration stand bei einer Veranstaltung mit Bürgern und der Ministerin Marion Gentges im Fokus. Ursachen, Herausforderungen und Lösungen rund um das Thema wurden besprochen. Die Zahlen überraschten viele.
Migration bewegt – gesellschaftlich, politisch und emotional. Entsprechend groß war das Interesse an der öffentlichen Veranstaltung des CDU-Kreisverbands Rottweil in der Tonauhalle in Vöhringen.
Unter dem Titel „Migration und Gesellschaft – Fakten, Fragen, Zukunft“ hatte der Kreisverband zusammen mit dem gastgebenden Ortsverband zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung mit der baden-württembergischen Ministerin der Justiz und für Migration, Marion Gentges eingeladen.
In der voll besetzten Gymnastikhalle nahmen dann auch zahlreiche Bürger aus dem ganzen Kreis die Gelegenheit wahr, zu diskutieren, Informationen zu erhalten, ihre Erwartungen an „die Politik“ zu richten.
Nach der Einführung des CDU-Kreisvorsitzenden Stefan Teufel, der von seinen Eindrücken aus Burundi, dem ärmsten Land der Welt berichtete, und dem Grußwort von Bürgermeister Stefan Hammer erläuterte die Ministerin in ihrem Eingangsbeitrag die „sehr unterschiedlichen Facetten“, die mit dem Thema verbunden sind.
Ursachen von Flucht und Migration im Fokus
In ihrem einleitenden Beitrag ging Marion Gentges auf verschiedene zentrale Themen ein: Sie sprach über die Ursachen, warum weltweit 122 Millionen Menschen auf der Flucht sind, über die schwierige Sicherheitslage im Land und darüber, welche Bedeutung Migration – unabhängig von Flucht – für den Arbeitsmarkt hat.
Unterlegt mit Zahlen und Fakten beschönigte die 53-jährige aus dem benachbarten Wahlkreis nichts von den Problemen und Aufgaben, mit denen das Land und nahezu jede Gemeinde zu tun hat.
Doch unter der Prämisse „Es geht nicht um Schlagzeilen, sondern um Lösungen“ zeigte sie auf, welche Maßnahmen bereits ergriffen worden sind, damit Ordnung, Steuerung und Begrenzung der Migration immer besser möglich sind.
Lösungen anstatt Schlagzeilen
Entlang der Daten beschrieb Marion Gentges die wechselnde Zahl von Flüchtlingen – mit der höchsten Zahl 36319 im Jahr 2023 bis zu den 4493 bis April dieses Jahres. Aus der Ukraine kamen seit Kriegsbeginn 220 209 Personen.
Ministerin überrascht mit Zahlen
Bei der Frage der Politikerin nach abgeschobenen oder auch freiwillig Ausgereisten waren wohl alle Teilnehmer über die Anzahl überrascht: So sind im Jahr 2024 im Durchschnitt 289 Personen pro Monat und in diesem Jahr (bis März) 282 Ausreisepflichtigen freiwillig ausgereist.
Mit dem von Marion Gentges hinzugefügten Zusatz: „Dabei geschah dies schon mit dem Nachdruck von unserer Seite.“ Im vergangenen Jahr konnten im Durchschnitt 239 Personen pro Monat abgeschoben werden, wobei davon jeweils 61 Straftäter waren.
Deutlich höher die Zahl der gleichen Gruppe im Jahr 2025: unter den 328 Abgeschobenen pro Monat waren 90 Straftäter. Zahlen und Fakten, die so nicht erwartet worden waren.
Gentges diskutiert mit Teilnehmern
Als ein Teilnehmer der Ministerin vorwarf, sie halte „schöne Sonntagsreden“ und vom Kontrollverlust sprach, antwortete sie mit der Feststellung, dass es keinen Kontrollverlust mehr gebe, sondern dass jeder, der ins Land komme, registriert werde.
Auf den Hinweis eines anderen Teilnehmers, es sei einleuchtend, was sie zur gesamten Problematik sage, doch warum nicht in ganz Deutschland dieses Vorgehen so gesehen und praktiziert werde, nannte Marion Gentges die bisherige Innenministerin Faeser von der SPD, die mit ihrer Haltung lösungsorientierte Vorschläge blockiert habe.
Ministerin hofft auf Politikwechsel
Damit hofft sie auf einen Politikwechsel mit dem neu zu bestellenden Innenminister von der Union. Und sie beschrieb, wie in Dänemark eine sozialdemokratische Regierung durch eine andere Asylpolitik für eine Befriedung gesorgt habe. „Und die Rechtspopulisten spielen keine Rolle mehr.“
Mit Zuversicht gesellschaftliche Herausforderungen angehen
Bei der Veranstaltung in Vöhringen, moderiert von der CDU-Ortsverbandsvorsitzenden Andrea Kopp, wurde ein emotionales, aber gesellschaftlich wichtiges Thema besprochen: Es ging um Zusammenhalt, Belastbarkeit und ein friedliches Miteinander. Die Diskussion lieferte viele Informationen – vor allem aber machte sie Mut, dass sich diese Herausforderungen gemeinsam und lösungsorientiert bewältigen lassen.
Und wenn Andrea Kopp der Ministerin zum Abschluss einen Hammer als Dankeschön überreichte, dann sicherlich nicht mit der Absicht, dass diese das Thema mit Gewalt lösen möge, sondern ganz im Gegenteil mit der ihr eigenen Ruhe und sachlichen Herangehensweise: auf dem Hintergrund eines Menschenbildes, das jeden Einzelnen ernst nimmt in seiner Würde. Aber auch in der Konsequenz des Rechtsstaates.
Veranstaltung war Teil einer Reihe
Die Veranstaltung in Vöhringen war Teil einer Reihe politischer Abende, mit denen die CDU vor Ort den Dialog mit der Bevölkerung stärken möchte. „Fakten statt Wunschdenken und Verantwortung statt Ideologie“ – unter diesem Leitgedanken, so Stefan Teufel, wolle man auch künftig schwierige Themen ansprechen und offen diskutieren.