Guido Wolf steht innerhalb der baden-württembergischen CDU unter Druck – will von Rücktritt nichts wissen. Obwohl es offenbar aussichtslos ist, trifft sich Wolfs Partei am Samstag noch einmal mit der SPD. Foto: dpa

In der CDU werden Forderungen nach einem Rücktritt des Spitzenkandidaten und Fraktionschefs Guido Wolf laut. Der will davon aber nichts wissen – und seine Partei plaudert am Samstag mit der SPD.

Stuttgart - Der CDU-Fraktionschef Guido Wolf gerät nach dem desolaten Ergebnis seiner Partei bei der Landtagswahl im Südwesten zunehmend unter Druck. In der eigenen Partei mehren sich Stimmen, die seinen Rücktritt fordern.

Der CDU-Spitzenkandidat sei „verbrannt“, sagte etwa der Kreisverbandsvorsitzende des Neckar-Odenwalds, Ehrenfried Scheuermann, den „Stuttgarter Nachrichten“ (Samstag). „Da geht nichts mehr, deshalb muss er jetzt die Konsequenzen ziehen und zurücktreten.“ Der CDU-Bundestagsabgeordnete Kai Whittaker sagte den „Badischen Neusten Nachrichten“ (Samstag), er habe sich für Wolfs Auftritt „geschämt“. „Ich hätte mir am Wahlsonntag gewünscht, dass man nicht nur von Demut spricht, sondern sie auch lebt.“ Die Frauenunion Baden-Württemberg verlangte, die CDU müsse aufhören, personell einfach „so weiterzumachen wie bisher“. Bei einer möglichen Regierungsbeteiligung müsse das höchste von der CDU zu besetzende Amt einer Frau anvertraut und 50 Prozent der Regierungsämter mit Frauen besetzt werden.

Wolf will von Rücktritt nichts wissen

Wolf denkt nach eigener Aussage jedoch nicht an einen Rücktritt. „Ich bin ein Mensch, der zur Selbstkritik fähig ist. Aber ich bekomme auch unheimlich viel Zustimmung“, sagte er am Freitagabend in Stuttgart. Wolf verwies darauf, dass die CDU-Fraktion ihn am Dienstag mit klarem Votum als Vorsitzenden wiedergewählt hat. Damit habe sie ihm das Mandat erteilt - auch für die nun anstehenden Verhandlungen über eine mögliche Regierungsbildung mit den Grünen.

SPD und CDU treffen sich trotzdem

Bei der Landtagswahl am Sonntag hatten die Grünen die CDU erstmals als stärkste Kraft überholt. Am Freitag zerschlugen sich letzte CDU-Hoffnungen, doch noch ein Regierungsbündnis aus CDU, SPD und FDP unter Wolf schmieden zu können. Die FDP hatte erklärt, keine Koalition unter Beteiligung der SPD eingehen zu wollen. Die SPD will ebenfalls nicht bei Schwarz-Rot-Gelb mitmachen.

Trotzdem gibt es am Samstag (10.30 Uhr) noch einmal Gespräche. CDU und SPD wollen sich unverbindlich in Stuttgart zusammensetzen.

Nun stehen die Zeichen im Südwesten auf eine grün-schwarze Koalition mit Kretschmann als Regierungschef. Sie ist aber bei der CDU-Basis umstritten. Ob und wann Grüne und CDU weiterverhandeln, entscheidet sich in den kommenden Tagen. Bei der Landtagswahl am Sonntag hatten die Grünen die CDU das erste Mal überhaupt in einem Bundesland als stärkste Kraft überholt.