Manuel Hagel, CDU-Fraktionschef im Landtag von Baden-Württemberg, reitet beim CDU-Neujahrsempfang im Eiltempo über die neue Seidenstraße, über Kopfsteinpflaster und mitten hinein in ein Albstadt vor dem Umbruch.
Der CDU Albstadt ist vorübergehend der Vorsitzende abhanden gekommen: Roland Tralmer lässt im Wahlkampf um den Oberbürgermeister-Stuhl sein Amt ruhen, und so begrüßte seine Stellvertreterin Bettina Zundel die Gäste zum wohl kleinsten Neujahrsempfang der Stadtverbandsgeschichte – dem Vernehmen nach konkurrierte eine Fasnetsveranstaltung.
Dafür waren Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und Manuel Hagel, der CDU-Fraktionschef im Landtag von Baden-Württemberg, gekommen, der sich – wie bestellt – kurz fasste und Tralmer das nötige Herzblut für die Kandidatur in dessen Heimatstadt bescheinigte: „Wenn man will, dass sich in der Verwaltung etwas ändert, ist es gut, wenn jemand für echten Aufbruch steht.“
„Die Vereinsförderung grundlegend reformieren“
Tralmer selbst findet es immer noch „gewöhnungsbedürftig“, an Dutzenden Plakaten „mit meinem Konterfei“ vorbeizufahren, wie er schmunzelnd in seinem Grußwort bekannte. Die Gäste informierte er über die Ziele, die er sich für den Fall seiner Wahl gesteckt hat: ein neuer Führungsstil, bessere Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern, „Sauberkeit und Sicherheit müssen endlich beherzt angegangen und die Vereinsförderung „grundlegend reformiert werden“. Die Sicherung des Wirtschaftsstandorts sieht Tralmer im Zusammenhang mit dem Ausbau lokaler Energiequellen, etwas aus der Abwärme der Kläranlage, und dem „Vorantreiben der Digitalisierung in allen Bereichen“. Gutes zu verbessern – so sein kleiner Seitenhieb auf den Slogan eines Mitbewerbers – sei dabei „kein Programm, sondern eine Selbstverständlichkeit“.
Zwischen Fasnet und Krieg
Seine mehr überregionalen Themen verdeutlichte Manuel Hagel anhand persönlicher Erlebnisse, etwa beim Beginn des Krieges gegen die Ukraine. Am 24. Februar 2022 habe er seinen Sohn in den Kindergarten gebracht und dort fröhliche Kinder in Fasnetskostümen erlebt, im Fernsehen dann einen Bericht vom Angriff auf einen Kindergarten in Mariupol gesehen – und Eltern, die um das Leben ihrer Kinder zitterten.
„Putin hat Angst vor dem Freiheitswillen der Menschen“
Dass es seither ein Jahr gedauert habe, bis Deutschland die Ukraine mit Kampfpanzern unterstütze, hält Hagel für fatal und betonte mit Blick auf Russland: „Putin wird nicht durch die Nato und Europa bedroht, sondern er hat Angst vor dem Freiheitswillen der Menschen.“
Die „neue Seidenstraße“ bezeichnete Hagel als das größte Wirtschaftsprojekt der neueren Geschichte, und es werde umgesetzt, während „wir hier darüber diskutieren, ob man die Schilder der Mohrenstraße abhängen muss“. Für das neue Jahr wünsche er sich, „dass wir mit weniger Leidenschaft übers Gendern sprechen und mit mehr Leidenschaft über unsere geopolitischen Interessen“.
„Die Menschwerdung beginnt nicht erst beim Abitur!“
Wie über Haupt- und Realschüler gesprochen werde, liegt Hagel besonders quer: „Die Menschwerdung beginnt nicht erst beim Abitur!“, rief er aus und wünscht sich mehr Wertschätzung gegenüber jungen Menschen, die sich für einen Handwerksberuf oder die duale Ausbildung entschieden.
Als Beispiel für Überregulierung, die das Land in Fesseln lege, nannte er die Regelung, nach der ein Platz nicht mehr mit Kopfsteinpflaster belegt werde – Grund dafür war der Unfall einer Frau, die mit Stöckelschuhen auf einem solchen herumgelaufen sei und gegen die Gemeinde geklagt habe.
Die Gespräche versüßte den Besuchern das Trio „PoP – Passion of Party“ mit eingängigen Liebesliedern, während die Gäste sich am Buffet bedienten. Die größte Portion freilich bekam der Gastredner: einen Korb mit Spezialitäten von CDU-Stadträtin und Metzgermeisterin Daniela Steinhart.