Oberbürgermeister Florian Kling und die Regionalleiterin der Caritas Ulrike Sommer haben an diesem Mittwoch einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Foto: Strienz

Etliche Menschen suchen händeringend bezahlbaren Wohnraum – während zugleich viele bestehende Wohnungen nicht vermietet werden und Platz bieten könnten. Das Caritas-Projekt „Herein“ will das ändern. Jetzt auch in Kooperation mit der Stadt Calw.

 
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Es ist eine Zahl, die aufhorchen lässt: Bis 2035, so schätzt der Regionalverband, werden allein im Nordschwarzwald 27 000 zusätzliche Wohnungen benötigt – und zwar ohne die Folgen des Ukraine-Krieges zu berücksichtigen. Wie groß der Druck in Sachen Wohnraum jetzt schon ist, merken seit geraumer Zeit vor allem jene, die ohnehin zu kämpfen haben: Geringverdiener, Alleinerziehende, Senioren, Menschen mit Handicap, die nicht selten eine Absage nach der anderen erhalten.

Die kirchliche Wohnrauminitiative „Herein“ der Caritas hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, allen, die Hilfe benötigen, zur Seite zu stehen. Denn das Verrückte an der Situation ist: Bereits heute gibt es zahlreiche Wohnungen, die leer stehen und trotzdem nicht zur Miete angeboten werden.

Es kann schnell gehen

Um das Projekt in Calw verstärkt voranzubringen, haben die Caritas Schwarzwald-Gäu und die Hesse-Stadt, namentlich Oberbürgermeister Florian Kling und die Regionalleiterin der Caritas Ulrike Sommer, an diesem Mittwoch einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Gerade der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Flüchtlingswelle hätten gezeigt, „wie schnell überall Wohnraum angeboten werden kann“, meinte jüngst Michael Vogelmann, Fachleitung Soziale Hilfen bei der Caritas, in einer Sitzung des Calwer Gemeinderats. Das stütze die These, wie viele Wohnungen leer zu stehen scheinen. Wer diese nicht vermieten wolle, habe dafür allerdings in der Regel einen Grund; schlechte Erfahrungen mit Mietern beispielsweise. Um diese Besitzer davon zu überzeugen, den Wohnraum eben doch anzubieten, sei „ganz viel Beziehungsarbeit, ganz viel Öffentlichkeitsarbeit“ nötig.

Vorteil des Konzepts

Hier beginnt die Arbeit der Caritas, die, so der Gedanke, nicht zuletzt durch ein gemeinsames Auftreten mit der Stadt gestärkt wird. Denn um Wohnraum zu vermitteln, muss zunächst welcher angeboten werden. Die Caritas leistet jedoch noch erheblich mehr, berät Vermieter und begleitet die Mieter.

„Der Vorteil des Konzeptes der Wohnraumoffensive ‚Herein‘ ist einfach: Potenzielle Vermieter werden bei der Auswahl der Mietparteien sowie der Erstellung der Vertragsunterlagen unterstützt und anschließend werden die Mieterinnen und Mieter durch die Caritas begleitet“, wird Regionalleiterin Sommer in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert.

Ressourcen bündeln

Oberbürgermeister Kling betont: „Wir durchleben aktuell schwierige Zeiten: Kriege, steigende Preise, auf vielen Ebenen Unsicherheiten. Durch die Zusammenarbeit wollen wir jetzt die Ressourcen bündeln, um noch mehr Vermieter zu erreichen, um bereits bestehenden Wohnraum wieder verfügbar zu machen. Wenn Kommunen und kirchliche Träger zusammenarbeiten, kann die Suche und Vermittlung von leerstehendem Wohnraum gelingen.“

Sicherheit für Mietparteien

Um den Mietparteien Sicherheit zu geben, betreut die Caritas diese auch nach dem Einzug weiter, es finden Hausbesuche und Beratungen statt. Unterstützung gibt es zudem bei der Kaution und eventuellen Mietausfällen. Die Stadtverwaltung wird die Bemühungen unter anderem durch Öffentlichkeitsarbeit fördern. Darüber hinaus vermittelt sie Kontakte zwischen Besitzern von Leerstand und der Caritas.

Das Projekt „Herein“ ist vor drei Jahren als innovatives Projekt in den Dekanaten Böblingen und Calw gestartet, gefördert und finanziert durch den Fonds bezahlbarer Wohnraum des Diözesanrates Rottenburg-Stuttgart.

Interessierte Wohnungseigentümer können sich direkt bei der Caritas melden. Kontakt: „Herein“ – kirchliche Wohnraumoffensive, Ansprechpartnerin Bettina Hummel-Lehnhardt, Telefon 07031/64 96 33, E-Mail hummel-lehnhardt@caritas-schwarzwald-gaeu.de

So sieht der Gemeinderat das Projekt

Diskussion
Als „absolut begrüßenswert“ bezeichnete Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) das Caritas-Projekt im Gemeinderat. Doch wie werden Wohnungsbesitzer überzeugt? Durch das „Gütesiegel Caritas“? Das dies nicht immer der Fall sei, räumte Michael Vogelmann ein. Allerdings stehe hinter der Caritas ein Wert. Zudem gebe es Sicherheit, dass das Mietverhältnis begleitet werde.