Freude bei der Übergabe eines Kleinwagens vom Lahrer Carsharing-Verein an Stadtmobil Südbaden (von links): Bürgermeister Tilman Petters, Jonas Meßmer (Stadtmobil Südbaden) sowie Charlotte Stiefel, Foto: Schabel

Der Carsharing-Verein „Gemeinsam Mobil Lahr“ stellt den Betrieb ein. Doch das Autoteilen wird in der Stadt auch künftig möglich sein – unter der Regie des Freiburger Anbieters Stadtmobil Südbaden und sogar mit mehr Fahrzeugen als bisher.

Donnerstagabend auf dem Rathausplatz: Lutz Hovestadt aus dem vierköpfigen Vorstandsgremium von „Gemeinsam Mobil Lahr“ übergibt den Schlüssel eines VW UP an Jonas Meßmer von Stadtmobil Südbaden. Der weiße Kleinwagen stand bisher den Mitgliedern des Lahrer Vereins zur Verfügung und wird nun in den Dienst des regionalen Carsharing-Anbieters mit zentralem Sitz in Freiburg gestellt. Hintergrund ist, dass der Lahrer Verein sich als Carsharing-Anbieter zurückzieht.

Doch bei der Schlüsselübergabe herrschte bei den Mitgliedern von „Gemeinsam Mobil Lahr“ deshalb keine Trauerstimmung, im Gegenteil. „Wir haben unser Ziel erreicht“, sagte Hovestadt – nämlich das Autoteilen in der Stadt zu etablieren. Der 1996 gegründete Verein war für Menschen da, die auf ein eigenes Fahrzeug verzichten und lieber eines mit anderen Nutzern teilen wollen.

Als zum Beispiel der Wagen von Helen Körfges vor sechs Jahren seinen Geist aufgab, hat sie sich keinen neuen mehr gekauft. Stattdessen trat sie dem Lahrer Verein bei. Ein- bis zweimal pro Woche habe sie ein Auto gemietet, sonst sei sie mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. »Es lebt sich viel billiger und entspannter ohne eigenen Wagen«, so Körfges.

Der Lahrer Verein löst sich nicht auf

Der Lahrer Verein hat rund 40 Mitglieder, wobei die Zahl der tatsächlichen Nutzer geringer ist, da es auch Familienmitgliedschaften mit Kindern gibt. 2020 legten die Mitglieder rund 14 000 Kilometer mit den beiden Vereinsfahrzeugen zurück, neben dem VW UP noch ein Dacia Dokker, der bereits in den Besitz von Stadtmobil Südbaden übergegangen ist. Der Lahrer Verein wird übrigens weiter bestehen, aber kein Carsharing mehr anbieten.

Carsharing lohnt sich vor allem für Städter, die viele Wege mit Bus, Bahn oder Fahrrad machen können, manchmal aber auch ein Auto brauchen. Auch für junge Erwachsene, die vor kostspieligen Anschaffungen wie dem eigenen Pkw zurückschrecken, erscheint das Auto-Teilen als gute Alternative.

Stadtmobil Südbaden baut das Carsharing-Angebot in Lahr aus, statt wie bisher zwei Autos wird es noch in diesem Monat vier geben, die geteilt werden können – und zwar an den Standorten Rathausplatz, Bahnhof, Herzzentrum sowie Seminarstraße/Friedrichschule. Die Autos werden dabei jeweils neben Pedelec-Verleihstationen von Nextbike platziert. Mit den nötigen Umbauten – es braucht E-Ladesäulen – wird in der kommenden Woche begonnen, war zu hören.

2024 werden dann drei weitere Carsharing-Fahrzeuge in Lahr in den Dienst gestellt (Stadtpark, IHK, Wohnquartier Hosenmatten). Ein weiteres – das achte – Fahrzeug folgt 2025 mit Standort Gartenhöfe.

Die Stadt ermögliche das Umsteigen auf andere Verkehrssysteme, sagte Bürgermeister Tilman Petters bei dem Termin auf dem Rathausplatz. Bis sich dieser Wechsel durchsetzt, brauche es einen langen Atem, aber es lohne sich langfristig, ihn jetzt anzustoßen.

Carsharing-Kosten

Finanziell rechnet sich Carsharing nur dann, wenn die Zahl der Fahrten mit dem geteilten Auto nicht ausufert. Es muss nämlich für die gefahrenen Kilometer und die Zeit, in der der Wagen genutzt wird, bezahlt werden. Für einen fünfstündigen Ausflug mit einem Carsharing-Auto von Stadtmobil Südbaden von Lahr nach Freiburg werden zum Beispiel 36,20 Euro fällig, wie Meßmer am Donnerstag vorrechnete. Da sind die Kosten für Strom oder Kraftstoff dann schon drin. Hinzu kommt bei Stadtmobil Südbaden ein Anmeldebeitrag von 30 Euro für eine Einzelperson sowie ein monatlicher Grundbeitrag von bis zu 20 Euro für Vielfahrer – wer nicht so oft fährt, zahlt weniger.