Zwei Männer mit guter Laune: Joshua (rechts) und Benjamin Zivkovic freuen sich über die gute Auslastung des Capitols. Gemeinsam mit ihrem Vater Sascha haben sie mit dem Haus künftig noch viel vor. Foto: Daniela Schneider

Familiär ist Trumpf: Ins Schwenninger Capitol kommen Künstler und Gäste gleichermaßen gerne. Warum das klappt und was sie mit ihrem Haus noch so alles vorhaben, das berichten Sascha Zivkovic und seine Söhne im Gespräch mit der Redaktion.

Wie läuft’s im Capitol in Schwenningen? „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Inhaber Sascha Zivkovic. Das Lächeln in seinem Gesicht unterstreicht das und seine beiden Söhne Joshua und Benjamin tun es ihm da gleich. Kein Zweifel: Die drei Männer sind glücklich, wie gut ihr Konzept bei den Gästen ankommt. Fast 75 Prozent Auslastung – mit diesem Wert für ihre Location sind sie happy und auch mit den Rückmeldungen, die sie von Künstlerinnen und Künstlern ebenso bekommen wie vom Publikum.Erst recht ist das übrigens der Fall, wenn man bedenkt, mit welchen Zahlen sie 2020 mit ihren Veranstaltungen hier angefangen haben. Zehn Prozent Auslastung waren es da zu Beginn, wie sich Sascha Zivkovic eher ungern erinnert, zumal diese Anfänge mitten in die Corona-Zeit fielen.

 

2019 übernommen

Das Capitol hat er 2019 vom Vorbesitzer übernommen. Die Familie Zivkovic zog hier mit ihrem etablierten Lokal „Planet Sports“ ein, das mit seinen 150 Sitzplätzen nach wie vor ihr wichtigstes Standbein ist. Die Kino- und Eventtechnik wurde modernisiert, der Sanitärbereich im Obergeschoss erneuert ein Backstagebereich für Künstler eingerichtet. Nach und nach bauten sie parallel das Programm auf der Capitol-Bühne aus, vernetzten sich in der Szene und machten sich schon sehr bald einen Namen als Veranstalter von Comedy- über Kabarett- bis hin zu Musikevents. Dieter Thomas Kuhn traten auf, Bernhard Hoecker oder Sky Du Mont zum Beispiel.

Sie alle waren schon da: Zahlreiche Stars der Comedy-und Kabarett-Szene sind an der Wand im Capitol-Foyer verewigt. Foto: Daniela Schneider

Dass es großen Spaß machen kann, im Capitol aufzutreten, spricht sich offenbar schnell rum. Der Kultkinosaal samt Bühne wird von den Künstlerinnen und Künstlern gerne bespielt, der intime Rahmen in unmittelbarer Tuchfühlung zum Publikum, für das es hier 220 Sitzplätze gibt, erfreut sich wachsender Beliebtheit. „Die Atmosphäre ist ein bisschen klassisch“, erklärt Sascha Zivkovic sich diesen Teil des Erfolgsrezepts.

True-Crime-Trend hält an

Bestsellerautorin Lydia Bennecke, erzählt er zum Beispiel, tritt deswegen nicht zum ersten Mal hier auf. „Mir gefällt der Saal“, habe sie ihm verraten und gleich den nächsten Gig klargemacht. Nächstes Jahr im März wird sie auf der Capitol-Bühne stehen und über „Hochstapelei, Betrug und Gaslighting“ sprechen, über aktuelle Ergebnisse der psychologischen Forschung anhand spannend rekonstruierter Kriminalfälle.

Das Publikum kommt gern in das Haus mit dem besonderen Charme. Foto: Capitol

Da lässt deutlich der ungebrochen anhaltende True-Crime-Trend grüßen – das Interesse an unterhaltsam erzählten Geschichten aus der Welt des Verbrechens ist weiterhin groß, auch beim Capitol-Publikum. Hier zeigt sich: Was im Netz läuft, in Podcasts und Social Media, wird auch analog geschätzt, im Capitol noch ergänzt um den Live-Charakter, den man bekanntlich am Bildschirm oder Handydisplay wiederum jedenfalls nicht so ungefiltert erleben kann.

Mehr auswärtiges Publikum

Das Publikum kommt übrigens bei weitem nicht nur aus VS und direkter Umgebung, sondern sogar zum wohl überwiegenden Teil aus dem weiteren Umkreis im ganzen deutschen Südwesten. „Und wir haben viele Gäste aus der Schweiz“, erzählt Joshua Zivkovic. Die Nähe zum Nachbarland ist außerdem auch einer der Gründe, warum manche der Künstlerinnen und Künstler hier auch schonmal recht kurzfristig noch einen Auftritt zwischenschieben, auf der Achse zwischen den größeren Veranstaltungsorten in den Großstädten der Schweiz und den nächsten in Stuttgart zum Beispiel. Zu Agenturen und Managern gilt es da natürlich einen guten Kontakt zu pflegen; die wiederum schätzen es ganz offensichtlich, dass die Schwenninger auch spontan und flexibel agieren können, wenn es notwendig ist.

Mit ihren Veranstaltungen und Events in Villingen-Schwenningen möchten sie die Kulturszene der Doppelstadt bereichern, sagen die drei Zivkovics. Mit ihrem Programm möchten sie dabei ein möglichst breites Publikum ansprechen. Ob es denn auch etwas gibt, was sie partout nicht auf der Bühne haben wollen? Sascha Zivkovic überlegt kurz und sagt dann: „Unser Programm ist sehr mainstreamig. Es soll unterhaltsam sein“ – auf politisches Kabarett zum Beispiel verzichten sie hingegen eher weitestgehend.

Immer ein Publikumsmagnet: Comedian Matze Knop. Foto: Capitol

Besonders beliebt beim treuen Publikum sind übrigens Auftritte von Leuten, die auf Social-Media-Kanälen erfolgreich sind. Der Göppinger Comedian Serdar Karibik zum Beispiel hat eine sehr treue Anhängerschaft, die ihn bei früheren Auftritte im Capitol feierte – und auch seine nächste Show hier ist schon wieder ausgemachte Sache: „Mein Dschungel“ heißt das Programm des „Comedy-Tarzans“, mit dem er am 5. Oktober zu Gast und sich von Gag zu Gag schwingen wird.

Ingo Appelt im März zu Gast

Die aktuelle Spielzeit dauert noch bis Mitte Mai, mit Programmen von Zauberkünstler und Stand-up-Comedian Ingo Oschmann zum Beispiel (15. März), Kabarettist Rolf Miller (22. März, bereits ausverkauft) oder Komiker Markus Maria Profitlich (28. März), Stand-Uper Maxi Gstettenbauer (26. April) und Autorin und Stand-Up-Comedienne Helene Bockhorst (9. Mai) mit ihrer schrägen Show. Wenige Restkarten gibt’s zudem noch für Ingo Appelt und seine Ansage: „Männer nerven stark“ am 29. März.

Und auch für die folgende Spielzeit steht schon mindestens die Hälfte des Programms. „Hugo Egon Balder wird zu uns kommen“, verrät Sascha Zivkovic schonmal, der zudem vor Kurzem mit seinen Jungs auf einer Künstlerbörse war, um sich anzuschauen, was noch hierher passen würde und er ergänzt: „Es macht Spaß und wir freuen uns auf jede Veranstaltung, auf die Künstler und das Publikum.

Gute Stimmung bei Veranstaltern und Comedians gleichermaßen: Sascha Zivkovic (Zweiter von rechts) und seine Söhne Joshua (rechts) und Benjamin (Zweiter von links) freuen sich über das positive Feedback, so wie hier bei der „Schwabennacht“. Foto: Capitol

Auf lange Sicht wollen er und seine Ehefrau sich aus dem Geschäft zurückziehen. Gut also, dass die Söhne schon stark ins Geschehen eingebunden sind. „Es passt ganz gut“, freut sich der stolze Papa darüber, dass beide mitziehen und Sohn Joshua außerdem als studierte Tontechniker was die Veranstaltungen betrifft vom Fach ist und viel wertvolle Expertise mitbringt. Für die Zukunft aufgestellt ist der Betrieb jedenfalls, auch durch die Sanierungsmaßnahmen, die im ganzen Haus vorgenommen wurden.

Der Eventsaal „Theaterhalle“ wurde im Industrial-Stil völlig neu gestaltet, eine zweite Küche eingebaut und die legendäre Disko „Galaxys“ im Ambiente der 1980er-Jahre wiederbelebt. Hier können auch kleinere Live-Shows, Firmenevents, Hochzeiten und private Feiern realisiert werden. Dieses Standbein soll noch weiter ausgebaut werden. Für das 100-Jährige des Capitols in zwei Jahren laufen übrigens jetzt auch schon die Vorbereitungen – den Film „Der Katzensteg“, der auch schon bei der Eröffnung anno 1927 lief – haben sich die Zivkovics für eine Vorführung auf der Leinwand im großen Saal jedenfalls schonmal gesichert.

Ein Haus mit Geschichte

Anfänge in den 1920ern
Der Bau des imposanten Capitol-Kinos begann Anfang 1927. Noch im selben Jahr wurde das damals wohl größte Lichtspielhaus Baden-Württembergs mit dem ausverkauftem Filmschauspiel „Der Katzensteg“ und der weltberühmten „Urbanitruppe“ eröffnet.

So ging es weiter
Das Haus, das von der Familie Grötzinger betrieben wurde, gewann als Unterhaltungszentrum der Stadt äußerste Beliebtheit, später zeitweise sogar mit mehr als einem Kino. Wiederum einige Zeit später gab es auch hier auch noch die beliebte Diskothek „Galaxys“.

Wiederbelebung
Später lag das Haus lange Jahre brach, bis die Enkelinnen der Familie Grötzinger beschlossen, das Erbe ihrer Großeltern wiederzubeleben und ein Kino samt Gastronomie in dem Gebäude einzurichten. Auch eine Bühne wurde eingebaut. 2019 beschloss die Familie Zivkovic, ihr Restaurant „Planet Sports“, das sie 25 Jahre lang in der ehemaligen Bärenbrauerei betrieben hatte, in das Capitol zu verlegen und erwarb dabei gleichzeitig das Gebäude, das anschließend umfassend saniert wurde.