OB Florian Kling hat mit Fake-Profilen auf Social Media zu kämpfen. Auch Amtskollegen sind betroffen. Was steckt hinter solchen Accounts?
Florian Kling ist auf der Social-Media-Plattform Instagram sehr aktiv. Er erzählt dort aus seinem Alltag als Oberbürgermeister. Kling postet zum Beispiel Bilder von der Verleihung der Heimatmedaille an Irmhild Mannsfeld oder ein Video davon, wie er mit dem E-Bike den noch nicht ganz fertigen Radweg auf den Wimberg testet. Rund 600 Beiträge kamen über die Jahre zusammen, dazu diverse Reels. Knapp 3300 Instagram-Nutzer folgen ihm.
Kaum zu unterscheiden
Oder sind es bloß knapp 300? Denn so viele Follower hat ein anderes Instagram-Profil, das in seiner Aufmachung kaum von Klings Profil zu unterscheiden ist. Die Benutzernamen unterscheiden sich nur durch einen Punkt. Doch das mit weniger Followern ist nicht öffentlich. Das heißt, Nutzer können die Posts nur nach einer bestätigten Kontaktanfrage sehen. Wer Einblick in diese hat, sieht aber, dass das Fake-Profil neben der Aufmachung auch die Profil-Inhalte Klings klaut.
Das eine Profil ist echt, das andere – mit weniger Followern – eine Fälschung. Solche Fake-Profile sind auf den sozialen Medien keine Seltenheit. Das weiß auch Kling. „Achtung, es ist mal wieder ein Fake-Account auf Instagram unterwegs“, warnte er jüngst in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses. Dieses gefälschte Profil stelle auf Instagram reihenweise Kontaktanfragen. Kling betont seinen echten Benutzernamen: @floriankling_calw. Der des Fake-Profils lautet @floriankling_.calw. Auf die Schnelle ist der Punkt, der beide unterscheidet, leicht zu übersehen.
„Es ist ein Trend“
„Es ist das vierte Fake-Profil in den letzten zwei Monaten“, sagt er unserer Redaktion. Er höre von allen Bürgermeistern, die er kenne, dass sie auch von Fake-Profilen betroffen seien. Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann berichtete zuletzt von dem Problem. „Es ist ein Trend“, so Kling. Stets würden nur kleine Details am Benutzernamen ausgetauscht, das originale Profil komplett kopiert. Viele Menschen berichteten Kling von den Fake-Profilen, dächten oft, sein echtes Profil wäre gehackt worden.
Reines Melden reicht kaum aus
Solche Profile entfernen zu lassen, ist gar nicht so einfach, wie Kling erzählt. Instagram-Nutzer könnten diese Fake-Profile melden. Je mehr dies täten, meint Kling, desto schneller würde die Plattform tätig und lösche diese Profile. Manchmal reiche das aber reine Melden aber nicht aus. Dann müsse er sich selbst an den den Instagram-Mutterkonzern Meta wenden und schriftlich Beschwerde einreichen. Meta fordere dann eine Personalausweiskopie, damit Kling beweisen kann, dass er der echte Florian Kling ist. Er habe von Fällen gehört, in denen nur eine Abmahnung gegenüber Meta geholfen habe. Immerhin verstießen solche Fake-Profile gegen das Urheber- und Persönlichkeitsrecht, sagt Kling.
Fake-Profil erkennen
Instagram hat eigentlich ein Verifizierungsprogramm. Die Plattform checkt Profile bekannter Personen. Sind diese echt, bekommen sie einen blauen Haken. „Das geht für mich nicht“, beschwert sich Kling. Kommunalpolitiker bekämen grundsätzlich keinen solchen Haken, sondern nur „Stars und Bundespolitiker“. „Ich bin in Metas Augen nicht wichtig genug“, sagt er. Für normale Menschen biete Meta die Verifizierung über ein Abonnement an. Doch auch das sei durch Meta für Politiker gesperrt. „Ich habe also keine Möglichkeit“, sagt Kling. Bleibt den Nutzern also bloß, genau hinzuschauen, ob der Benutzername auffällig ist.
Warum gibt es Fake-Profile überhaupt?
Hier gibt es unterschiedliche Gründe. Manche Fake-Profile sind Parodie-Accounts. Sie wollen das Original-Profil lediglich veräppeln. Bei anderen sind die Motive nicht so harmlos. Sie wollen mittels Fake-Profilen an persönliche Daten ihrer Follower kommen. Das führt möglicherweise zum Identitätsdiebstahl. Manche Betrüger möchten über Fake-Profile direkt an Geld kommen – so auch in Klings Fall. Das Fake-Profil schreibt seine echten Follower an und lädt sie in WhatsApp-Gruppen ein. Hier sollen den Menschen dann zwielichtige Finanzprodukte verkauft werden. Ein solcher Kauf führt dann bei dem Betrüger hinter dem Fake-Profil mutmaßlich zu einem Gewinn.
Das sagt Meta
Was tut Meta gegen Fake-Profile? Will die Firma die Verifizierung für Kommunalpolitiker vereinfachen? Auf eine Anfrage antwortet Meta indirekt über eine Kommunikationsagentur. „Wir arbeiten ständig daran, Betrügereien auf unseren Plattformen zu entfernen“, wird ein nicht namentlich genannter Meta-Sprecher zitiert. Jeder solle Verstöße gegen die Richtlinien melden, steht in der sehr allgemein gehaltenen Antwort. Auf Klings konkreten Fall geht das Statement nicht ein. Auch nicht darauf, ob es eine Verifizierung für Kommunalpolitiker geben könnte. Das Problem der Bürgermeister-Fakes auf Instagram wird es wohl weiterhin geben.