Landrat Helmut Riegger – hier im neuen Anbau des Landratsamtes – will noch eine weitere Periode im Amt bleiben. Foto: Alexander Huber/KarlHuberFotodesign

Die Zeiten sind ungemütlich: Die Haushaltslage ist desaströs, bei der Hesse-Bahn läuft nicht alles rund und die Krankenhäuser sind auch noch nicht fertig. Trotzdem oder eher gerade deswegen gab es für Helmut Riegger nur eine Antwort auf die Frage: Will ich weiter Calwer Landrat bleiben?

Als Helmut Riegger im Jahr 2010 die Nachfolge von Hans-Werner Köblitz als Landrat des Kreises Calw antrat, da war sein persönliches Ziel klar: Er wollte – und will es bis heute – den ländlichen Kreis Calw voranbringen. Am besten auf das Niveau der Ballungszentren im Land. Und das geht nur, wenn man auf einen Sektor ganz besonderen Wert legt: die Infrastruktur. Und deswegen hat er in seinem Amt eben diese Infrastrukturprojekte angepackt und vorangetrieben: Das reicht von den beiden Krankenhäusern in Calw und Nagold, der Hermann-Hesse-Bahn über den Dehoga-Campus und das Feuerwehrzentrum bis zum Breitbandausbau.

 

Nun neigt sich seine zweite Amtszeit ihrem Ende zu, und die Frage stellte sich für den 62-Jährigen, ob er noch einmal acht Jahre dranhängen soll an der Spitze des Landkreises. Und da ein Großteil der Infrastruktur-Projekte noch nicht abgeschlossen ist, war für ihn die Entscheidung eigentlich klar: „Ich will verlässliche Politik machen“, sagt Riegger im Gespräch mit der Redaktion. „Und dazu gehört, dass das was versprochen wurde, auch umgesetzt wird.“

„Da bin ich dann ein Kämpfer“

Von Hindernissen, wie der aktuell dramatischen Finanzlage oder immensen Verzögerungen bei den Großprojekten Krankenhäuser und Hesse-Bahn, lässt er sich nicht von diesen Zielen abbringen. „Da kann man nicht einfach den Kopf in den Sand stecken“, stellt er klar. „Da bin ich dann ein Kämpfer, der die Sachen auch durchziehen will.“ Und deswegen ist er auch stolz darauf, dass man gerade bei der Hesse-Bahn einen so langen Atem bewiesen hat und mit dem Campus in Calw ein „Musterbeispiel für die Gesundheitsversorgung“ im Land schafft.

Zu kämpfen hatte er in der Vergangenheit so einiges. „Wir sind da von einer Krise in die nächste katapultiert worden“, erinnert er sich. Da war zunächst die erste Flüchtlingskrise Mitte der Zehner-Jahre, dann kam Corona und dann der Ukraine-Krieg mit weiteren Flüchtlingen in nicht unbeträchtlichem Ausmaß. Und jetzt kommt dann noch die dramatische Finanzlage des Landkreises um die Ecke. Doch davon lässt sich Kämpfer Riegger nicht beirren: „Ich bin da wie ein Kapitän. Der geht auch nicht von Bord, wenn es mal schwierig wird.“

„Ich traue mir das von der Gesundheit her zu“

Und deswegen wird er noch einmal für das Amt des Calwer Landrats kandidieren – „und das aus Überzeugung“, wie er nachdrücklich betont. Körperlich sei er noch fit, so der 62-Jährige. „Ich traue mir das von der Gesundheit her zu.“ Und seine Familie unterstützt ihn bei seinen beruflichen Plänen. Und auch aus seinem beruflichen Umfeld im Landratsamt oder Persönlichkeiten aus der heimischen Wirtschaft habe es positive Signale für eine erneute Kandidatur gegeben. Seine finale Entscheidung getroffen hat er in der vergangenen Weihnachtszeit: „Das habe ich meinen Mitarbeitern so angekündigt und so ist es auch gekommen.“

Das Projekt Hesse-Bahn zieht sich in die Länge. Foto: Fritsch

Sollte er noch einmal gewählt werden, weiß er eines ganz genau: Langweilig wird es ihm nicht so schnell. Da geht es erst einmal darum, alle Großprojekte abzuschließen: Kliniken, Hesse-Bahn, Feuerwehr-Leistungszentrum und Straßenmeisterei. Und damit will er es mit Großprojekten auch bewenden lassen: „Da fange ich nichts Neues mehr an“, verrät er beim Gespräch im Landratsamt.

„Der Kreis Calw braucht sich nicht zu verstecken“

„Trotzdem gibt es noch genug andere wichtige Aufgaben“, weiß Riegger und nennt da unter anderem die Digitalisierung der Verwaltung – inklusive Nutzung von KI. Und natürlich die Bewältigung der Finanzprobleme. Und auch die Entbürokratisierung hat er sich für die Zukunft auf die Fahnen geschrieben: „Die Bürokratie ist ein Grund für die Politikverdrossenheit. Wir sind einfach zu kompliziert geworden.“ Gerade was Baugenehmigungen angeht, müsse man in der Verwaltung „schneller und effektiver werden“.

Auch wenn noch einiges auf seiner Agenda steht, gibt sich der Calwer Kreischef am Ende seiner zweiten Amtszeit auch durchaus selbstbewusst: „Der Kreis Calw braucht sich im Land wahrlich nicht zu verstecken.“