Lothar Hudy arbeitet mit Materialien, die für andere wertlos sind. Foto: Nicolai Stotz

Anlässlich seines 75. Geburtstags ist ab 14. Oktober eine Ausstellung von Lothar Hudy im Calwer Rathaus zu sehen.

Calw - Lothar Hudy kommt ein paar Minuten zu spät zum Pressegespräch in unserer Redaktion. Kaum ein paar Meter könne er gehen, ohne ins Gespräch zu kommen mit Leuten, die er kennt, sagt er. Oder die ihn kennen. Hudy ist in Calw eine kleine Berühmtheit. Seit Jahrzehnten schafft er Kunstwerke aus Materialien, die andere als Schrott ansehen. Aus Draht, alten Sägeblättern, aus Metallplatten und Glasscherben. Anlässlich seines 75. Geburtstags werden Werke Hudys aus den vergangenen 45 Jahren im Calwer Rathaus ausgestellt.

Rudolf Schlichter oder Richard Ziegler sind als Künstler in Calw weithin bekannt, etliche Ausstellungen in den vergangenen Jahren waren ihnen gewidmet. Erfreulicher, als sich mit verstorbenen Künstlern zu befassen, so meint Markus Brandl vom Kulturamt der Stadt Calw, sei es aber, jenen eine Plattform zu geben, "die voll im Saft stehen." So wie Lothar Hudy.

Zu seinem 70. Geburtstag durfte er seine Werke im Calwer Landratsamt ausstellen, erinnert er sich. Nun hatte er sich gewünscht, wieder eine Ausstellung machen zu können – und hat binnen kürzester Zeit Brandl davon überzeugt. Es mache ihm Spaß, mit Künstlern zusammenzuarbeiten, sagt er.

Fundus der vergangenen Jahrzehnte

Die Vernissage für geladene Gäste wird am Donnerstag, 13. Oktober, stattfinden. Von 14. Oktober bis 13. November sind die Werke dann für die Allgemeinheit im Foyer sowie im ersten Obergeschoss des Rathauses zu dessen regulären Öffnungszeiten zu sehen. Darüber hinaus soll die Ausstellung sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet haben. Am 16. und am 30. Oktober bietet Hudy jeweils ab 15 Uhr Führungen an.

30 Exponate werden zu sehen sein, so der Künstler. Teils neue Werke, teils welche aus "dem Fundus der vergangenen Jahrzehnte". Die Ausstellung trägt den Titel "Lothar Hudy: Gestaltung in Vollendung – Metall und Glas". Alles habe Bezug zum Schwarzwald, sagt der Jubilar. Und doch soll Hudys "Schaffenskraft der letzten 45 Jahre" im Fokus stehen.

Hudy hat viele verschiedene Berufe erlernt, schon vieles gemacht, erzählt er freimütig. Irgendwann kam er beim Werkeln mit Glas in Berührung. "Das ließ sich schneiden wie Papier, erinnert sich der Künstler. "Da wusste ich, das ist mein Material." In den darauffolgenden Jahren führte eins zum anderen – Hudy arbeitete an seiner Kunst, erledigte zwischendurch Auftragsarbeiten oder machte auch mal etwas ganz anderes, um Geld zu verdienen. "Ich lasse alles auf mich zukommen", meint er. Ein Künstlerleben eben.

Werke sollen berühren

Hudy arbeitet auch viel mit Kindern zusammen. Jüngst erst baute er eine Kugelbahn für den Hoffnungsort auf dem Wimberg. Oder stellte mit Kindern Seifenkisten für das Stadtfest her. Hudy erzählt lebhaft von alledem. Nur auf die Frage nach seinem Lieblingswerk scheint er kurz sprachlos. Erst nach einer Weile packt er aus seiner Stofftasche ein kleines Drahtgestell auf einem Holzblock aus. Dreht man an einer Kurbel, gerät das ganze Konstrukt in Bewegung. Das, meint er, sei der Nachbau eines seiner ersten Projekte in der Schule. Daran hängt er.

Bei Hudy bekommen Eisenstangen, Hufeisen, Reste von Arbeitsgeräten oder anderes Allerlei eine ganz neue Bestimmung, wie es auf einem Flyer zu der Ausstellung heißt. Sie werden zu Kunst. "Diese soll berühren. Egal ob spielerisch, sozialkritisch oder ironisch."