Die Straße samt Parkplätzen, die den Stadtgarten entzweit, ist dem Planer ein Dorn im Auge. Foto: Rousek

Der Calwer Stadtgarten hat viel Potenzial. Das hatte Patrick Humpert schon vor Beginn seiner Planungen angekündigt. Was der Karlsruher Architekt in der Aula präsentierte, hat das Bürgerforum Innenstadt beeindruckt. Und am darauffolgenden Abend auch den Gemeinderat.

Calw - Offensichtlich ist dieser Stadtgarten ein Kleinod, das nun aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf geweckt wird. Doch ein durchdachtes Gesamtkonzept, wie es Stadtplaner und Architekt Humpert erarbeitet hat, ist das eine. Das andere ist die Umsetzung und vor allem die Finanzierung.

Zunächst einmal geht es um die Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel, wie der städtische Umweltbeauftragte Markus Mosdzien beim Bürgerform erläuterte. Und nur dafür gibt es derzeit Zuschüsse. Doch der Gemeinderat, so der Hinweis von Oberbürgermeister Florian Kling, wollte ein Gesamtkonzept, das über das Klimathema hinausgeht, um über die Jahre kein Stückwerk umzusetzen. Was nun über das Klimaziel hinaus verwirklicht wird, liegt schließlich am Gemeinderat. Und vielleicht, so deutete Kling an, tun sich noch weitere Zuschussmöglichkeiten auf.

Humpert hat jedenfalls so ziemlich alles in seine Planung eingearbeitet, was man sich für den Stadtgarten denken kann und das gewünschte Gesamtkonzept vorgelegt. Das berücksichtigt auch Themen wie Biodiversität, Freizeit, Tourismus, Naherholung und kulturelles Leben.

Schaffung von Aussichtspunkten

Der Stadtplaner begann bei seinen Ausführungen im Bürgerforum natürlich mit der Resilienz für den Klimawandel. Da ging es beispielsweise um die Lenkung des Kaltluftabflusses, um die Vorsorge vor Starkregenereignissen durch ein Rentensionsbecken für den Schießbach und die Stärkung der Flora angesichts des Klimawandels durch die Bepflanzung mit widerstandsfähigeren Bäumen.

Aber auch originelle Ideen präsentierte Humpert. Etwa eine Rutsche durch den Stadtgarten. Die könnte zum einen den Weg der Berufsschüler vom Wimberg zum ZOB beschleunigen, zum anderen zum Freizeitspaß von Familien mit Kindern werden. Der Vorschlag bekam die meisten Punkte, die die Teilnehmer des Forums in der Pause vergeben durften. Zu den Favoriten zählten außerdem ein Waldcafé, das es früher ja schon einmal gegeben hat, und eine Naturbühne, wo kulturelle Veranstaltungen stattfinden könnten. Da zeigt sich unter anderem der Vorteil, den die Nähe des Stadtgartens zur Innenstadt hat.

Wanderwege, die Schaffung von Aussichtspunkten, die Wiederbelebung der Brunnens am Eingang beim Georgenäum, pflegeleichte Fruchtsträucher für Vögel und Insekten, Trockenmauern für Eidechsen sowie ein Bienenhotel waren unter anderem weitere Bestandteile des Konzepts.

Um energetisch autark zu sein, schlägt das Karlsruher Planungsbüro den Bau eines kleinen Sonnenkraftwerks vor. Damit ließen sich unter anderem Café, Wege und Bühne beleuchten sowie Lampions zum Leuchten bringen.

Parkplätze streichen

Bei der anschließenden Diskussion ging es dann schon in die Details. Das Forum war sich darin einig, die Parkplätze am Ende der Schillerstraße zu streichen, zumal sie schon jetzt den Stadtgarten geradezu durchschneiden und auch Humpert eine Reduzierung der asphaltierten Flächen für sinnvoll hält.

Dieses Thema kam auch am Folgetag im Gemeinderat auf, wo Humpert seine Ideen erneut vorstellte. Dort wurde die Befürchtung geäußert, dass vor allem die Lehrer des Hermann-Hesse-Gymnasiums "Sturm laufen" würden, wenn die Parkplätze wegfielen. Zumal die Sache mit den Parkplätzen in der Innenstadt ohnehin konfliktbeladen ist.

Viel mehr als für diesen Aspekt interessierten sich die Räte aber für die Details der vorgestellten Ideen. Also für die Frage, wie konkret diese denn seien. Humpert räumte ein, dass man zunächst die Fördergelder abwarten müsse, bevor man in die Detailplanung einsteige. Zu fest planen dürfe man nämlich gar nicht, bevor nicht alles, was die Förderung angeht, in trockenen Tüchern ist. Zudem, fügte Kling augenzwinkernd an, habe man keine 20 Millionen Euro zur Verfügung.

Wer pflegt den Garten?

Was das Gremium auch beschäftigte: die Frage, wer das Ganze denn auf lange Sicht pflegen wird. Immerhin handelt es sich beim Stadtgarten um ein sieben Hektar großes Areal. Eine "Herkulesaufgabe", wie OB Kling meinte. Humpert zeigte sich da weit optimistischer. Er sprach von Schafen, die die Grünflächen abgrasen können, und vom Engagement der Bürger, "ihren" Stadtgarten zu pflegen. "Es gibt blödere Jobs als Gartenpflege", befand der Planer. "Da müssen wir Senioren halt mal ran."

Café eröffnet

Ausruhen von der Gartenarbeit wird man sich künftig in einem neuen Café können. In der Schillerstraße 20 soll noch diesen Sommer eines eröffnet werden, verkündete Kling. Das könnte das gewünschte Waldcafé ersetzen.

Insgesamt zeigte sich das Gremium sehr angetan von den Ideen Humperts. Ebenso wie von seiner offenkundigen Begeisterung für das Projekt Stadtgarten. Hermann Seyfried (Neue Liste Calw) appellierte deshalb an seine Ratskollegen, "diesen Weg schnellstmöglich mitzugehen". Dem schloss sich Udo Raisch (CDU) an.

Der Calwer Stadtgarten sei wohl der einzige, der praktisch direkt am Marktplatz endet. Werte man diesen entsprechend auf, könnte etwas landes- oder sogar bundesweit Einzigartiges daraus entstehen. "Wir müssen jetzt klotzen und es richtig machen", rief er auf. Evelin Menges (SPD) bekräftigte, dass der gesamte Gemeinderat hinter den Ideen stehe. "Packen wir es an!"