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Im Nordschwarzwald sieht die Lehrstellensituation besser aus als im Land. 158 Stellen sind immer noch zu haben.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald in Pforzheim versucht in Zeiten von Corona Zuversicht zu verbreiten. Zumindest was die Lehrstellensituation anbelangt.

Nordschwarzwald. Zwar hat es in der Region zum Stichtag 13. August mit 1814 Ausbildungsverhältnissen 9,2 Prozent weniger gegeben als vor Jahresfrist; der Rückgang fällt nach IHK-Angaben allerdings deutlich niedriger aus als im Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg. Landesweit liegt das Minus im zweistelligen Bereich.

"Die Betriebe wollen an ihren Ausbildungsplätzen festhalten", betont Tanja Traub, als Mitglied der IHK-Geschäftsführung zuständig für den Bildungsbereich. Damit zeigten die Unternehmen ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Bedeutung der Dualen Ausbildung. Hinzu komme, dass über die Pandemie hinaus die demografische Entwicklung anhalten werde. Traub: "Die Unternehmerinnen und Unternehmer wissen, dass ihre intensiven Ausbildungsbemühungen der Fachkräftesicherung dienen und gleichzeitig einen gesamtgesellschaftlich positiven Beitrag darstellen."

Dies gelte auch für die von der Corona-Krise besonders stark betroffene Gastronomie, die in den Landkreisen Calw und Freudenstadt ein wichtiger Arbeitgeber ist, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler betonte. Zwar liegen dort die Rückgänge etwas über dem Durchschnitt, so Traub, die Situation sei aber noch immer vergleichsweise gut. Keppler wies darauf hin, dass durch den Trend zum Urlaub im Inland viele Häuser derzeit gut ausgelastet seien.

Gute Chancen in der Gastronomie

In der Gastronomie wie auch in den anderen Branchen seien die Chancen, nach der Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis übernommen zu werden, nach wie vor gut. Die allermeisten Betriebe würden ihr Ausbildungsangebot danach ausrichten, so Traub. Zudem haben in einer landesweiten Umfrage 80 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, dass ihre Azubis derzeit nicht von Kurzarbeit betroffen sind.

Und Ausbildungsplätze gibt es noch genügend. Die Lehrstellenbörse der IHK Nordschwarzwald weist derzeit 158 offene Stellen aus und für 2021 sind schon 280 Angebote eingestellt. Im Vordergrund stehen Transport, Logistik und Gastronomie. Aber auch im Handel sowie im Metall-, Elektro- und IT-Bereich gebe es offene Stellen. Vom 9. bis 11. September plant die IHK zusammen mit der Bundesanstalt für Arbeit und der Handwerkskammer eine Nachvermittlungsaktion.

Problematisch sei, so Traub, dass viele Schulabgänger durch die Corona-Krise verunsichert sind. So zögern sie mit der Berufswahl. Dem möchte die IHK laut Keppler entgegenwirken und ihre Bemühungen in diesem Bereich verstärken. Dabei sollen unter anderem Medien wie Podcasts oder Youtube genutzt werden, um die jungen Menschen besser zu erreichen.

Die stark praxisorientierte Duale Ausbildung habe mit dazu beigetragen, dass die deutsche Wirtschaft die Corona-Krise im internationalen Vergleich bislang gut gemeistert hat. Sie vermittelt, so Keppler, Schlüsselqualifikationen, die jetzt besonders gefragt sind. Ins Homeoffice könne nur geschickt werde, wer über einen entsprechenden Bildungsstand verfügt. Und gut ausgebildete, flexible Mitarbeiter benötige beispielsweise ein Hersteller von Autozulieferteilen, wenn er seine Produktion auf Beatmungsgeräte umstellt.