Der ZOB soll optisch aufgewertet und sogar umbenannt werden. Foto: Fritsch

Mammutprojekt Hermann-Hesse-Bahn. Neben den offensichtlichen Themen wie dem Schienenverlauf und entsprechenden Sanierungen hängen auch weitere Bereiche damit zusammen. Einen Überblick darüber gab es in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Calw - 2023 soll sie rollen, die Hermann-Hesse-Bahn. Seit Jahren schon laufen Planungsarbeiten und vorbereitende Maßnahmen für die Bahn, die dann innerhalb von 60 Minuten von Calw nach Stuttgart fahren soll.

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Auch seitens der Stadt müssen dafür Vorkehrungen getroffen werden. Immerhin sei nach Ansicht der Verwaltung zu erwarten, dass mit der Hesse-Bahn deutlich mehr Touristen nach Calw kommen als bisher. Die Ziele, die sich die Verwaltung gesteckt hat, stellte Saira Moinuddin-Huber, Stabstelle Strategie und Projekte, in einer Präsentation unter dem Titel "Gesamtprojekt Hermann-Hesse-Bahn" dem Gemeinderat vor.

ZOB ist "erste Visitenkarte für Gäste"

Eines der zentralen Anliegen der Stadt: der ZOB. Da er laut Präsentation "die erste Visitenkarte der Stadt für Gäste" ist, muss da noch einiges geschehen. Saniert wird das Gebäude derzeit bereits, abgeschlossen sollen die Maßnahmen im dritten Quartal 2021 sein. Langfristig soll am ZOB – der übrigens bald nicht mehr so heißen soll, aber dazu später mehr – ein Mobilitätszentrum entstehen. Ein Umschlagplatz für E-Bikes, E-Scooter, E-Autos, Carsharing und was es sonst noch alles gibt. Um Platz dafür zu schaffen soll allerdings nach den Plänen der Verwaltung der "Treffpunkt sicher" weichen und an einen anderen Standort verlegt werden. Eine Entscheidung, die Thomas Peter (CDU) nicht gutheißen konnte. Gerade abends, wenn zwielichtige Gestalten am ZOB herumliefen, sei eine solche Anlaufstelle doch wichtig, argumentierte er. Um diese Uhrzeit, hielt Oberbürgermeister Florian Kling dagegen, sei der "Treffpunkt sicher" aber ohnehin nicht besetzt.

Im ZOB soll auch eine Möglichkeit zur Gepäckaufbewahrung geschaffen werden, was schon jetzt häufig nachgefragt werde, wie Moinuddin-Huber erläuterte. Als besonderes Schmankerl gilt bei den Planungen aber wohl die "Naturpark-Scheuer", die im ZOB aufgebaut werden könnte, also ein Shop, in dem Besucher rund um die Uhr und per bequemer Kartenzahlung – weil per Automat – Naturpark-Produkte erwerben können. Als Vorbild hierfür nannte Moinuddin-Huber den "Schwarzmarkt" in Gechingen.

Ohne Förderung ginge hierbei aber gar nichts, betonte sie. Damit sich solche Automaten rechnen, müssten mehrere Hundert Produkte am Tag verkauft werden. Entsprechend hofft die Verwaltung auf eine Förderzusage. Überhaupt möchte die Stadt für ihre Mobilitätszentrale Fördergelder generieren. Im besten Falle könnte hierzu im dritten Quartal 2021 ein positiver Bescheid vorliegen, wie der Sitzungsvorlage zu entnehmen ist.

Abgestimmtes Konzept

Nun zum Namen. ZOB. Zentraler Omnibusbahnhof. "Nix erotisches", merkte Peter süffisant an. Kling konnte ihm da nur Recht geben, hatte er doch schon zuvor eine Umbenennung der Einrichtung in den Raum gestellt. "ZOB hat jeder, wir brauchen hier was anderes", fügte Peter an. Ob es dann wirklich der "Thomas-Peter-Bahnhof" wird, den Kling scherzhaft ins Spiel brachte, darf zwar bezweifelt werden. Doch mit der Umbenennung an sich schien es der Verwaltung, beziehungsweise den Räten ernst zu sein.

Ein seit den späten 1980er-Jahren nicht mehr genutzter Lastenaufzug in einem der Türme am Noch-ZOB könne langfristig als Fahrrad-Aufzug genutzt werden. Weil dort auch der normale Fahrstuhl untergebracht ist, wird eine Überführung von Turm über die Schienen der Kultur-Bahn bis zu den Gleisen der Hesse-Bahn gebaut. Möglicherweise müsste diese nach den neuesten Erkenntnissen noch verbreitert werden, merkte Moinuddin-Huber an.

Weg vom Bahnhof hinein in den Wald geht es bei den Überlegungen, ein Mountainbike-Konzept auszuarbeiten – schließlich sollen auch diese Sportler mit der Hesse-Bahn nach Calw kommen. Ein Streckennetz also, das neben dem "Grundnetz" auch die Bedürfnisse der Mountainbiker zu befriedigen vermag. Laut Moinuddin-Huber habe man bereits Gespräche mit Mountainbikern geführt. Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) sah das kritisch. Vonseiten des Schwarzwaldvereins und auch vonseiten der Jäger seien ihm schon Zweifel an dieser Idee zu Ohren gekommen. "Da müssen wir einen Konsens finden", betonte Ott. Kling war der Ansicht, dass sich Mountainbiker ohnehin ihre Routen suchen – dann doch lieber mit einem abgestimmten Konzept.

Die Räte hatten zu dem Gesamtprojekt noch einige Fragen. Wie sieht es zum Beispiel mit den Busverbindungen in die Stadtteile aus, die derzeit noch recht spärlich sind?, wollte Oliver Höfle (GfC) wissen. Noch gebe es hierfür keine konkrete Ausarbeitung, meinte Moinuddin-Huber. Für die ÖPNV-Verbindungen in und um Calw ist der Landkreis zuständig. Weiter wollte Höfle wissen, ob es denn überhaupt realistisch sei, das Mobilitätszentrum pünktlich zum Start der Hesse-Bahn fertigzustellen? Es sei schon ein enormer Druck, räumte Moinuddin-Huber ein. Doch, fügte Kling an, "die Infrastruktur ist ja da". Da könne es schnell gehen.

Dieter Kömpf (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, die Händler und die Gastronomen intensiv in die Planungen mit einzubeziehen. Man müsse mit der Inbetriebnahme der Hesse-Bahn auch die Innenstadt attraktiver gestalten – unter anderem, im Gastronomen auch sonntags öffnen. "Ich freu mich tierisch auf alles, was auf Calw zukommt", zeigte sich Thomas Peter im Anschluss an die Präsentation begeistert.