Wendrsonn meldeten sich in Hirsau zurück aus ihrer viermonatigen Zwangspause. Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Schwabenrocker von Wendrsonn geben im Hirsauer Kloster ihr erstes Konzert nach viermonatiger Zwangspause

Leidenschaft und Authenzität hat einen Namen: Wendrsonn. Für das Musikspektakel der Rockband darf man schon mal mit einem Superlativ prassen. Um es mit dem Titel eines ihrer erfolgreichsten Hits zu sagen: Die zweieinhalb Stunden im Hirsauer Kloster waren eine "geile Zeit".

Calw-Hirsau. Der Abend mit Wendrsonn im Rahmen der Reihe "Raus ins Kloster" wird der großen Zuhörer- und Fangemeinde als ein Musikspektakel der besonderen Art in Erinnerung bleiben. Es war so etwas wie eine magische Nacht zu Hirsau. Denn der Spirit der Band war besetzt von gigantischer Spielfreude.

"Ja, Mensch, mer spieled wiada, mer lebet noch." So wurde das Publikum mit großer Herzlichkeit vom Macher der Band, Markus Stricker, empfangen. Hirsau war der erste Gig nach mehr als vier Monaten. Und das im "wunderschönsten Ambiente, das es in ganz Deutschland gibt", sagte Frontmann Markus Stricker im Kloster.

Am Ende, nach dem allerletzten Akkord, standen erschöpfte, doch sicherlich sehr glückliche Akteure neben der Bühne Spalier, um mit manch einem der beseelten Nachhausegänger ein "Daumenhoch" auszutauschen. Denn auch das Publikum war ein Gutes. Vom ersten Takt an ging es mit der schwäbischen Gruppe lebhaft mit.

Auswärtige Autonummern verrieten, dass Wendrsonn im Ländle ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht. Unter den Gästen war Lokalmatador Vitek Spacek. Er beglückwünschte, selbst voller Bewunderung, seinen Musikerkumpel Klaus Marquardt. Dieser Teufelsgeiger drückte dem Abend einen einzigartigen Stempel auf. Immerhin hat Marquardt bereits Konzerte mit dem verstorbenen Deep-Purple-Orgler Jon Lord und anderen Rock-Helden wie Miller Anderson performt.

Ein Schuss Irish Folk

Doch wäre es ungerecht, nur den studierten Klassik-Musiker, der auch in Philharmonieorchestern zu Hause war, herauszugreifen. Bei dieser Schwabenrockband fügt sich wie bei einem Puzzle perfekt das eine zum anderen. Genau so funktioniert solider, ehrlicher Rock: mit prägenden Einflüssen der goldenen 1970er-Rock-Ära, gepaart mit einem keltischen Schuss Irish Folk. Dafür sorgte zum einen die Fiddle von Marquardt, zum anderen die Flöten der charmanten Sängerin Biggi Bender, die auch schon mal mit dem Waschbrett den Takt angab. Sonst war der Rhythmus exklusive und dominierende Angelegenheit des kongenialen Duos Rob Wittmaier (Drums) und Ove Bosch (Bass).

Die Musikfreunde auf der voll besetzten Tribüne konnten bei Balladen träumen, bei kritischen Texten nachdenklich sein oder einfach wegen der wahnsinnig hurtigen, dennoch präzise und sauber vorgetragenen Sequenzen staunend mit der Zunge schnalzen. Wenn sich Micha Schad (Gitarre, Banjo, Irish Bouzouki) immer wieder mal mit dem Geiger die tonale Klinge kreuzte, hörte man nicht mal einen Hauch Unterschied zwischen beiden Tonlinien. So synchron fetzten sich die beiden Instrumentalisten in ihren Rockthemen auf der Bühne. Biggi Binder und Markus Stricker ließen immer wieder hören, wieso sie jeweils den deutschen Rock-und-Pop-Preis in der Kategorie Folkrocksänger gewinnen konnten. Sie besetzten abwechselnd das E-Piano, spielten auf dem Akkordeon oder der Gitarre.