Landrat Helmut Riegger (links) stellte beim "Abend des Handwerks" seine Infrastruktur-Agenda vor. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Beim "Abend des Handwerks" formuliert Landrat Riegger Infrastruktur-Agenda / Eltern vom Handwerk überzeugen

Die Qualität der Infrastruktur des ländlichen Kreises Calw an die der Ballungszentren heranführen. Und so eine annähernd gleiche Lebensqualität schaffen. Das ist für Landrat Helmut Riegger die ideale Form der Wirtschaftsförderung auch für das Handwerk. Das machte der Kreischef beim "Abend des Handwerks" im Interkom Calw-Altburg deutlich.

Kreis Calw. So ganz zufällig hatte die Wirtschaftsförderung des Landkreises, Organisatorin des Abends, den Schauplatz der Veranstaltung wohl nicht gewählt. Denn mit Pfrommer Gebäudetechnik war ein Handwerksbetrieb Gastgeber, der ganz eng mit der Digitalisierung verzahnt ist. Der Familienbetrieb hat sich nämlich unter anderem auf Smart-Home-Angebote spezialisiert.

Und genau diese Digitalisierung hat Landrat Helmut Riegger im Visier, wenn es darum geht, den Landkreis Calw in Sachen Infrastruktur näher an den Stand in den Ballungszentren heranzuführen. "Breitband gehört fast schon zur Grundversorgung für die Menschen", sagte Riegger beim "Abend des Handwerks" und sei einer der wichtigsten Faktoren, wenn es um die Suche nach einem Standort für eine Wohnung, ein Haus oder auch einen neuen Firmensitz gehe.

Und genau deshalb sei der Landkreis auch mit Hochdruck daran, im Kreis Calw eine gute Breitbandversorgung mittels leistungsfähiger Glasfaserleitungen auf die Beine zu stellen. Das dafür nötige 386 Kilometer lange Backbone-Netz stehe kurz vor der Fertigstellung. In Enzklösterle seien sogar schon die ersten Anschlüsse direkt an die Häuser verlegt worden. Insgesamt habe man für dieses Projekt, das man mit dem "starken Partner" Sparkassen-IT umsetzt, bereits 90 Millionen Euro verbaut. Damit sei der Landkreis Calw in Sachen Digitalisierung mit am weitesten unter den ländlichen Kreisen in Baden-Württemberg, konstatierte der Kreischef.

Auf der Infrastruktur-Agenda des Landrats steht freilich auch die Beseitigung der Funklöcher in der Region. Dass auch in diesem Bereich die Kommune, also der Landkreis, die Sache selbst in die Hand nehmen müsse, bezeichnete Riegger als "Schande für Deutschland". Aber auch wenn es Zeit und Nerven koste, werde er an der Beseitigung dieses Problems dranbleiben, sicherte der Landrat zu.

Weiterer Baustein für die Verbesserung der Infrastrukur im Landkreis ist für Riegger natürlich die Verkehrsinfrastruktur. Deshalb habe man in den vergangenen Jahren rund 15 Millionen Euro in den Ausbau der Straßen investiert. Dazu kommen natürlich noch die Großprojekte Krankenhaus-Erweiterung und -Sanierung in Nagold, Krankenhaus-Neubau in Calw, Erweiterung des Landratsamts Calw und natürlich die Hermann-Hesse-Bahn, für alle die man zusammengenommen deutlich über 200 Millionen Euro ausgeben wird. All das erfolge mit einer Zielrichtung, die Riegger beim "Abend des Handwerks" noch einmal klar formulierte: "Wir dürfen uns als Kreis Calw nicht abhängen lassen."

Das gelte natürlich auch für das für die Handwerksbetriebe so wichtige Angebot an den Berufsschulen im Kreis Calw. Da unternehme man alles, um die beiden Berufsschulzentren in Nagold und Calw intakt und auf dem Stand der Dinge bei der Ausstattung zu halten. Darüber hinaus führe man einen stetigen Kampf, um diverse Bildungsgänge an den Schulen zu erhalten. Daher setze man sich vor allem beim Kultusministerium für die Einrichtung von Kleinklassen ein. All das tue man auch, um das Handwerk im Kreis Calw zu unterstützen, für das der Landkreis ein "starker Partner" sein wolle, betonte der Landrat.

Gastgeber Rüdiger Pfrommer, der es als Ehre bezeichnete, in seinem Betrieb diesen Abend ausrichten zu dürfen, machte in seinem passionierten Vortrag nicht nur Appetit auf das Thema "Smart Home" sondern zeigte sich auch als leidenschaftlicher Handwerker, der seine Branche immer weiter nach vorne bringen will. Um die Zukunft des Handwerks zu sichern, gelte es derzeit unter anderem, die Eltern der jungen Menschen von der Qualität und Zukunftsfähigkeit von Handwerksberufen zu überzeugen. Dazu brachte Pfrommer unter anderem eine Imagekampagne für das Handwerk im Kreis Calw ins Gespräch.

Darüber hinaus machte Pfrommer – wie zuvor schon Landrat Riegger – Werbung für Zuschussprogramme wie das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR). "Ohne ELR hätten wir diese Halle, wo wir heute sind, mit Sicherheit nicht gebaut", legte er seinen Branchenkollegen ans Herz.

Kreishandwerksmeisterin Roswitha Keppler zeigte sich erfreut, dass sich das Handwerk im Kreis Calw auf dem aufsteigenden Ast befinde. Die Zahl der Lehrlinge sei gegenüber dem Vorjahr auf 308 gewachsen. Wie auch Rüdiger Pfrommer sah auch Keppler ein wichtiges Ziel darin, die Eltern der jungen Menschen von den Qualitäten des Handwerks zu überzeugen – was allerdings derzeit nicht immer ganz einfach sei, wie Keppler unumwunden zugab.