Eva wurde bald aufgegriffen und in das im heutigen Polen liegende KZ Auschwitz gebracht.
Das Mädchen erhielt dort die Erkennungsnummer A26877 in den Unterarm geprägt. "Eine Aufseherin gab mir den Rat, mein Alter mit 16 Jahren anzugeben und das tat ich dann auch", so Szepesi. Dies rettete ihr das Leben, weil Kinder und nicht arbeitsfähige Erwachsene sofort nach ihrer Ankunft auf der Rampe in Gaskammern kamen und ihre Leichen anschließend verbrannt wurden. Wie durch ein Wunder überstand Eva die Zeit im KZ.
Als jedoch die russische Front immer näher rückte, wurden die völlig entkräfteten KZ-Häftlinge im Januar 1945 zum sogenannten "Todesmarsch" gezwungen. Eva war so schwach, dass man sie für tot hielt und einfach liegen ließ.
Sie verbrachte eine grauenvolle Zeit inmitten von Bergen voller Leichen. Dann habe schließlich die Rote Armee Auschwitz eingenommen und die wenigen noch lebenden Häftlinge befreit. "Ein russischer Soldat lächelte mich an und half mir", erinnert sich die heute ältere Dame. Sie schaffte es, in ihre alte Heimat Budapest zurückkehren, wo sie ihr Onkel schließlich in einem Heim ausfindig machte.
Das Mädchen holte den Schulabschluss nach und lernte den Beruf der Schneiderin. Nach einigen Jahren heiratete sie. Die Frau hieß nun Eva Szepesi und zog mit ihrem Mann aus beruflichen Gründen nach Frankfurt am Main.
"Ich habe 50 Jahre lang nicht über die schrecklichen Erlebnisse in Auschwitz reden können, auch nicht mit meiner Familie. Ich habe lange alles verdrängt", erzählt die Seniorin. Doch dann wurde sie aus Anlass des Filmes "Schindlers Liste" von Steven Spielberg interviewt. Ihre beiden Töchter hätten sie schließlich überredet, eine Einladung zur Gedenkfeier "50 Jahre Befreiung Auschwitz" anzunehmen.
Eltern und Bruder nie wieder gesehen
Bei diesen Treffen kam es dann zum emotionalen Durchbruch. Das ehemalige KZ-Häftlingsmädchen konnte auf einmal über ihre schreck- ichen Erlebnisse reden. Seitdem engagiert sie sich mit viel Herzblut dafür, dass der unmenschliche Holocaust nicht in Vergessenheit gerät.
Die Frau hält Vorträge und Lesungen. Außerdem begleitet sie Schulklassen bei Führungen durch KZs. "Es kostet sie einen Preis, wenn sie jetzt davon erzählt und wieder schreckliche Bilder in ihr hochkommen", unterstrich Daniel Müller aus dem Vorstand der Gruppierung "Zeugen der Zeitzeugen". Im April 2017 erhielt Eva Szepesi die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt/Main und im November 2017 wurde sie für ihre Tätigkeit mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Ihre Eltern und ihren Bruder hat sie nie wieder gesehen, denn ihre Familie und viele Verwandte wurden alle von den Nazis grausam ermordet.
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