Ein neuer Verein möchte in den Garagen ein Kulturcafé einrichten, braucht dafür aber die Unterstützung der Stadt. Foto: Klormann

Gemeinderat berät über die Nachnutzung der Feuerwehrgaragen in Stammheim.

Calw-Stammheim - Seit die Feuerwehrabteilung Stammheim in ihr neues Domizil gezogen ist, stehen die Feuerwehrgaragen neben dem Rathaus leer. Ein neuer Verein hatte vor, dort ein inklusives Bürger-Café einzurichten. Doch ob das realisiert werden kann, steht weiter in den Sternen. Der Gemeinderat möchte, bevor er finanzielle Unterstützung zusagt, erst weitere Gespräche führen.

Eine lebendige Stammheimer Ortsmitte, das wünschen sich nicht nur die Mitglieder des neu gegründeten Vereins "Alte Feuerwehr-Kaffee.Kultur", sondern auch die Stadtverwaltung und der Gemeinderat. Nur – zu welchen Bedingungen? Darüber beriet das Gremium in seiner jüngsten Sitzung.

Investor zog 2019 die Reißleine

Der Verein, der aus der Interessengemeinschaft (IG) Altes Feuerwehrhaus heraus entstanden ist, möchte in den leerstehenden Feuerwehrgaragen ein inklusives Kulturcafé einrichten. Ursprünglich hatte die IG mit der Femos GmbH auch einen Investor gewonnen, der die Kosten für den Umbau der Garagen tragen wollte. Weil nicht genügend Fördermittel generiert werden konnten, zog Femos jedoch im Sommer 2019 die Reißleine.

Also musste ein neues Konzept her. Und zwar bis zum Ende des ersten Halbjahres 2020 – denn so lange, hatten der Ortschaftsrat und der Gemeinderat beschlossen, werden die Flächen für die IG beziehungsweise den Verein reserviert. Vor rund zwei Monaten haben die Vertreter des Vorhabens nun das Konzept an die Verwaltung geschickt.

Darin wird noch einmal die Ausgangssituation beschrieben, auf geplante Kooperationspartner wie das Sprachheilzentrum hingeweisen und die geplante Einteilung der Ehrenamtlichen vorgestellt. Hauptaugenmerk in der Gemeinderattsitzung lag aber auf der kleinen Tabelle auf einer der letzten Seiten des Konzepts – der Finanzierung.

"Geschrei groß", wenn es am Ende nicht klappt

Insgesamt 300.000 Euro sollen für das Projekt inklusives Bürgercafé investiert werden, sieht der Plan vor. 75.000 Euro könnten dabei im besten Fall aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) des Landes kommen, das derzeit eine spezielle Förderung für Dorfgasthäuser ins Leben gerufen hat, wie aus der Vorlage zu entnehmen ist.

Mit jeweils 30.000 Euro plant der Verein aus Spenden und zinslosen Privatkrediten. Den mit Abstand größten Anteil jedoch erhoffen sich die Verantwortlichen von der Stadt Calw – 165.000 Euro, was laut Vorlage ungefähr der Hälfte der Baukosten entspreche. "Für den angedachten Umbau des Vorplatzes müsste die Stadt nochmals circa 200.000 Euro Eigenmittel investieren", ist dort weiter zu lesen. Gerade in Anbetracht der aktuellen finanziellen Einbußen der Stadt durch die Corona-Krise "nicht denkbar", das machte Oberbürgermeister Florian Kling auch in der Sitzung deutlich. Zumal er sich nicht des "Gießkannenprinzips" bedienen wolle, was die Förderung von Vereinen anbelangt. Das könne schließlich auch zu Begehrlichkeiten führen.

Und: Die Stadt sei nicht immer der letztmögliche Geldgeber. Grundsätzlich unterstütze Kling zwar das Vorhaben des Vereins, betonte er. Man müsse aber auch das Risiko und das Gesamtwohl der Stadt im Blick behalten. Was sich der OB aber durchaus vorstellen könnte: eine Bürgschaft der Stadt für den Verein, sodass dieser selbst Darlehen aufnehmen kann.

Vorschlag: Mit Verein in Verhandlung treten

Dieter Kömpf (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, dass die Verwaltung mit dem Verein in Verhandlung treten solle. Dem pflichtete auch Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) bei. Ihm fehle bei dem vorgelegten Papier der tiefgründige Business-Plan. "Das ist mir zu viel Wenn und Aber", unterstrich er. Sabine Ekenja (FW) hingegen zeigte sich überrascht von dem negativen Ton Klings in dieser Sache. "Der Verein setzt sich für alle Bürger ein, nicht nur für Stammheimer", bekräftigte sie.

Ekenja sprach sich ausdrücklich gegen ein solches Kirchturmdenken aus, immerhin könne man auch aus anderen Teilen Calws den Weg in das Café antreten. Gerade weil auch die Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten (GWW) in Stammheim angesiedelt sei, "gehört so ein Café zu uns", sagte sie. Kling machte noch einmal deutlich, dass er das Vorhaben an sich gerne unterstützen würde. "Aber es muss auch funktionieren." Sonst sei das "Geschrei groß", wenn es am Ende eben nicht klappt. Und aus eigener Erfahrung in Mannheim, wo ein ähnliches Café direkt neben seiner Wohnung gelegen habe, müsse er sagen: "Es läuft nicht."

Oliver Höfle (GfC) schlug in die gleiche Kerbe wie Ekenja. "Stammheim braucht ein Café", zeigte er sich überzeugt. Sprachheilzentrum, Schulen und viele weitere Einrichtungen stünden dahinter. Daher plädierte Höfle für die Unterstützung durch die Verwaltung. Etwas skeptischer sah es wiederum Hermann Seyfried (Neue Liste Calw) der zwar betonte, wie sehr er das Ehrenamt schätze, jedoch auch die Schwierigkeiten davon kenne. Zudem fehle ihm eine Aufstellung der laufenden Kosten und der Folgekosten, alles in allem: das wirtschaftliche Konzept.

Das Gremium einigte sich bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung darauf, weiter das Gespräch mit dem Verein zu suchen. Dabei soll es laut Patrick Sekinger, Stammheims Ortvorsteher, vor allem um die Finanzierung sowie die Frage gehen, wer den Umbau übernimmt. "Wir werden also mit dem Vertretern des Vereins diesbezüglich zeitnah Kontakt aufnehmen", hielt er fest.