Die Schülermasse schob sich lautstark skandierend die Calwer Lederstraße hinunter, wurde dabei von zwei Polizeistreifen begleitet. Fotos: Buck Foto: Schwarzwälder Bote

Klimaschutz: Die weltweite Demonstration von Schülern für eine bessere Zukunft ist in Calw angekommen

Weltweit gehen Jugendliche freitags auf die Straße, anstatt zur Schule. Sie demonstrieren unter dem Motto "Fridays For Future" für mehr Umweltschutz und gegen den Klimawandel. Nun ist die Bewegung auch in Calw angekommen.

Calw. "Ihr zerstört unsere Zukunft, unsere Antwort: Widerstand!", steht auf einem großen Banner, der auf den Marktplatz getragen wird. Etwa 200 Jugendliche haben sich darum herum versammelt, mit Megafonen, Demonstrationsschildern und Regenschirmen. "Es ist toll, dass trotz den schlechten Wetters so viele da sind", freut sich die 17-jährige Adelheid Greule. Sie gibt das Megafon an Julian Pastor (21) weiter. "Es ist beachtlich, wie aktuell eine Aussage von Stauffenberg ist, der einmal sagte: ›Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er als Verräter in die Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen.‹" Ebenso sei es für ihn und seine Mitdemonstranten eine Gewissenssache, für ihre Zukunft zu demonstrieren.

Der 15-jährige Laurin Weiß meldet sich ebenfalls zu Wort: "Auch die Massentierhaltung trägt wesentlich zum Klimawandel bei", klärt er die anderen Schüler auf. "Pro Minute werden Waldgebiete in der Größe von 42 Fußballfeldern abgeholzt, um Soja für Tierfutter anzubauen." Außerdem sollte es seiner Meinung nach ein Gesetz geben, das Unternehmen verpflichtet, ihre Produkte so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich herzustellen. "Der Umweltschutz ist wichtig genug, dass es für die Konzerne verkraftbar sein sollte, dafür ein bisschen weniger Profit zu erwirtschaften."

Es wird deutlich, wie komplex und umfangreich die Probleme sind, gegen die die Schüler kämpfen. Sprüche wie: "Es gibt keinen Planet B", "Bitte verlassen Sie diesen Ort so, wie Sie ihn vorzufinden wünschen" oder neben der Zeichnung einer Biene der Satz: "Wenn wir sterben, nehmen wir euch mit", stehen auf den Schildern, mit denen die Demonstration in Richtung Hermann-Hesse-Gymnasium zieht. "Brecht die Macht der Banken und Konzerne!", ruft der Pulk im Chor. Auf dem Schulplatz angekommen, stehen schnell Gruppen von neugierigen Schülern an der Tür. "Leute, lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein!", ruft es aus der Gruppe. Gesagt, getan. Während manche Schüler zögerlich sind, stürzen sich viele andere sofort ins Getümmel. Mit Verstärkung und Polizeieskorte im Schlepptau geht es weiter in Richtung Unteres Ledereck. "Wir haben nun 350 Demonstranten gezählt", ruft Gabriel Weber, stellvertretender Versammlungsleiter, ganz begeistert. "Wir haben nicht annähernd mit so großer Beteiligung gerechnet." Die Schüler seien von den Calwer Schulen, aber auch von Berufsschulen aus dem Umkreis oder sogar aus Althengstett. Die Aktion werde vom ganzen Kreis unterstützt. Ob er glaubt, dass seine Demonstranten auch in Berlin gehört werden? "An über 2000 Orten auf der Welt wird nun schon gestreikt", sagt Gabriel. "Wenn es so weiter geht, müssen wir irgendwann gehört werden."

Einige Schulleitungen haben die Teilnahme verboten, erklärt Adelheid. "Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir können unglaublich stolz darauf sein, heute eine mündliche Sechs zu bekommen, weil wir für unsere Zukunft kämpfen."

Am Unteren Ledereck angekommen, geht es weiter. Ein paar Passanten bleiben stehen und beobachten das Schauspiel. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!" und "Hop, hop, hop, Kohle Stop!", tönt es durch die Straße. "Ihr müsst hüpfen", ruft Adelheid ins Megafon. "Wer nicht hüpft, ist für Braunkohle!" Und so wird weiter gerufen, mit Schildern gewunken, gesungen und vor allem gehüpft. Politik, Konzerne und Machtstrukturen werden angeprangert.

"Wir sind jetzt schon viele und bis in ein paar Freitagen sind es vielleicht bald 1000 oder noch mehr", ruft Laurin. "Eins steht fest. Wir machen weiter, bis sich wirklich etwas ändert!"