Kriminalität: Christoph Hirsch spricht über Ängste nach einem Einbruch / Selbst zum Opfer geworden

Die Tür ist aufgebrochen, Schubladen sind geöffnet, private Gegenstände liegen herum. Einbrecher. Schwerer als der materielle Verlust wiegt nach so einem Erlebnis häufig die Angst. Einer, der sich damit auskennt, ist der Calwer Christoph Hirsch – Mindset-Experte und selbst Opfer eines Einbruchs.

 

Calw. Die Einbruchszahlen gehen zurück, auch im Kreis Calw. Gab es 2016 noch 72 Fälle, davon 31 Einbruchsversuche, waren es 2017 nur noch 38 Fälle, 21 Mal sind die Täter am Versuch gescheitert. Gerade in der dunklen Jahreszeit jedoch, kommt es tendenziell häufiger zu Einbrüchen, heißt es von seiten des Polizeipräsidiums Karlsruhe. Vor allem in den Abendstunden zwischen 18 und 19 Uhr.

So weit klingt die Nachricht eines Rückgangs der Zahlen gut. Doch nichtsdestotrotz ist jeder einzelne Einbruch eine große Belastung für die Opfer. Nicht nur wegen des Sachschadens und der verlorenen Gegenstände. Sondern vor allem wegen der Angst, die ein Einbruch auslöst. "Rund ein Viertel aller Opfer leiden so stark unter den Eindrücken, dass sie sogar wegziehen wollen", erklärt Hirsch.

Meditation kann Unsicherheit lindern

Der Mindset- (also die Mentalität eines Menschen) und Stress-Experte weiß genau, wovon er spricht. Schließlich hat er im Februar 2017 selbst schon einen Einbruch in seinen eigenen vier Wänden in Stammheim erlebt. "Der erste Schock ist groß und man denkt sich: ›Das darf doch nicht wahr sein‹. Zuerst ist da Ungläubigkeit, dann Schock und dann war da plötzlich Angst", erinnert er sich. Angst, ob die Täter vielleicht noch da sind. Angst, weil der vertrauteste Raum plötzlich unsicher geworden ist.

Doch was kann man tun, um mit dem ersten Schreck umzugehen? "Mir persönlich hat es gut getan, zumindest vermeintlich wieder Struktur und Ordnung herzustellen", erklärt Hirsch. "Weniger in Bezug auf die Verwüstung, sondern vielmehr, um mentalen Halt zu schaffen." Polizei rufen, prüfen, ob noch jemand da ist. Dann raus aus dem Haus. "Bis die Polizei da war, habe ich bei den Nachbarn geklingelt und gefragt: Hat jemand was gesehen, ist jemandem was aufgefallen?" Trotz Ablenkung kehren die Gedanken aber natürlich immer wieder zurück zu den Geschehnissen. An Schlaf, sagt Hirsch, sei nicht zu denken gewesen. "Das so wichtige Sicherheitsgefühl im eigenen Nest ist erstmal weg." Unter die Unsicherheit mische sich Ekel, weil Fremde in den persönlichen Sachen und Unterlagen gewühlt haben.

Für den Anfang könne es aber helfen, nicht alleine zu sein, sondern bei Freunden oder der Familie zu übernachten. Zudem sei es wichtig, Ängste nicht zu verharmlosen und darüber zu sprechen. "Zusätzlich können mentale Werkzeuge, wie beispielsweise Atemübungen zur Beruhigung beitragen", sagt der Mindset-Experte.

Die wohl größte Angst eines Einbruchs-Opfers ist aber häufig, dass so etwas wieder passieren könnte. Natürlich kann man sich, was dieses Thema angeht, von der Polizei beraten lassen. Neues Türschloss, gesicherte Fenster – es gibt viele Möglichkeiten. Doch damit ist es nicht getan: "Sich mental neu einzustellen und die Angst wirklich gehen zu lassen, stellt sich da oft weit schwerer dar", sagt Hirsch. Bei manchen gelingt dies auch nach Monaten nicht und sie leiden unter Stress, gar Panik. Dann helfe unter Umständen wirklich nur noch ein Umzug. "Es ist wichtig, eine gute Achtsamkeit sich selber gegenüber zu entwickeln", rät der Experte. Wenn man aber auch anderswo keine Ruhe mehr finde, gelte es, andere Lösungen zu finden. Heißt: Sicherheitsstandard zu Hause erhöhen, die Räume umgestalten, aber auch Meditation könne dabei helfen, die Ängste zu lindern. Ebenso wie das Sprechen mit Angehörigen.

Hirsch hat den Einbruch, bei dem unter anderem Bargeld und Schmuck gestohlen, sowie das gesamte Haus durchwühlt wurde, inzwischen verarbeitet. "Ich habe schon lange genau hingeschaut, ob jemand da ist" sagt er. Zudem treffe Hirsch gewisse Sicherheitsvorkehrungen, wenn er wisse, dass er spät heimkomme. "Aber alles in allem konnte ich das Ganze schnell ad acta legen."