Die Calwer Weltladenmitglieder waren mit dem Verkauf fair gehandelter Waren jahrelang darum bemüht, bessere Bedingungen für Menschen in Entwicklungsländern zu schaffen. Foto: Bausch

Nach 35 Jahren ist endgültig Schluss. Ehrenamtlicher Einsatz für fairen Handel in Entwicklungsländern.

Calw-Wimberg - Sie haben unter großem ehrenamtlichen Einsatz versucht, die Welt ein bisschen besser zu machen. Dabei stand der Verkauf fair gehandelter Produkte 35 Jahre lang im Zentrum ihrer Bemühungen. Doch jetzt wird der Calwer Weltladenverein nach einer längeren Durststrecke endgültig aufgeben.

In den kommenden Monaten soll dafür alles Notwendige abgewickelt werden. Viele der langjährigen Mitarbeiter sind nämlich in die Jahre gekommen und Nachwuchs ist trotz intensiver Bemühungen nicht in Sicht. "Ich war sehr traurig, als wir die Auflösung beschlossen haben", sagt die einzige bis zum Schluss aktive Mitbegründerin Ruth Bührlen, die all die Jahre eine große Last mitgetragen hat.

Seit einigen Jahren nur noch an Marktständen

Sie war lange Schriftführerin und zudem für die gesamten Finanzen und den Verkauf zuständig. Die 82-jährige Wimbergerin sieht für die Talfahrt des Weltladenvereins neben Nachwuchsmangel auch viele weitere Gründe. So lagen die drei Läden, die die Vereinsmitglieder nacheinander in der Bahnhofstraße, der Metzgergasse und der Altburger Straße betrieben haben, wohl nicht zentral genug. Auch verfügten sie nicht über eigene Parkplätze. Man hatte die Betriebskosten für Miete, Strom, Heizung, Wasser und Telefon aufzubringen und trotz der ehrenamtlichen Eigenarbeit in den Bereichen Einkauf, Beratung, Verkauf und Putzen wurde es nach und nach schwieriger, Gewinne zu erwirtschaften.

Vor allem kunstgewerbliche Geschenkartikel liefen in der Hessestadt gar nicht gut. Bei anderen Weltläden in der Region hätten die Einnahmen für solche Artikel meist zwei Drittel des Umsatzes ausgemacht, in Calw jedoch nur rund ein Drittel, erzählen die Vereinsmitglieder.

Schließlich gaben sie schon vor einigen Jahren die Unterhaltung ihres letzten Laden-geschäftes in der Altburger Straße auf und boten ihre Waren von da an noch an Marktständen an. Auch damit soll jetzt Schluss sein.

Und doch sehen die Mitglieder ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit nicht als umsonst an. "Neben den Warenverkäufen war uns auch immer die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung äußerst wichtig", unterstreicht der Vorsitzende Theo Konrad. "Die Bauern, die fair bezahlt werden für ihre Produkte kommen nicht als Flüchtlinge zu uns", weiß Ruth Bührlen. Und die stellvertretende Vorsitzende Lisa Dömeland fügt hinzu: "Alles, was wir tun, hat Auswirkungen auf das große Ganze."

In der Vereinssatzung sei festgelegt, dass bei der Auflösung des Vereins das dann noch vorhandene Vermögen zu gleichen Teilen an "Brot für die Welt" und an "Misereor" gehe, meint Konrad. Dabei handelt es sich um mehrere tausend Euro. Die Mitglieder blicken gern auf diese wichtige Phase ihres Lebens zurück und erinnern sich an die unzähligen Aktionen im Rahmen der Fairen Wochen im September, die fairen Frühstücke für die Bevölkerung, die zahlreichen Verkostungsangebote, originelle Werbeaktionen und Aufklärungskampagnen.

Die Vereinsspitze hob die Leistungen der inzwischen verstorbenen Mitbegründerin Margarete Wulzinger (Bad Teinach-Zavelstein) sowie der ehemaligen Vorsitzenden Peter Schlang und Regina Kreutzer (beide Althengstett) sowie den aus der ganzen Region stammenden Mitarbeitern hervor. Eine besondere Freude für die Vereinsmitglieder ist derzeit, dass sie mit einer großzügigen Spende über DIFÄM Tübingen die Arbeit des aktuellen Friedensnobelpreisträgers 2018, Denis Mukwege, unterstützen. Der Menschenrechtler setzt sich unter Lebensgefahr in seinem afrikanischen Heimatland für die Rechte von missbrauchten und traumatisierten Frauen ein. Es tröstet die Mitglieder zudem, dass es wenigstens den Arabica-Kaffee der indianischen Kaffebauerngenossenschaften aus Guatemala künftig noch im Büro der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef (derzeit am Unteren Ledereck) zu kaufen geben wird. Der guatemaltekische Hochlandkaffee stammt aus dem Projekt, dass der aus Calw stammende, mittlerweile verstorbene Pfarrer Peter Mettenleiter betreut hat.

Die nächsten "Eine Weltläden" sind in Bad Liebenzell und in Weil der Stadt. Ein großer Traum für die engagierten Fair Trade-Mitarbeiter wäre nun, wenn es eines Tages gelänge, die große Kreisstadt Calw zur "Fair Trade- Stadt" zu machen.