Kunst: Liebelsberger Bauwerk jetzt rundherum mit Graffiti besprüht / Simon Löchner von der Stadt beauftragt

Der Liebelsberger Wasserturm wurde in der Vergangenheit immer wieder von Schmierfinken heimgesucht. Dem zum Trotz hat die Stadt jetzt einen "richtigen" Graffiti-Künstler engagiert, um dem Turm einen neuen Anstrich zu verpassen. Noch vor dem Wochenende hat Simon Löchner sein Werk vollendet.

Neubulach-Liebelsberg. Stilisierte Tannen in verschiedenen Grüntönen, Schattenrisse von Wölfen, mehrere Schriftzüge und über allem ein blauer Himmel – das sehen Wanderer in Zukunft, wenn sie am Liebelsberger Wasserturm vorbeigehen. Vorbei sind die Zeiten, in denen man dort lediglich eine gräuliche Fassade oder – noch schlimmer – sinnlose Schmierereien zu Gesicht bekam.

Für den neuerdings bunten Anblick hat der Graffiti-Künstler Simon Löchner gesorgt. Eine ganze Woche lang habe er jeden Tag am Wasserturm gearbeitet, erzählt er. Am Eingang des Turms angefangen, arbeitete er sich einmal rund herum. Dabei gilt, so erklärt Löchner: Erst vorzeichnen und dann "vom Groben ins Feine". Also werden zum Beispiel erst die Umrisse aufgesprüht, dann die Füllfarben und erst zum Schluss die Details.

An diesem Schluss ist Löchner am Freitag angelangt. Letzte Feinheiten am Schriftzug "Wolfsgrube" gibt es noch zu erledigen, meint er und setzt sogleich die Sprühdose an. Etwa 80 davon habe er für die Arbeiten am Wasserturm gebraucht, überschlägt der Graffiti-Künstler. Weil man die Farben nicht, wie zum Beispiel bei Wasserfarben, mischen kann, um an neue Nuancen zu gelangen, hat Löchner eine Vielzahl von Farben im Gepäck. Allein vier bis fünf Blautöne und noch mehr in Grün, meint er. Trocken sind die Farben ziemlich schnell. Was der Remsecker beweist, indem er mit der flachen Hand auf die besprühte Fassade fasst. Keine Spuren zu sehen.

Optisch aufwerten

Neubulachs Bürgermeisterin Petra Schupp ist sichtlich angetan von dem Werk am Wassertum. Es sei genauso, wie sich die Verwaltung das vorgestellt habe. Der Gemeinderat hatte sich im September dafür entschieden, einen Graffiti-Künstler zu beauftragen, um die Fassade in Anlehnung an den nahegelegenen Premiumwanderweg "Wolfsgrube" zu gestalten. Der Hintergrund: Immer wieder hatte es an dem Liebelsberger Bauwerk Schmierereien von Jugendlichen gegeben. Um dem vorzubeugen und um das Ganze optisch aufzuwerten, kam die Idee eines "geplanten" Graffitis auf. Mehrere Entwürfe schafften es schließlich in das Gremium, das Gewinner-Motiv ist jetzt, rund einen Monat später am Turm zu sehen.

Wenn auch mit kleinen Abweichungen, räumt Löchner ein. Alles natürlich mit der Verwaltung abgesprochen. Es handle sich dabei um Feinheiten. Beispielsweise die Anzahl der aufgesprühten Bäume, die Gestaltung des Stromkastens oder der Himmel, der sich in dieser Form erst beim Sprühen entwickelt habe, erläutert der Künstler. Schupp hat damit überhaupt kein Problem, betont sie. Schließlich sei es ein künstlerischer Prozess und da könne in der Entstehungsphase immer noch etwas kommen.

Gefallen werde das Kunstwerk nicht jedem, ist sich Schupp dennoch sicher. "Aber Schmierereien mag niemand." Das Graffiti drücke vieles aus, was man als Stadt ausdrücken wolle, meint sie. Zum Beispiel der Verweis auf den Wanderweg, die Natur, der Schriftzug "Liebelsberg" auf der Tür oder der etwas versteckt liegende Verweis auf den Nordschwarzwald. "Es ist eine gute Möglichkeit, ein weiteres Highlight am Wanderweg zu schaffen", fasst die Bürgermeisterin zusammen.

Damit die neue Gestaltung auch lange hält, soll baldmöglichst ein Schutzlack darauf angebracht werden, sagt Schupp. Dieser könne das Kunstwerk sowohl vor unerwünschten Ergänzungen schützen, die dann deutlich leichter zu entfernen seien, als auch einen besseren Schutz vor der Witterung gewährleisten.

Mehr als ein Jahrzehnt lang könne man dann damit rechnen, dass das Graffiti ansehnlich aussieht, kündigt Löchner an. Und hoffentlich vielen Wanderern Freude bringt.