Johannes Pantel referiert im Haus auf dem Wimberg vor einem voll besetzten Saal über Demenz. Foto: Volaric Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Experte findet Erkenntnisse zum Thema Demenz niederschmetternd / Prävention wichtig

Calw. "Es gibt nichts Neues unter der Sonne." Dieses ernüchternde Fazit über Demenzerkrankungen zog Johannes Pantel, Leiter des Arbeitsbereichs Altersmedizin an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main, bei seinem Vortrag im Haus auf dem Wimberg. Der Saal war vollständig besetzt. Monika Volaric, Hausdirektorin im Haus auf dem Wimberg und gleichzeitig Netzwerker für Demenz mitten im Leben (DemiL), freute sich über das große Interesse an dem gesellschaftlich immer wichtiger werdenden Thema.

Pantel machte in seinen Ausführungen deutlich, dass es weltweit mehr als 8000 Veröffentlichungen im Jahr allein im Bereich der Alzheimer-Demenz gibt. Trotz zahlreicher Forschungsgelder sind die Ergebnisse niederschmetternd. Im Bereich der Diagnostik lassen sich mit der bildgebenden Technik die Veränderungen des Gehirns gut darstellen. Doch der Weg zu geeigneten Medikamenten ist schwer. Bis heute gibt es 130 Medikamentenstudien. Nur drei Präparate sind seither im Einsatz. Im besten Fall können diese die Demenzerkrankung verzögern, zur Heilung ist nach heutigen Erkenntnissen noch ein sehr weiter Weg.

Forscher muss Prognose revidieren

"Daher ist es nicht verwunderlich, dass große Pharmakonzerne wie Pfizer sich aus der Forschung zurückziehen und keine weitere Forschungsgelder zur Verfügung stellen", sagte Pantel. Denn letzten Endes könne man bis heute das menschliche Gehirn immer noch nicht in allen chemischen Abläufen verstehen. Einen Impfstoff zu entwickeln, habe sich als Sackgasse erwiesen. Er selbst sei eher vorsichtiger, mögliche Prognosen über Wirkstoffe oder Impfstoffe zu geben – was das angeht, habe er aus der Vergangenheit gelernt. Ein gutes Beispiel sei der Alzheimer-Forscher Konrad Beyreuther, der in den 1980er-Jahren in einem Fernsehinterview davon gesprochen habe, dass die Alzheimer-Demenz in wenigen Jahren heilbar sei. Nach zehn Jahren habe Beyreuther seine Prognose revidieren müssen.

Grundsätzlich gelte: Wann ein Durchbruch in der Alzheimer-Demenzforschung erzielt werde, stehe in den Sternen. "Daher ist es um so wichtiger, mehr auf die psychosoziale Interventionen bei Demenz sowie in die Prävention zu setzen", betonte Pantel. Hier gebe es sichere Daten, welche einzelnen Maßnahmen bis ins hohe Alter vorbeugend sein können – etwa Ernährung, Bewegung oder Beschäftigung.