Florian Kling und seine Ehefrau Klara Scheuren haben am Wahlabend noch einige Stunden gefeiert. Foto: Rousek

Wahl wirkt auch am Tag danach noch nach. Florian Kling nach Sieg zurück am Arbeitsplatz.

Calw - Katerstimmung oder Feierlaune? Seit Sonntag, 13. Oktober, hat Calw einen neuen Oberbürgermeister. Wie erging es Florian Kling nach der Wahl? Und was sagen die Fraktionsvorsitzenden zum Ergebnis? Impressionen vom Nach-Wahltag.

Gegen 18.40 Uhr am Wahltag war klar, dass der 32-Jährige Florian Kling in die Fußstapfen des noch-OB Ralf Eggert treten wird. Mit 51,7 Prozent sicherte er sich bei der Neuwahl die absolute Mehrheit, die er zwar für einen Wahlsieg nicht mehr zwingend gebraucht hätte, die das Ergebnis aber umso deutlicher machte. In seiner ersten Ansprache lud er die Bürger zur Wahlparty in die Ratsstube ein.

"Es war ein toller Abend", erzählt er am nächsten Morgen, als der Schwarzwälder Bote ihn telefonisch erreicht. Von einer rauschenden Partynacht kann allerdings keine Rede sein. "Um 22 Uhr haben wir Schluss gemacht, weil ich heute arbeiten muss", sagt Kling.

Glückwunsch auch an andere Kandidaten

Bis er sein Amt am 2. Dezember antritt, hat er noch einiges zu erledigen. So hat der Digitalisierungs-Berater einer Landeshauptstadt am Montagmorgen zunächst seine Kündigung eingereicht, muss noch restliche Geschäfte abwickeln, Abschiedsfeste organisieren, die Wohnung in Mannheim kündigen, eine neue Bleibe in Calw suchen und, und, und.

"Ich war auch stundenlang damit beschäftigt, Glückwunsch-Whatsapps und Facebook-Nachrichten zu beantworten", meint Kling. Ihre Gratulation sprechen auch die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats aus. "Nochmals herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Wahlergebnis", schreibt Evelin Menges (SPD) in einer Stellungnahme. "Jetzt heißt es, sich möglichst schnell in die Strukturen der Verwaltung mit ihren unterschiedlichsten Fachbereichen einzuarbeiten, damit wir, der Oberbürgermeister und der Gemeinderat, uns gemeinsam für die Belange der Bürger weiter einsetzen und das Beste für unsere Stadt umsetzen."

Die SPD gratuliere auch den anderen Bewerbern Anabel Hirsch sowie Gerd Kunzmann, "die ebenfalls mit viel Herzblut und Engagement ihre Visionen für Calw im Wahlkampf vorgestellt haben". Bernhard Plappert spricht im Namen seiner CDU-Fraktion dem Gewinner ebenfalls seine Glückwünsche aus. "Wir wünschen ihm viel Erfolg und uns eine gute und konstruktive Zusammenarbeit."

Hoffen auf konstruktive Zusammenarbeit

Genügend Arbeit für Kling hat Plappert schon ausgemacht: "Wir hoffen, dass die drängenden Probleme wie die Attraktivitätssteigerung der Innenstadt und des Marktplatzes (...) ein Nahverkehrskonzept zur Anbindung des Klinik Campus bis 2022, um nur einige ganz dringende Probleme anzuführen, zeitnah und kooperativ mit dem Gemeinderat und den Bürgern angepackt werden", meint er.

Die Neue Liste Calw bedankt sich "bei allen Bürgern, welche durch ihre Stimmabgabe das Interesse an unserer Stadt bekundet haben", sagt ihr Fraktionsvorsitzender Hermann Seyfried. Knapp 40 Prozent der Wahlberechtigten hätten ein eindeutiges Votum ausgesprochen und eine klare Zielsetzung für die kommenden Jahre vorgegeben. "Der künftige Oberbürgermeister Florian Kling hat in seinem Wahlkampf vor allem auch Jugendliche und junge Calwer berührt und neugierig auf Kommunalpolitik gemacht", betont Seyfried. "Auch Bürgerbeteiligungen, Integration, Workshops und das Versprechen zur Mitwirkung im Vorfeld wichtiger Entscheidungsfindungen dürfte ein weiterer Garant für den Wahlerfolg gewesen sein", vermutet der Fraktionsvorsitzende. Den von den Wählern gewünschten Weg gelte es nun aufzunehmen und von allen Gremien und deren Mitgliedern geschlossen zu begleiten und zu unterstützen.

Entsetzt über magere Wahlbeteiligung

Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) ist vor allem über die "katastrophale Wahlbeteiligung" von mageren 39,7 Prozent entsetzt. "Wir müssen schauen, was man auf kommunaler Ebene hätte tun können, um mehr Leute zum Wählen zu motivieren", grübelt der Fraktionsvorsitzende. Zum Wahlergebnis selbst hat er eine klare Meinung: "Es ist gut, dass es deutlich war am Ende. Jetzt muss man konstruktiv und positiv in die Zukunft schauen." Ott hat für beide unterlegene Kandidaten warme Worte übrig: "Mir hat es für Herrn Kunzmann und Frau Hirsch leidgetan. Alle drei Kandidaten haben einen engagierten und leidenschaftlichen Wahlkampf bestritten."

Dieter Kömpf, seines Zeichens Fraktionschef der Freien Wähler, gratulierte Kling nochmals und richtete einen flammenden Appell an Gemeinderat und Oberbürgermeister: "Jetzt gilt es, die Entwicklung der Stadt wieder in den Vordergrund zu stellen. Wir müssen jetzt alle am gleichen Ende des Seiles ziehen." Auch Kömpf war von der Wahlbeteiligung enttäuscht.

Man könnte meinen, im Rathaus sei derweil Ruhe eingekehrt, nachdem die Verwaltung in den vergangenen Wochen durch die Wahl auf Trab gehalten wurde. Doch weit gefehlt. Im Moment sei man noch mit der Vorbereitung der Gemeindewahlausschusssitzung beschäftigt, verrät Marion Buck, Fachbereichsleiterin Steuerung und Service am Montagnachmittag. Sei das fertig, müsse der Beschluss des Gremiums öffentlich gemacht und die Unterlagen dem Regierungspräsidium Karlsruhe zur Prüfung vorgelegt werden. "Bis zum Ende der Woche werden uns die Nacharbeiten der Oberbürgermeisterwahl wohl noch beschäftigten", schätzt sie.

Die Wahltage an sich seien ohne größere Probleme über die Bühne gegangen, sagt Buck. Der Neuwahl-Termin sei mit etwas weniger Spannung einhergegangen, "da zum einen die einfache Mehrheit für den Wahlsieg ausreichte und bereits nach der Auszählung der ersten Wahllokale die Favoritenstellung von Herrn Kling bestätigt wurde", führt die Fachbereichsleiterin aus.