Heimatgeschichte: Bis heute sind zahlreiche Fragen, wie der Ort des Geschehens, ungeklärt / Frau wegen Raubmordes verurteilt

Vor genau 200 Jahren fand in Calw die letzte Hinrichtung statt. Gertrude Pfeifflin aus Teinach war wegen Raubmordes vom "Criminalsenat Eßlingen" zum Tode mit dem Schwert auf dem Blutgerüst verurteilt worden. Doch wo wurde damals das Urteil vollzogen?

Calw. Im Juni 1817 wurde der Leichnam einer älteren Frau in der Rotmurg im "Baiersbronner Oberthal" gefunden. Trotz starker Verwesung deuteten die schweren Kopfverletzungen auf einen gewaltsamen Tod hin. Da die Tote keine Papiere bei sich trug, war lange nicht klar, um wen es sich handelte. Lediglich ihre Kleidung ließ vermuten, dass sie aus dem Raum Horb oder Rottenburg stammen müsste. Durch die Bekleidung konnte dann auch ermittelt werden, dass die Getötete sich mit einer jüngeren Frau, Gertrude Pfeifflin, schon einige Tage in der Gegend aufgehalten und beide kurz zuvor auf dem Hof Eulengrund übernachtet hatten. Pfeifflin und ihre Mutter, die Witwe Kleinbub aus Teinach, wurden daraufhin mit Steckbriefen gesucht.

Sie konnten am 26. Juli 1817 bei ihrer Rückkehr aus dem badischen Gebiet, an der damaligen württembergischen Grenzstation in Schönmünzach, verhaftet werden. Das Oberamt Freudenstadt hatte die Generaluntersuchung und das Kriminalamt Calw die Spezialinquisition gegen die Beschuldigten zu führen. Die Verhöre ergaben unterschiedliche Ergebnisse, so dass auf Veranlassung des Kriminalamts der Konditor Demmler mit den Frauen im Calwer Gefängnis ein religiöses Gespräch führte.

Danach legte die 26-jährige Gertrude ein umfassendes Geständnis ab. Dabei ergab sich, dass sie die 60-jährige Anna Maria Blocher von Nordstetten mit einem unterwegs gestohlenen Beil erschlagen und ausgeraubt hatte. Beide Frauen kannten einander. Blocher hatte Pfeifflin zuvor angeboten, sie ins Badische zu begleiten, wo sie Handel trieb. Blocher hatte erhebliche Barmittel und Wertpapiere bei sich, was an Pfeifflin nicht unbemerkt vorüberging.

Rund ein Jahr nach der Tat wurde Pfeifflin vom "Criminalsenat Eßlingen" wegen Raubmords zum Tode mit dem Schwert verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 28. August 1818 in Calw auf dem Blutgerüst, wie aus den Akten beim Staatsarchiv in Ludwigsburg hervorgeht.

Recherche gestaltet sich wegen fehlender Hinweise schwierig

Aber wo stand damals das Blutgerüst? Auf dem Calwer Marktplatz oder erfolgte die Hinrichtung auf dem Schafott im Wimberger Wald? Beide Orte werden in Publikationen über die Hinrichtung genannt, leider aber ohne Angabe der Informationsquelle. Um endlich Licht ins Dunkel zu bringen, wird seit einiger Zeit vom Stadtarchiv Calw hierzu intensiv recherchiert, was sich aber wegen fehlender Hinweise, als sehr schwierig und aufwändig darstellt. Fest steht, dass es nach einem Bericht des Ministeriums des Innern des damaligen Königreichs Württemberg im März 1812 in der Landvogtei und Stadt Calw keinen Galgen mehr gab und auch keine andere Richtstätte. Der Galgen auf der Höhe Heumadens wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert aufgegeben. Aber wann und von wem wurde das Schafott gebaut und fanden dort überhaupt Hinrichtungen statt? Fragen, die bis heute nicht eindeutig zu beantworten sind.