Noch immer wird nach dem vermissten 30-Jährigen gesucht. (Symbolfoto) Foto: Eich

Seher meldet sich: Michael Schneider glaubt zu wissen, wo er ist. Suche dauert an.

Calw - Seit einer Woche wird Simon K. vermisst. Die Polizei sucht nach dem 30-Jährigen, der sich zuletzt in einer Klinik in Hirsau aufhielt – bislang erfolglos. Nun hat sich ein angeblicher Seher gemeldet. Michael Schneider glaubt zu wissen, wo sich der Gesuchte befindet. Und er lässt auch nicht locker, als die Polizei ihn dort nicht findet.

Zuletzt wurde Simon K. am Samstag, 2. Februar, gesehen. Da er sich vermutlich in einer psychischen Ausnahmesituation befindet, sei eine hilflose Lage nicht auszuschließen, hieß es wenige Tage nach seinem Verschwinden vonseiten der Polizei. Obwohl mit einem Hubschrauber sowie Rettungshunden gesucht wurde, fehlt immer noch jede Spur von ihm.

Nun hat sich ein selbsternannter Seher zu Wort gemeldet, der glaubt zu wissen, wo der Vermisste sich befindet. Auf einer digitalen Karte hat Michael Schneider einen konkreten Punkt markiert, in einem Waldstück zwischen Beinberg und Hirsau, unterhalb des Kollbachs. "Ich kann mich immer auch täuschen, komplett oder en détail", schreibt er in einer E-Mail, die an unsere Zeitung sowie den Kriminaldauerdienst Karlsruhe ging. Jedoch empfehle Schneider, an besagter Stelle nachzusehen – insbesondere, solange keine anderen vielversprechenden Hinweise vorliegen.

Auch für die Polizei sei es nicht alltäglich, Hinweise von Sehern zu bekommen, meint Christina Krenz vom Polizeipräsidium (PP) Karlsruhe. Konkreten Hinweisen gehe man aber in der Regel nach. In diesem Fall jedoch hatte die Polizei den Ort, den Schneider markiert hatte, bereits abgesucht. Ohne Ergebnis.

Der Seher hält dennoch an seiner Aussage fest. Immerhin habe er schon öfters erlebt, dass er der Polizei anderenorts einen Hinweis gegeben habe, dieser zuerst als falsch eingestuft wurde und sich schließlich doch als wahr herausgestellt habe. So zum Beispiel vor wenigen Wochen in Rostock im Fall einer vermissten Frau. Dort hatte Schneider ihren Aufenthaltsort genannt, die Polizei hatte die Suche jedoch für erfolglos erklärt. Tage später fanden Familienangehörige die Frau dann doch. Dort, wo der Seher es vermutet hatte. Schneider ist deutschlandweit aktiv. Er wird oft von Angehörigen verständigt oder meldet sich selbst bei der Polizei.

Empfang nicht immer klar

"Ich habe keine Glaskugel oder andere Hilfsmittel", betont er im Gespräch mit unserer Zeitung. Vielmehr sehe er sich ein Bild an, solange bis seine innere Stimme sich melde. Dann wisse er, ob der Mensch (oder das Tier) noch lebe. "Da irre ich mich höchst selten", betont Schneider. Doch wie soll das funktionieren? "Ich bin sehr gottgläubig und hellhörig", erklärt er. "Ich bin sozusagen ein Radioempfänger für Gott und seine Helfer da oben. Der Empfang ist aber nicht immer klar." Dies liege aber an ihm, nicht an Gott. "Ich habe wie jeder Mensch Tagesverfassungen, bin also auch fehlbar", meint er.

Der ehemalige Polizeireporter arbeitet mithilfe von Karten. Sein Finger bleibt an einer Stelle stehen, dies überprüfe er dann noch mehrmals. "Ich bin mir bewusst darüber, dass ich Man-Power in Anspruch nehme, deshalb will ich mir sicher sein." Ein Scheitern nehme er aber in Kauf. "Mein Motto ist: Wer es wagt, der kann scheitern, wer es nicht wagt, der ist schon gescheitert", meint er.

Die Polizei ist unterdessen weiter auf der Suche nach Hinweisen über den Verbleib des 30-Jährigen. "Wir haben acht Hinweise erhalten, aber keine heiße Spur bislang", meint Sabine Doll vom PP Karlsruhe. Keine der Informationen habe bisher zu einem weiteren Ansatz geführt. "Wir hoffen weiter darauf, ihn zu finden. Hoffentlich lebend – das wäre schön", meint Doll.

Der Vermisste ist etwa 1,80 Meter groß und schlank. Er hat kurzes, blondes Haar und ist vermutlich bekleidet mit Jeans, einer grauen Winterjacke und einer Wollmütze mit blauem Emblem und weißem Stern. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich beim Kriminaldauerdienst unter der Nummer 0721/6 66 55 55 zu melden.