Konzert: Holzbronner Liederkranz nimmt seine Zuhörer in die Welt der Chansons und Musicals mit
"Es war ein großer Genuss, euch zu erleben." Das sagte eine nette ältere Dame zu Chorleiter Simon Zimmermann nach dem Konzert.
Calw-Holzbronn/Stammheim. Das Urteil traf den Nerv eines begeisterten Publikums im Foyer des Maria von Linden-Gymnasiums Stammheim. Mit Herzblut hatte die Holzbronner Liederkranzfamilie monatelang ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. Trotz einer üppigen Länge von mehr als zwei Stunden prägte Kurzweil das Geschehen von der ersten bis zur letzten Minute. Viele Musikliebhaber folgten der Einladung des rührigen Liederkranzes zu einem Ausflug in die Welt der Chansons und Musicals. Passend zum Muttertag war das Motto geschickt gewählt.
Begleitet von Geräuschen
Liebe und andere Abenteuern waren angekündigt. Das machte Lust auf die Chöre. Vorsitzende Daniela Gießner begrüßte mit einem anerkennenden Lob für den eifrig übenden und singenden Nachwuchs des Vereins die ersten Akteure des Abends. Unter der Leitung von Zuzana Kissova fragten zehn Liederkranz-Spatzen mit dem Hundert-Fragen-Lied Erwachsenen Löcher in den Bauch. Sie erzählten von Prinzessin Gruselkuss und begaben sich in den Urwald, begleitet von entsprechenden Geräuschen. Zuletzt waren auch die Kleinsten im Spatzennest in der Lage, das in Englisch gesungene "Count on me" auswendig zu intonieren. Gemeinsam mit dem gemischten Chor huldigte man der Frühlingszeit: "I believe in Springtime".
Mit geistreich heiteren Wortbeitragen weckte Ansager Sven Gießner die Neugier des Publikums auf die jeweils folgenden Ensembles. Ein ums andere mal wurde der rote Themenfaden des Abends, nämlich die Liebe, sicht- und hörbar. Mit einem Gläschen Sekt überraschte der Conférencier eine Dame aus dem Publikum. Diese hatte bei einem Wort Rätsel als Erste das zu erratende Wort ("Liebe") gerufen.
Die Überleitung zu den Themensongs des gemischten Chores unter der fröhlich anmutenden Leitung von Simon Zimmermann war geglückt. 13 Männer- und 18 Frauenstimmen waren von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. In drei weiteren liebestrunkenen Schlagern erzielten die Protagonisten ein wohltuendes harmonisches Klangbild. Das Gesicht des Chorleiters verriet: Er und die Sänger mögen und verstehen sich.
Gestenreich kommunizierte Zimmermann mit seinen Schützlingen auf der Bühne. Von Anfang bis Ende übertrug sich seine fröhliche Art auf Chor und Publikum. Geprägt wurde manches Stück durch die unterschiedlichen Tonstärken. Interessant und einfach schön hörte es sich beispielsweise an, wenn vom piano ins forte und zurück gewechselt wurde. Niveauvoll ließ der Frauenchor mit dem Grammy Awart Hit "The Rose" von sich hören. Es gelang den Damen, ganz viel Gefühl in den Saal zu zaubern, was Bedächtigkeit hervorrief. Der folgende Beifall war entsprechend laut und lang.
Dass Männer Gefühl genauso können wie Frauen, bewies der Männerchor. Sie verehrten "Aura Lee". Zudem verrieten sie, jede Frau trage ein süßes Geheimnis in sich. Doch Männer können eben auch anders.
Beim "Nur für Dich" brach das Publikum in schallendes und herzhaftes Gelächter aus. Kein Wunder bei der Beschreibung einer beendeten Liebesbeziehung wie "ich hab nur für Dich gesagt, dein blaues Kleid sei nett – das war gelogen – denn Dein Hintern wirkte ungewöhnlich fett".
In die gleiche Kerbe schlug auch der Moderator Gießner. Er rezitierte den lustig anmutenden, aber auch tiefgründigen Text von Bodo Wartke (Titel: Ja Schatz) "Ich liebe sie nicht mehr. Sie behandelt mich wie Dreck. Früher liebt’ ich nichts so sehr wie sie. Jetzt will ich nur noch weg."
Spätestens hier war die Frage erlaubt, ob mit den "anderen Abenteuern" im Veranstaltungstitel auch gemeint war, dass jede Medaille eine Kehrseite hat. So auch die der Liebe.
Kurzweiliger Gesangsabend
Zwei Solodarbietungen drückten dem Liederabend einen besonderen Stempel auf. Leonhard Gießner erzählte mit seinem kunst- wie gefühlvollen Saxophonspiel zwei Episoden aus der Westside Story. Der gemischte Chor folgte mit einem weiteren Bernstein-Hit in die Welt des Musicals. Petra Neururer entführte mit einem Solostück in die Chanson-Szene.
Anhaltender Beifall war der Lohn für einen kurzweiligen und wunderbaren Gesangsabend. Am Flügel begleiteten Simon Zimmerman sowie der Herrenberger Kirchenmusiker und Organist Raphael Layher mit exzellenten Tastenspielen. Der gemischte Chor sorgte mit drei klangvollen und melodischen Vokalstücken für einen perfekt harmonischen Abschluss. Die Zugabe "es war ein Mädchen und ein Matrose" setzte einen gelungenen Schlussakkord unter dieses leidenschaftliche Frühjahrskonzert.