Das Team um die Geschäftsführer Bernd Szypulski (links) und Karsten Schmidt (hinten, Zweiter von links). Foto: In|Es GmbH Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Software-Unternehmen "iN|ES" seit August komplett selbstständig

Calw. Schon 1976 gründete Erwin Walter in Calw die Software-Firma "sib Walter & Partner GmbH". Die gibt es unter diesem Namen zwar nicht mehr – 40 Jahre später entsteht jedoch die "iN|ES GmbH" in der Hesse-Stadt. Und obwohl die technische Entwicklung in dieser Zeit beachtliche Fortschritte hingelegt hat, arbeitet die "iN|ES GmbH" im Kern immer noch mit dem System, dass Walter damals erfunden hat: "infra".

Bei "infra" handelt es sich um ein ERP-System, mit dessen Hilfe kleine bis mittelständische Firmen vornehmlich in der Fertigungsbranche ihre firmeninternen Prozesse in der Produktion, im Einkauf und im Verkauf unterstützen können. Damals, als Walter es erfunden hat, war ein derartiges System auf PC-Basis in diesem Marktsegment noch etwas völlig Neues. Heute: "Der Kern eines Unternehmens", fasst einer der Geschäftsführer, Karsten Schmidt, zusammen. Nach wie vor werde "infra" am Markt betreut und weiterentwickelt.

Bis die Zukunft des Systems jedoch gesichert war, musste einiges geschehen. So wurde die "sib Walter & Partner GmbH" zunächst an eine amerikanische Firma verkauft, umfirmiert, wieder verkauft, umfirmiert und wieder von einer anderen Firma übernommen. In dem amerikanischen Konzern Infor habe man mit "infra" keinen guten Stand gehabt, erklärt Schmidt. "Wir waren ein kleines Rädchen." Als 2016 eine weitere Umstrukturierung der Firma geplant war, zogen Schmidt und sein Geschäftspartner Bernd Szypulski die Reißleine. "Wir hatten die Mission ›infra‹ zu retten." Darum gründeten sie die "iN|ES GmbH" – zurück zu den Wurzeln in Calw. Von dem Konzern Infor, der nach wie vor die Rechte an dem System inne hat, bekamen die beiden Unternehmer die Erlaubnis, Kundenprojekte zu betreuen, die mit "infra" zusammenhängen.

Alte Mannschaftsgröße

Seitdem wächst die Firma stetig. "Wir sind vom eigenen Wachstum überollt worden", meint Schmidt. Die Büroräume in der Hindenburgstraße in Calw – weitere gibt es in Bremerhaven und Konstanz – reichen bald nicht mehr aus. "Es wird eng", meint der Geschäftsführer. "Wir müssen bald was Neues suchen." Von den 13 Mitarbeitern waren einige schon früher bei der Softwarefirma angestellt, während der bewegten Zeit aber zu anderen Unternehmen gewechselt. So auch Annett Hauser, Assistentin der Geschäftsführung. "Jetzt sind viele wieder dabei." Ziel sei es langfristig, die alte Mannschaftsgröße von rund 30 Personen wiederherzustellen. Derzeit sei man dabei für "infra", das "in die Jahre gekommen ist", wie Schmidt zugibt, ein Nachfolgeprodukt zu entwickeln, es auf eine neue Plattform zu bringen.

Offen steht der "iN|ES GmbH" diese Möglichkeit erst seit diesem August. Seither gibt es einen Vertrag mit der Infor GmbH (Deutschland), dass das Calwer Unternehmen, was das Produkt angeht, komplett autark handeln kann. Lediglich die Rechte daran behält der Konzern. "Das ermöglicht neuen Freiraum", freuen sich Hauser und Schmidt. Und neue Kunden habe dieser Schritt auch beschert. "Das ist ein Ereignis, das stolz macht."