Am Nachmittag gab es eine Improvisationstheater-Vorstellung für Kinder. Foto: Henriques Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: "ARTgenossen" aus Stuttgart unterhalten Publikum beim Nackten Theater mit Improvisations-Show

Beim Nackten Theater in der Volkshochschule (VHS) Calw war dieses Mal das Publikum gefragt: Mit Ideen und Anregungen bestimmten sie den Verlauf des Improvisationstheaters mit der Gruppe "ARTgenossen".

Calw. "Wundern sie sich nicht – wir wollten nicht unser Altpapier entsorgen, die Zeitungsseiten auf Ihren Plätzen brauchen Sie im Verlauf der Vorführung noch", erklärte der Calwer Volkshochschul-Chef Sebastian Plüer den eintreffenden Besuchern und sorgte so schon mal für vorfreudige Spannung. Was hatten die drei im Nackten Theater schon aus dem Vorjahr bekannten "ARTgenossen" aus Stuttgart, als da sind Kerstin Manz, Rüdiger Ewald und Böny Birk, wohl diesmal an spontanen und komischen Einfällen zu bieten mit ihrem Programm "Paparazzi"? Die Besucher kamen so zahlreich, dass schließlich alle Plätze, auch die auf der Galerie, besetzt waren.

Wenn sich wildfremde Menschen unter lautstarken Freudenbekundungen übers Wiedersehen in den Armen liegen, ist das ein Aufwärm-Impro-Theater des Publikums. Für manchen sicher ein großer Schritt aus der eigenen Komfortzone – die "Betriebstemperatur" im Raum brachte dieser Einstieg jedoch aus dem Stand auf einen Spitzenwert.

Das Publikum lieferte sodann mit Schlagzeilen, kleinen Meldungen, einem Foto, dem Wetterbericht oder Bekanntschaftsanzeigen aus den ausliegenden Zeitungsseiten die Stichworte für ein Feuerwerk aus spitzenmäßiger Unterhaltung. Wortwitz, Spontanität, schräge Einfälle, Theatralik mit ausgeprägtem Gestenreichtum und nicht zuletzt wandelbare sangliche Qualitäten boten die beiden Schauspieler Manz und Erhard auf. Ihrem improvisatorischen Geschick stand der dritte im Bunde, Pianist Birk zu keiner Sekunde nach, zauberte er doch alle Genres, von seicht bis klassisch, vom Jazz bis zur Oper mit seinen flinken Fingern in die Tasten. Mal reagierte er auf die Akteure, mal setzte er mit einer Melodie den Duktus der Improvisation seiner Kollegen.

Das Publikum ließ sich anstecken von der Spielfreude der drei, gegenseitig stachelte man sich immer wieder an. Die Wettervorhersage "Freundliche Mischung, die Sonne wird häufig von Wolken verdeckt" wurde gesanglich interpretiert im Salsa-Stil mit entsprechend feurigem Tanz als "Du und ich sind eine freundliche Mischung". Die Schlagzeile "Hund beißt Mann" erschuf den imaginären Hund mit Namen "Der macht nichts" und führte zu dessen innersten Gedanken vor dem Biss.

Marionetten bilden finalen Angriff auf die Lachmuskeln

"Reiselustiger Witwer sucht Partnerin mit Frieden im Herzen" versus "Witwe mit Traumfigur, blonde Schönheit, Apothekerin" – die zwei Bekanntschaftsanzeigen mündeten in eine Szenenfolge vom ersten Blind Date auf dem Friedhof bei den Gräbern der Vorgänger über die Kreuzfahrt und das Haus in Apulien bis zum plötzlichen Herztod des Witwers, dem ein nächstes Blind Date der blonden Schönheit, wieder auf dem Friedhof, folgte. "McGiver" und "Mehr Platz für Frauen", Titel zweier Sendungen aus dem Fernsehprogramm lieferten ebenso Ideen für schräge Improvisationen wie die Meldung: "Häkelkunst am Feuersee – die Künstlerin möchte mit ihren kleinen Figuren Randgruppen sichtbar machen" – ein lautstarker Beziehungskrach über die jeweiligen Qualitäten war hier der Höhepunkt.

Den finalen Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer boten die zwei Schauspieler als Marionetten. Sie konnten zwar sprechen, aber sich nicht selbst bewegen. Das übernahmen "freiwillig" Iris und Andreas aus dem Publikum. Über das Verkaufsgespräch für ein Flugzeugmodell schüttete sich das Publikum aus vor Lachen.

Bereits am Nachmittag konnten bei der Show für Kinder der "ARTgenossen" die jungen VHS-Besucher ihre Improvisationsideen bei einer "Superheldenreise" einbringen. Imaginäre Tiere in den Hosentaschen der Kinder wurden auf Lebensgröße "aufgeblasen". Mit ihnen reisten sie ins Superheldenland und bestanden zusammen manch gefährliches Abenteuer.