Veranstaltungsreihe zur Bahn gestartet. Verbindung nach Stuttgart brennt immer noch vielen unter den Nägeln.
Calw - "Frau Merkel, stärken Sie den ländlichen Raum! Ja, zur Hermann-Hesse- Bahn" prangt in großen Lettern auf einem Transparent am Calwer Bahngelände. Dieses Plakat hatten Eisenbahnfreunde in Großformat der Bundeskanzlerin bei ihrem Besuch in Calw gleich mehrmals entgegengehalten.
Dies zeigt, dass der Wunsch nach einer Bahnverbindung in den Raum Stuttgart nach wie vor vielen Bürgern unter den Nägeln brennt. Gleich neben dem Plakat hat sich zum Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe, die die Volkshochschule Calw und der Verein zur Erhaltung der Württembergischen Schwarzwaldbahn (WSB) jetzt gemeinsam anbieten, eine Gruppe interessierter Bürger eingefunden.
Der letzte Fahrdienstleiter am Calwer Bahnhof, Winfried Fenske, und der WSB-Vorsitzende Roland Esken nahmen die Besucher mit in die nostalgisch-technische Welt eines Bahnhofs, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach damals modernsten Erkenntnissen geschaffen wurden. Was heute an Bahnhöfen fast nur noch automatisch abläuft, erforderte vor 140 Jahren noch großen körperlichen Einsatz. Dies zeigte sich beim Besuch des Stellwerks, wo Hebel mit großem Aufwand betätigt wurden. Vor allem die Umstellung der Weichen von Hand erforderte so viel Kraftanstrengung, dass sie von Frauen kaum zu leisten war.
Nach der ausführlichen Besichtigung der beiden Stellwerke und bahntechnischen Erklärungen ging es weiter zu den Resten der ehemaligen Werkstätten, wo leichte Schäden an Bahnfahrzeugen behoben werden konnten. Hier war eine Grube, die es den Mechanikern möglich machte, auch von unten an die beschädigten Wagen heranzukommen. Immer wieder gab es auch Schilder zu sehen, die symbolhaft oder in der Fachsprache entsprechende An- weisungen vermittelten. Ein weiterer Ort war ein Luftschutzbunker unmittelbar beim Calwer Bahnhof, der während des Krieges den Bahnbediensteten bei Luftangriffen Schutz bot.
Natürlich war das Interesse der Besucher auch darauf gerichtet, ob denn in absehbarer Zeit die S-Bahn-Verbindung Calw-Renningen zustande kommt. Wie berichtet, sind die Verhandlungen mit dem Bund in dieser Frage bisher ohne Erfolg geblieben. Jetzt ruhen alle Hoffnungen auf entsprechende Zuschüsse vom Land Baden-Württemberg. Außerdem dränge die Zeit, da das Projekt bis zum Jahr 2019 abgerechnet werden müsse, wie bei der Besichtigung betont wurde.