Der Süddeutsche Kantatenchor und das Orchester Collegium Cantabile begeisterten in der Calwer Stadtkirche Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Der Süddeutsche Kantatenchor und das Orchester Collegium Cantabile in der voll besetzten Calwer Stadtkirche

Mit der Messe in h-moll von Johann Sebastian Bach begeisterten der Süddeutsche Kantatenchor und das Orchester Collegium Cantabile in der voll besetzten Calwer Stadtkirche.

Calw. Unter der Leitung von Dirigent und Musikpädagoge Werner F. Gann, der in Calw kein Unbekannter ist, präsentierten die Sänger und Instrumentalisten die Messe, die als eines der größten Kunstwerke der Menschheit gilt. Bachs Originalhandschrift der Partitur wurde 2015 gar von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben.

In erster Linie der Aufführung geistlicher Werke haben sich Sänger und Musiker der beiden Ensembles, die zu diesem Zweck aus dem gesamten süddeutschen Raum zusammenfinden, verschrieben. Das Weihnachtsoratorium und die Johannes-Passion von Bach, der "Messias" von Georg Friedrich Händel, Josef Haydns "Die Schöpfung", "Stabat Mater" von Antonin Dvorák und das "Deutsche Requiem" von Johannes Brahms wurden unter anderem in der Vergangenheit einstudiert und aufgeführt. In projektbezogener Probenarbeit und gemeinsamen Probenwochenenden bereiteten Chor und Orchester sich auch dieses Mal konzentriert und intensiv auf die beiden Aufführungen vor. Bevor die Messe in Calw zu Gehör kam, wurde sie bereits in der katholischen Kirche in Marbach aufgeführt.

Wesentlichen Anteil am Gelingen der Aufführungen des Süddeutschen Kantatenchors und des Collegium Cantabile hat Gann, der von 2005 an mehrere Jahre am Calwer Hermann Hesse-Gymnasium tätig und maßgeblich am Aufbau des Musikprofils der Schule beteiligt war. Mit dem Chor und dem Orchester der Schule gab er in der Zeit seines Wirkens ebenfalls viel beachtete Aufführungen. Den Süddeutschen Kantatenchor gründete Gann bereits 1988 und baute das stimmliche Potenzial des Chors kontinuierlich aus. Eng verbunden mit dem Chor ist der feste Stamm des Collegium Cantabile, das je nach Anforderung des aufzuführenden Werks durch weitere Musiker ergänzt wird.

Eine enge Verbundenheit der Mitglieder beider Ensembles besteht nicht zuletzt durch das gemeinsame Ziel, große Werke geistlicher Musik möglichst lebendig wiederzugeben. Die solistischen Partien der h-Moll-Messe übernahmen in Calw Sopranistin Ines Sharif, die dynamisch und mit warmem Klang überzeugte, sowie Jolanta Michalska-Taliaferro, die wegen eines Infekts nicht ihre eigentliche stimmliche Brillanz und Kraft zum Ausdruck bringen konnte. Mit Georg Kalmbach (Tenor) und Jan Sauer (Bass) übernahmen ehemalige Aurelius Sängerknaben die männlichen Solostimmen.

Höchstes Niveau

Mit der Aufführung in Calw gelang es den rund 90 Musikern gemeinsam mit den Solisten unter Leitung von Dirigent Gann die liturgischen Elemente der Messe vom Kyrie über Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus, Hosianna und Agnus Dei bis hin zur Friedensbitte nicht nur musikalisch auf höchstem Niveau erklingen zu lassen. Die Zuhörer wurden in dem rund zweistündigen Konzert mit hineingenommen in Bachs großartige und in ihrer Symbolik tiefschürfende Komposition. Gefühlvoll akzentuierten Chor und Orchester die Kontraste von schwebend sanft über kraftvoll und imposant bis hin zu jubilierend und lebendig, schwermütig und düster die geistlichen Inhalte der Messe. Als der letzte Ton der Friedensbitte "Dona nobis pacem" verklungen war, herrschte in der Stadtkirche für einige Sekunden absolute Stille, bevor der wohl verdiente Applaus der begeisterten Zuhörer für das überwältigende Klangerlebnis, das die Musiker beschert hatten, einsetzte.