Das Team der Volkshochschule möchte frohen Mutes in das neue Semester und ins Jubiläumsjahr starten. Foto: VHS Calw

Volkshochschule Calw feiert 50. Geburtstag. Ausnahmsweise kein Schwerpunkt. Weg aus der Krise.

Calw - Für die Volkshochschule Calw (VHS) war das vergangene Semester – um es flapsig auszudrücken – ein Schuss in den Ofen. Rund 60 bis 90 Prozent aller Kurse fielen wegen der Corona-Pandemie aus, schätzt Leiter Sebastian Plüer. In das kommende Semester, das am Dienstag, 15. September, beginnt, startet die VHS mit neuem Mut.

Die wohl größte Veränderung im neuen VHS-Semester gegenüber den vorherigen ist wohl, dass es dieses Mal keinen thematischen Schwerpunkt geben wird. Zu knapp sei die Zeit gewesen, meint Plüer, zu schwer die Bedingungen. Gestaltet werden muss das Deckblatt des Programmhefts freilich trotzdem. Da trifft es sich gut, dass die VHS Calw im Januar 2021 ihr 50-jähriges Bestehen feiert und das Cover dementsprechend verzieren kann. Allein die Geburtstagsparty muss vorerst ausbleiben. Aber, meint Marieke Henriques, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit bei der VHS, das könne man ja vielleicht im Sommer nachholen. "Die Welt soll erstmal wissen, dass wir 50 Jahre alt sind", schmunzelt Plüer.

Für Sicherheit ist gesorgt

Was beim Durchblättern des neuen Programmhefts sofort auffällt: Es ist dünner als sonst. 104 statt sonst rund 130 Seiten. Was daran liegt, dass etwa 50 Veranstaltungen weniger angeboten werden. Insgesamt 500 Präsenzkurse plus knapp 50 Onlineangebote wird es im Semester 20/21 geben, sagt Plüer. Dass die Veranstaltungen, die online von zu Hause aus absolviert werden können, inzwischen gut zehn Prozent aller Kurse ausmachen, ist neu bei der Calwer VHS. Üblicherweise habe das Online-Angebot nur einen marginalen Anteil ausgemacht, erläutert Plüer. Zudem sei es ausschließlich auf den Berufsbildungs-Bereich beschränkt gewesen – der jetzt quasi nur noch Online-Kurse bietet. Inzwischen aber finden auch viele Sprachkurse und Vorträge per Internet statt. "Das funktioniert gut", sind sich Plüer und Henriques einig. In Bezug auf die Sprachkurse besser, je höher das Sprachniveau. Im kommenden Semester werden noch sieben Sprachen gelehrt. Drei fallen vorerst weg: Russisch, Norwegisch und Ungarisch. Schwedisch und Türkisch, die Sprachen, die seltener nachgefragt werden, werden künftig nur noch virtuell unterrichtet.

Doch eines ist für die Verantwortlichen klar: Online-Kurse sollen die Präsenzveranstaltungen ergänzen und sie nicht ersetzen. "Die Menschen gieren nach Kontakt", ist sich der VHS-Leiter sicher. Für die Sicherheit der Teilnehmer sei dabei gesorgt. Es gebe laut Henriques getrennte Ein- und Ausgänge, Desinfektionsmittel und eine Maskenpflicht, wenn man im Haus unterwegs ist. Auf den Sitzplätzen im Unterrichtsraum angekommen, könne man diese absetzen. Die Teilnehmerzahlen aller Kurse seien so begrenzt, dass der Mindestabstand eingehalten werden kann. Das wiederum bedingt aber auch eine Anmeldung zu allen Veranstaltungen – auch zu Vorträgen, zu denen Interessierte üblicherweise auch spontan kommen konnten.

Was die Themen anbelangt, deckt die VHS Calw ein breites Spektrum ab: Antisemitismus findet sich mehrfach im neuen Programm, in einem Vortrag geht es um Verschwörungstheorien (4. November) oder auch um den Einsatz in der Bundeswehr (13. November). Laut Plüer in Calw gerade deshalb interessant, weil man mit dem Kommando Spezialkräfte (KSK) eine Einheit "direkt vor der Haustür" habe. Zudem wolle man über den Tellerrand hinausschauen und sich der Situation in anderen Ländern widmen: dem Wahlkampf in den USA (unter anderem am 24. November), den Minderheiten in China (18. November) oder dem Verhältnis zwischen Europa und der Türkei (27. Januar).

Im Bereich "Kunst – Kultur – Gestalten" hebt Henriques besonders zwei Webinare zur Videoproduktion mit dem Smartphone hervor. Diese seien schon vergangenes Semester super angenommen worden, schwärmt sie. Das "Nackte Theater" der VHS hingegen pausiert die kommenden Monate. Es sei aber nicht tot, versichert Plüer. Bei der "Jungen VHS" gibt es im Programmheft eine neue Aufteilung, getrennt nach Angeboten für Kinder und Jugendliche. Viele der dortigen Kurse seien Nachholtermine aus dem vergangenen Semester, sagt Henriques. Gerade in Sachen "Schul-fit" habe man sich breiter aufgestellt und wolle damit konkreter auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen. Aller Voraussicht nach werde es bei der "Jungen VHS" zusätzliche Angebote geben, die noch nicht im Programmheft zu finden sind, kündigt sie an. Deshalb lohne es sich laut Henriques regelmäßig die Homepage der VHS zu besuchen.

Das erste Mal wird das gedruckte Exemplar des Programmhefts dieses Semester nicht in alle Haushalte verteilt. Ohnehin sei die VHS Calw eine der letzten in der Region gewesen, die das noch getan habe. Die 12 000 Hefte sollen stattdessen vermehrt in Rathäusern und sonstigen Einrichtungen zur Mitnahme bereit liegen.

Plüer und Henriques hoffen nun, dass die Kurse im neuen Semester gut angenommen werden. Und die VHS nach der schweren Krise nun wieder in "normales Fahrwasser" kommen kann.